Erweiterte Funktionen
Anleihen: Renditen bleiben hoch
27.02.23 09:21
Deutsche Börse AG
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Mit Zinssenkungen ist so schnell nicht zu rechnen - das hat auch diese Woche gezeigt, so die Deutsche Börse AG.
Denn die Inflation bleibe hoch: Die Kerninflation im Euroraum habe im Januar einen Rekordwert erreicht, wie die revidierten Daten des Europäischen Statistikamts Eurostat zeigen würden. "Die Zinssorgen sind weiter dominant", berichte Tim Oechsner von der Steubing AG.
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sei diese Woche wieder in Richtung 2,56 Prozent geklettert, dem Hoch von Ende 2022 und dem höchsten Stand seit 2011. Am Freitagmittag seien es mit 2,46 Prozent etwas weniger. Auch die Rendite für zweijährige Bundesanleihen sei leicht zurückgegangen, befinde sich mit 2,89 Prozent aber immer noch auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise.
"Obwohl das Marktumfeld kommende Woche schwach bleiben dürfte, erwarten wir keinen deutlichen Anstieg der zehnjährigen Bundrenditen über die Hochs von knapp 2,6 Prozent", erkläre Anleihenanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. "Mit nachhaltig fallenden Renditen rechnen wir allerdings auch erst nach dem Sommer, wenn die Kerninflation fallen und die EZB die Zinsen nicht weiter erhöhen dürfte."
Die Risikoaufschläge für Europas Peripheriestaaten würden etwas erhöht bleiben, wie Ulrich Wortberg von der Helaba beobachte. Die sehr hohen Niveaus, die im Sommer und Herbst letzten Jahres markiert worden seien, seien aber noch weit entfernt. "Der im März beginnende Abbau des in den letzten Jahren massiv gewachsenen EZB-Anleihebestandes scheint Marktteilnehmer nicht sonderlich zu beunruhigen."
Eine neue dreißigjährige italienische Staatsanleihe (ISIN IT0005534141 / WKN A3LELH) mit Kupon von 4,5 Prozent werde gern gekauft, wie Arthur Brunner von der ICF Bank melde. Außerdem seien Papiere von Irland und Belgien (ISIN BE0000345547 / WKN A19U5T) gefragt, wie Oechsner berichte, ebenso Anleihen des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM. Die drei Letzteren böten aktuell Renditen um 3 Prozent.
Im Geschäft mit Unternehmensanleihen würden Anleger*innen weiter gerne auf bekannte Namen und kurze Laufzeiten setzen. Immerhin gebe es damit mittlerweile 3 Prozent, teils auch über 4 Prozent zu holen. Weiter gesucht seien beispielsweise thyssenkrupp-Anleihen mit 2,875 Prozent Kupon bis Februar 2024 (ISIN DE000A2TEDB8 / WKN A2TEDB). "Die rentieren aktuell mit fast 4 Prozent", wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank melde.
Viel um gehe Oechsner zufolge in Papieren von RWE und Knorr-Bremse. Brunner von ICF sehe eine gute Nachfrage nach VW- (ISIN XS2438616240 / WKN A2LQ6U) und FMC-Bonds (ISIN XS2530444624 / WKN A30VPB) mit Renditen von 4,2 und 4,6 Prozent. Auf den Verkaufslisten fänden sich hingegen die zuletzt sehr beliebten, im Oktober fälligen Grenke-Bonds. "Das sind wohl Gewinnmitnahmen."
Im Geschäft mit Mittelstandsanleihen beobachte Daniel Käufe für die im April 2024 fällige FCR Immobilien-Anleihe mit Kupon von 5,25 Prozent. "FCR hat am 20. Februar eine andere Anleihe zurückgezahlt, die Gelder werden offenbar wieder angelegt." Das Unternehmen habe für 2022 auch gute Zahlen gemeldet und durch aktives Asset Management das Immobilienportfolio erfolgreich weiterentwickelt. Ebenfalls zugegriffen werde laut Brunner bei Papieren (ISIN DE000A289YQ5 / WKN A289YQ) des Solarunternehmens Greencells. Klar verteuert hätten sich diese Woche Anleihen (ISIN DE000A2YN256 / WKN A2YN25) des Metallverarbeiters Schlote mit 6,75 Prozent bis 2024.
Ebenfalls beliebt: Ekosem-Agrar-Papiere. Der Kurs erhole sich auf niedrigem Niveau, aktuell liege er bei 23,50 Prozent. "Totgesagte leben länger", bemerke Daniel. Die Holdinggesellschaft der auf Milchproduktion in Russland ausgerichteten EkoNiva Unternehmensgruppe leide stark unter dem Ukraine-Krieg. "Sollte der Krieg irgendwann einmal zu Ende gehen, dürften die Anleihen stark profitieren."
Deutliche Kursverluste würden diese Woche hingegen die Ende März fälligen Bonds (ISIN DE000A19WVN8 / WKN A19WVN) von R-Logitech verzeichnen, wie Rainer Petz von Oddo BHF berichte. "Der Kurs fiel zuerst von 70 auf 50 Prozent, aktuell sind es wieder 60 Prozent." Das Unternehmen bitte aus "Vorsichtsgründen" seine Anleihegläubiger um eine Laufzeitverlängerung der Anleihe. "Das ist kein gutes Zeichen."
Das schlage sich auch in hohen Umsätzen von Bonds (ISIN DE000A3KRAP3 / WKN A3KRAP) der Metalcorp Group und MRG Finance nieder, die Oechsner von der Steubing AG beobachte. MRG sei die Muttergesellschaft der beiden Unternehmen. Metalcorp habe vergangenes Jahr schon für Schlagzeilen gesorgt, das Unternehmen habe eine Anfang Oktober fällige Anleihe nicht zurückzahlen können.
Auch die angeschlagene Immobiliengruppe Adler Group bleibe Thema: Gläubiger würden Adler nun eine deutlich verlängerte Frist für die Veröffentlichungen der Bilanzen einräumen, dafür sollten sie höhere Zinsen und Adler-Aktien erhalten. Daniel sehe keine Umsätze, etwa in dem bis 2029 laufenden Papier (ISIN XS2283225477 / WKN A287MT) mit 2,25 Prozent. "Mit den Stücklungen von 100.000 Euro ist das ohnehin nichts für die meisten Privatanleger." (Ausgabe vom 24.02.2023) (27.02.2023/alc/a/a)
Denn die Inflation bleibe hoch: Die Kerninflation im Euroraum habe im Januar einen Rekordwert erreicht, wie die revidierten Daten des Europäischen Statistikamts Eurostat zeigen würden. "Die Zinssorgen sind weiter dominant", berichte Tim Oechsner von der Steubing AG.
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sei diese Woche wieder in Richtung 2,56 Prozent geklettert, dem Hoch von Ende 2022 und dem höchsten Stand seit 2011. Am Freitagmittag seien es mit 2,46 Prozent etwas weniger. Auch die Rendite für zweijährige Bundesanleihen sei leicht zurückgegangen, befinde sich mit 2,89 Prozent aber immer noch auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise.
"Obwohl das Marktumfeld kommende Woche schwach bleiben dürfte, erwarten wir keinen deutlichen Anstieg der zehnjährigen Bundrenditen über die Hochs von knapp 2,6 Prozent", erkläre Anleihenanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. "Mit nachhaltig fallenden Renditen rechnen wir allerdings auch erst nach dem Sommer, wenn die Kerninflation fallen und die EZB die Zinsen nicht weiter erhöhen dürfte."
Die Risikoaufschläge für Europas Peripheriestaaten würden etwas erhöht bleiben, wie Ulrich Wortberg von der Helaba beobachte. Die sehr hohen Niveaus, die im Sommer und Herbst letzten Jahres markiert worden seien, seien aber noch weit entfernt. "Der im März beginnende Abbau des in den letzten Jahren massiv gewachsenen EZB-Anleihebestandes scheint Marktteilnehmer nicht sonderlich zu beunruhigen."
Eine neue dreißigjährige italienische Staatsanleihe (ISIN IT0005534141 / WKN A3LELH) mit Kupon von 4,5 Prozent werde gern gekauft, wie Arthur Brunner von der ICF Bank melde. Außerdem seien Papiere von Irland und Belgien (ISIN BE0000345547 / WKN A19U5T) gefragt, wie Oechsner berichte, ebenso Anleihen des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM. Die drei Letzteren böten aktuell Renditen um 3 Prozent.
Viel um gehe Oechsner zufolge in Papieren von RWE und Knorr-Bremse. Brunner von ICF sehe eine gute Nachfrage nach VW- (ISIN XS2438616240 / WKN A2LQ6U) und FMC-Bonds (ISIN XS2530444624 / WKN A30VPB) mit Renditen von 4,2 und 4,6 Prozent. Auf den Verkaufslisten fänden sich hingegen die zuletzt sehr beliebten, im Oktober fälligen Grenke-Bonds. "Das sind wohl Gewinnmitnahmen."
Im Geschäft mit Mittelstandsanleihen beobachte Daniel Käufe für die im April 2024 fällige FCR Immobilien-Anleihe mit Kupon von 5,25 Prozent. "FCR hat am 20. Februar eine andere Anleihe zurückgezahlt, die Gelder werden offenbar wieder angelegt." Das Unternehmen habe für 2022 auch gute Zahlen gemeldet und durch aktives Asset Management das Immobilienportfolio erfolgreich weiterentwickelt. Ebenfalls zugegriffen werde laut Brunner bei Papieren (ISIN DE000A289YQ5 / WKN A289YQ) des Solarunternehmens Greencells. Klar verteuert hätten sich diese Woche Anleihen (ISIN DE000A2YN256 / WKN A2YN25) des Metallverarbeiters Schlote mit 6,75 Prozent bis 2024.
Ebenfalls beliebt: Ekosem-Agrar-Papiere. Der Kurs erhole sich auf niedrigem Niveau, aktuell liege er bei 23,50 Prozent. "Totgesagte leben länger", bemerke Daniel. Die Holdinggesellschaft der auf Milchproduktion in Russland ausgerichteten EkoNiva Unternehmensgruppe leide stark unter dem Ukraine-Krieg. "Sollte der Krieg irgendwann einmal zu Ende gehen, dürften die Anleihen stark profitieren."
Deutliche Kursverluste würden diese Woche hingegen die Ende März fälligen Bonds (ISIN DE000A19WVN8 / WKN A19WVN) von R-Logitech verzeichnen, wie Rainer Petz von Oddo BHF berichte. "Der Kurs fiel zuerst von 70 auf 50 Prozent, aktuell sind es wieder 60 Prozent." Das Unternehmen bitte aus "Vorsichtsgründen" seine Anleihegläubiger um eine Laufzeitverlängerung der Anleihe. "Das ist kein gutes Zeichen."
Das schlage sich auch in hohen Umsätzen von Bonds (ISIN DE000A3KRAP3 / WKN A3KRAP) der Metalcorp Group und MRG Finance nieder, die Oechsner von der Steubing AG beobachte. MRG sei die Muttergesellschaft der beiden Unternehmen. Metalcorp habe vergangenes Jahr schon für Schlagzeilen gesorgt, das Unternehmen habe eine Anfang Oktober fällige Anleihe nicht zurückzahlen können.
Auch die angeschlagene Immobiliengruppe Adler Group bleibe Thema: Gläubiger würden Adler nun eine deutlich verlängerte Frist für die Veröffentlichungen der Bilanzen einräumen, dafür sollten sie höhere Zinsen und Adler-Aktien erhalten. Daniel sehe keine Umsätze, etwa in dem bis 2029 laufenden Papier (ISIN XS2283225477 / WKN A287MT) mit 2,25 Prozent. "Mit den Stücklungen von 100.000 Euro ist das ohnehin nichts für die meisten Privatanleger." (Ausgabe vom 24.02.2023) (27.02.2023/alc/a/a)
Aktuelle Kursinformationen mehr >
Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
87,248 € | 87,287 € | -0,039 € | -0,04% | 04.10./10:54 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
IT0005534141 | A3LELH | 103,25 € | 86,49 € |
Werte im Artikel