Anleihen: Weitere Zinserhöhungen eingepreist


28.04.23 15:30
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - BIP-Wachstum in den Euroländern, Verbraucherpreise und Arbeitsmarktdaten in Deutschland - angesichts der Flut an Konjunkturdaten heute ist die Anspannung groß, so die Deutsche Börse AG.

"Die Volatilität ist hoch", berichte Rainer Petz, der für Oddo BHF Anleihen handele. In den USA sorge auch der erneute Streit um die Schuldenobergrenze für Nervosität.

Zudem würden die Sorgen um eine Bankenkrise wieder hochkochen: Nachdem die US-amerikanische Regionalbank First Republic Anfang dieser Woche ihren Quartalsbericht veröffentlicht habe, sei die Aktie abgestürzt. Auf der anderen Seite stünden überraschend starke Konzernzahlen. Die hätten die Wall Street am gestrigen Donnerstag angetrieben.

Die Renditen seien im Wochenvergleich zurückgegangen: Zehnjährige Bundesanleihen würden am Freitagmittag mit 2,36 Prozent nach 2,45 Prozent vor einer Woche rentieren.

In der kommenden Woche stünden gleich zwei wichtige Notenbankentscheidungen an: Am Mittwoch tage die US-Notenbank, am Donnerstag die EZB. Für die USA werde eine kleine Zinserhöhung von 25 Basispunkten erwartet, von manchen auch eine "Pause". "Da die Sorgen um mittelgroße US-Banken zuletzt wieder zugenommen haben, preist der Geldmarkt einen Zinsschritt um 25 Basispunkte nicht komplett ein", bemerke Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Der US-Arbeitsmarkt sei aber nach wie vor stark, die Bankenturbulenzen würden seiner Einschätzung nach auf den Sektor begrenzt bleiben. "Daher erwarten wir letztlich eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte."

Für die EZB würden von Bloomberg befragte Volkswirte eine Erhöhung von ebenfalls 25 Basispunkten prognostizieren. Grund für das gedrosselte Tempo der Zinserhöhungen sei der Rückgang der Bankenkreditvergabe, gleichzeitig seien die Inflation hartnäckig und die Konjunktur überraschend robust geblieben.

Die heute veröffentlichten Zahlen für das BIP-Wachstum in Deutschland im ersten Quartal seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Wie das Statistische Bundesamt am Morgen gemeldet habe, habe das BIP im ersten Quartal nach einem Minus von 0,5 Prozent im vierten Quartal 2022 stagniert. Bankökonomen hätten für das erste Quartal im Schnitt mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet.

"Die deutsche Wirtschaft enttäuscht die Konsensschätzung, kann aber eine Rezession vermeiden", erkläre Ralf Umlauf von der Helaba. "Die EZB dürfte sich darin bestärkt sehen, den Zinszyklus noch nicht als beendet zu erklären."

Richtig viel um gehe in der neuen Anleihe der Porsche Automobil Holding SE. "Porsche ist ein echter Umsatzrenner, das haben wir schon lange nicht mehr gehabt", bemerke Rainer Petz von Oddo BHF. Tim Oechsner von der Steubing AG spreche vom "höchsten Trading-Volumen in einem Corporate Bond in diesem Jahr". Die privatanlegerfreundlich gestückelte Anleihe (ISIN XS2615940215 / WKN A351ML) im Volumen von 750 Millionen Euro laufe bis September 2028 und biete einen Kupon von 4,50 Prozent.

"Erwartet wurde zunächst ein Spread von etwa 185 Basispunkten, emittiert wurde sie aufgrund der hohen Nachfrage bei 140 Basispunkten gegenüber Mid Swap, was einer Rendite von 4,57 Prozent bei Emission entspricht", berichte Oechsner. Aktuell handele die Anleihe bei 101,70 Prozent, das ergebe eine Rendite von 4,145 Prozent.

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sehe weiter gute Nachfrage nach Papieren von thyssenkrupp, RWE, E.ON (ISIN XS2574873266 / WKN A30V8A), Deutsche Telekom und VW (ISIN XS1893631769 / WKN A2LQ6C). Diese seien zwischen 2024 und 2029 fällig und würden aktuell von 2,6 Prozent für die Telekom-Anleihe bis 4,3 Prozent für thyssenkrupp rentieren.

Neues komme von BayWa. Der Münchner Agrarhändler und Mischkonzern habe eine Hybrid-Anleihe (ISIN DE000A351PD9 / WKN A351PD) im Volumen von 60 Millionen Euro begeben, mit unendlicher Laufzeit und Kupon von 7,75 Prozent bis zum ersten Call-Termin in fünf Jahren. Die Stückelung betrage allerdings 100.000 Euro. "Dennoch sehen wir Käufe", melde Daniel. (28.04.2023/alc/a/a)





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Kurs Vortag Veränderung Datum/Zeit
102,128 € 101,756 € 0,372 € +0,37% 29.09./18:00
 
ISIN WKN Jahreshoch Jahrestief
XS2615940215 A351ML 103,75 € 100,30 €
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