Anleihen Zeit für Griechenland drängt


03.02.12 17:11
Deutsche Börse AG

Frankfurt (anleihencheck.de) - Trotz robuster Aktienmärkte stärken Anleger deutschen Staatsanleihen weiterhin den Rücken, so die Deutsche Börse AG.

Der richtungsweisende Bund-Future könne im Wochenvergleich leicht zulegen und notiere am heutigen Freitag bei 139,43 Prozent. "Im Bereich von 140 scheint dem deutschen Rentenbarometer aber erst einmal die Luft auszugehen", meine die Helaba und verweise auf massive Hürden aus technischer Sicht im Bereich zwischen 140,01 bis 140,23.

Mit dem offiziellen US-Arbeitsmarktbericht für den Monat Januar und dem ISM-Serviceindex werde es zum Wochenende noch mal spannend. Ein gesunkener Vierwochendurchschnitt etwa der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf unter 380 Tausend deute auf einen robusten Aufbau neuer Stellen. Stimmungstests gebe es zudem im Euroraum. "Die endgültigen Einkaufsmanagerindices für den Dienstleistungssektor könnten die Rückkehr zur Expansion bestätigen", meine die HSH Nordbank. Damit nehme das Risiko einer tieferen Konjunkturdelle für die Wirtschaft in der Währungsunion ab.

Bei den Verhandlungen über die Höhe des freiwilligen Forderungsverzichts privater Gläubiger Griechenlands scheine eine Lösung in Sicht. Im Raum stehe zunächst ein Forderungsverzicht von 50 Prozent des Nominalwertes der betroffenen Anleihen. Für die zum Tausch angebotenen Langläufer solle es Medienberichten zufolge einen Zinssatz von 3,6 Prozent geben. "Im Gespräch ist zudem eine Art Warrant für die Gläubiger, der höhere Zahlungen in Aussicht stellt, wenn sich die Wirtschaftsleistung in Griechenland verbessert", erkläre ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. "Dieser Optionsschein soll die Zustimmung zu der niedrigeren Verzinsung der Umtauschanleihen erleichtern."

Eine ähnliche Konstruktion habe es bei der Umschuldung Argentiniens gegeben. Anleger hätten zusätzlich zu den niedrig verzinsten Bonds zusätzlich BIP-Kicker (ISIN XS0209139244 / WKN A0DUDM) erhalten. "Diese schütten Beträge in Abhängigkeit des Bruttoinlandsprodukts Argentiniens in den jeweiligen Referenzjahren nach einer definierten Regel aus", wisse der Händler. Zuletzt seien 4,20 Euro geflossen.

"In jedem Fall läuft den Griechen die Zeit davon", meine Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft, der an die fehlende Wettbewerbsfähigkeit der Hellenen erinnere. "Wird die Entscheidung über den Schuldenerlass weiterhin auf die lange Bank geschoben, dann steht die Refinanzierung der am 20. März fällig werdenden Anleihe in Höhe von insgesamt 14 Milliarden Euro auf wackligen Füßen." Bis zum 13. Februar müsse eine Umtauschofferte für die alten Anleihen vorgelegt werden, ansonsten stünde die nächste Auszahlung der Hilfsgelder durch die Troika auf dem Spiel. Derweil werde diese Griechenlandanleihe weiterhin rege gehandelt. Auf Wochensicht habe der Kurs von 37,10 auf rund 41 Prozent zugelegt.

Für Frankreich und Spanien habe es in dieser Woche problemlos frisches Geld gegeben. Die Nachfrage insbesondere nach französischen Anleihen in Höhe von insgesamt 8 Milliarden Euro sei hoch gewesen, wie die Helaba berichte. Spanische Bonds in Höhe von insgesamt 4,5 Milliarden seien ebenfalls von Investoren gut angenommen worden. Die Zinsen für Anleihen mit einer Laufzeit bis 2015 seien mit 2,86 Prozent niedriger ausgefallen als im Januar, als Anleger 3,4 Prozent verlangt hätten. Spanische Bonds mit einer Laufzeit bis 2016 seien für 3,455 Prozent statt für zuletzt 4 Prozent über den Tisch gegangen. In Summe habe das Land für das Jahr 2012 bereits 25 Prozent des anvisierten Anleihevolumens platziert.

Zu vergleichbar günstigeren Konditionen habe auch Portugal Geld bekommen. Die 1,5 Milliarden Euro, die das Land mit der Emission drei- und sechsmonatiger Bonds habe einsammeln können, bezeichne die Helaba indes als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Getreu dem Motto "die drei oder sechs Monate wird Portugal schon noch schaffen", habe vermutlich die kurze Laufzeit bei Anlegern gezogen. Denn im Handel sei der Kurs der in knapp zehn Jahren fälligen Anleihen auf rund 40 Prozent gefallen.

In zwei Jahren auslaufende Anleihen hätten bis auf 80 Prozent nachgegeben. Entsprechend seien die sich gegenläufig zu den Kursen entwickelnden Renditen auf über 17 Prozent für zehnjährige und auf über 20 Prozent für zweijährige portugiesische Bonds gestiegen. Gleichzeitig seien die Kosten für Kreditausfallsversicherungen in die Höhe geschnellt. "Teurer sind diese Prämien nur für griechische Credit Default Swaps."

Während es an den Bondmärkten der EU-Peripherie uneinheitlich zugehe, hätten sich französische (ISIN FR0000487258 / WKN 748603) und österreichische Staatsanleihen (ISIN AT0000A0GLY4 / WKN A1ASCX) derzeit größerer Beliebtheit erfreut. 10-jährige spanische Bonds hätten gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen indes an Boden verloren, wie die Helaba beobachte. Der Renditeabstand sei um 13 Basispunkte gestiegen. Gefragt seien zudem italienische Bonds. Die Verringerung der Renditeschere von 15 Basispunkten auf 17,79 Prozent für fünfjährige Portugiesen und von 35 Basispunkten auf 13,75 Prozent für zehnjährige Laufzeiten seien den Aufkäufen durch die Europäische Zentralbank geschuldet.

Bei den Unternehmensanleihen stünden unter anderem Banken im Mittelpunkt. Die Hellwig Wertpapierhandelsbank spreche von Kaufüberhängen etwa bei Hybridanleihen (ISIN DE000A0DTY34 / WKN A0DTY3, ISIN DE000A0E5JD4 / WKN A0E5JD) der Deutschen Bank und die Hybridanleihen (ISIN DE000CB83CE3 / WKN CB83CE) der Commerzbank.

Gut gelaufen sei Daniel zufolge zudem eine Endlosanleihe der (ISIN DE000A0G4X39 / WKN A0G4X3) von Wienerberger mit einem Kupon von 6,5 Prozent und einem derzeitigem Kurs um 80 Prozent. Rege gehandelt würde derzeit auch ein Angebot der GFW Capital mit einer gegenwärtigen Notierung um 65 Prozent und einem Kupon von 6 Prozent. "Bei dieser Anleihe geht es wild hin und her", registriere Daniel. (03.02.2012/alc/a/a)






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