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Anleihen: "Große Ausschläge selbst innerhalb eines Tages"
27.03.23 09:00
Deutsche Börse AG
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Es bleibt aufreibend an den Märkten, so die Deutsche Börse AG.
Nach einem kurzen Aufatmen nach der Zwangsübernahme der Credit Suisse durch die UBS würden die Sorgen vor einer Finanzkrise 2.0 am heutigen Freitag wieder hoch kochen. "Bankaktien sind massiv unter Druck, sichere Häfen wie Bundesanleihen gesucht", berichte Arthur Brunner von der ICF Bank. Er verweise auch auf den kräftigen Preisanstieg für CDS (Credit Default Swaps) für die Deutsche Bank, also Prämien für Kreditausfallversicherungen. "Am Markt denkt man sich: Wo Rauch ist, ist auch Feuer."
"Die Woche war insgesamt sehr unruhig", erkläre Tim Oechsner von der Steubing AG. Selbst innerhalb eines Tages seien die Ausschläge groß. "Die Liquidität ist aber eher gering, wir sehen weniger Umsätze."
Die Renditen hätten im Laufe der Woche stark geschwankt - für zehnjährige Bundesanleihen zum Beispiel zwischen 1,9 Prozent und 2,39 Prozent. Am Freitagmittag seien es nur knapp über 2 Prozent.
Wie wirke sich die Bankenkrise auf den weiteren Kurs der Notenbanken aus? Das werde ebenfalls heiß diskutiert. Wie die EZB habe sich auch die US-Notenbank, die am Mittwoch dieser Woche getagt habe, von ihrem Kurs nicht abbringen lassen - zumindest nicht ganz. Sie habe den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf aktuell 5 Prozent angehoben. "Der Unsicherheitsschock im US-Bankensystem hat die US-Notenbank bereits veranlasst, von einer harten Zinsgangart abzusehen", meine Robert Halver von der Baader Bank. "Das Ende der Zinswende ist abzusehen."
Stark angeschlagen zeige sich das Segment der CoCo-Bonds beziehungsweise AT1-Bonds (Additional Tier 1). Denn im Zuge der Zwangsübernahme der Credit Suisse seien deren Nachranganleihen im Wert von rund 16 Milliarden Franken mit einem Schlag auf Null gesetzt worden. "Der ganze Bereich ist jetzt unter Beschuss", berichte Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. "Die Anleihen gelten jetzt als toxisch." Die AT1-Anleihen der Credit Suisse seien vom Handel ausgesetzt. Auch bei der Steubing AG sei eine ganze Reihe von Papieren betroffen (ISIN XS0989394589/ WKN A1ZAYF, ISIN USH3698DDA93/ WKN A2804N, ISIN CH0494734384/ WKN A2R7BK).
Andere AT1-Bonds hätten im Kurs stark verloren, etwa die des spanischen Banco de Sabadell (ISIN XS2471862040/ WKN A3LCWA). "Käufer finden sich aktuell nicht", stelle Daniel fest. Die Anlageklasse sei nach der Finanzkrise geschaffen worden, damit Investor*innen - und nicht Steuerzahler*innen - für die Kosten einer Insolvenz aufkämen.
Profitieren könnten hingegen klassische Anleihen der Credit Suisse, die zuvor stark gefallen seien. "Aus Credit Suisse- wurden UBS-Anleihen", bemerke Brunner. "Das schlägt sich natürlich im Kurs nieder." Etwa sei der Kurs der bis 2029 laufenden Credit Suisse-Anleihe mit Kupon 7,75 Prozent von 73 Prozent auf 104 Prozent geklettert. "Hier trennt sich die Spreu vom Weizen."
Normales Geschäft habe es aber auch gegeben: GRENKE Finance-Bonds mit Kupon von 0,625 Prozent und Laufzeit bis 2025 (ISIN XS2078696866/ WKN A2R98B) seien erst verkauft worden, dann gekauft, wie Daniel berichte. "Dabei hat die Ratingagentur S&P das Rating für GRENKE um eine Stufe auf BBB gesenkt." Käufe melde der Händler zudem für Otto-Anleihen (ISIN XS1979274708/ WKN A2TR80) mit Kupon von 2,625 Prozent und Fälligkeit 2026.
Brunner zufolge seien Papiere (ISIN XS1893631330/ WKN A2LQ6B) von VW mit 1,375 Prozent und Fälligkeit im Oktober dieses Jahres in den Portfolios gelandet. Laut Oechsner sei viel um in HOCHTIEF (ISIN DE000A2YN2U2/ WKN A2YN2U), Evonik (ISIN DE000A185QB3/ WKN A185QB), Volkswagen (ISIN XS2374594823/ WKN A2LQ6S) und Mercedes-Benz (ISIN DE000A2DADM7/ WKN A2DADM) gegangen.
Weiter Kursverluste hätten diese Woche Bonds von R-Logitech (ISIN DE000A19WVN8/ WKN A19WVN), Metalcorp (ISIN DE000A3KRAP3/ WKN A3KRAP) und der Muttergesellschaft beider Unternehmen MRG Finance (ISIN XS1897122278/ WKN A2RTQH) verzeichnet, die mittlerweile nur noch zu 20 Prozent, 16,25 Prozent und 7 Prozent gehandelt würden. Die Unternehmensgruppe gelte als schwer angeschlagen, für Anleihen von Metalcorp und R-Logitech würden bereits Restrukturierungen laufen.
Vor Ende der Zeichnungsfrist habe die neue, vierjährige Anleihe (ISIN NO0012530965/ WKN A30V9T) der Münchner Beteiligungsgesellschaft Mutares platziert werden können. "Die Nachfrage ist gut", stelle Brunner fest. Aktuell werde der Bond zu 101,5 Prozent gehandelt.
Ansonsten sei nicht viel los am Neuemissionsmarkt gewesen. "Der Risikoappetit ist zu klein, Anleger sind verunsichert, Neuemissionen wurden verschoben", schildere Oechsner die Lage. (Ausgabe vom 24.03.2023) (27.03.2023/alc/a/a)
Nach einem kurzen Aufatmen nach der Zwangsübernahme der Credit Suisse durch die UBS würden die Sorgen vor einer Finanzkrise 2.0 am heutigen Freitag wieder hoch kochen. "Bankaktien sind massiv unter Druck, sichere Häfen wie Bundesanleihen gesucht", berichte Arthur Brunner von der ICF Bank. Er verweise auch auf den kräftigen Preisanstieg für CDS (Credit Default Swaps) für die Deutsche Bank, also Prämien für Kreditausfallversicherungen. "Am Markt denkt man sich: Wo Rauch ist, ist auch Feuer."
"Die Woche war insgesamt sehr unruhig", erkläre Tim Oechsner von der Steubing AG. Selbst innerhalb eines Tages seien die Ausschläge groß. "Die Liquidität ist aber eher gering, wir sehen weniger Umsätze."
Die Renditen hätten im Laufe der Woche stark geschwankt - für zehnjährige Bundesanleihen zum Beispiel zwischen 1,9 Prozent und 2,39 Prozent. Am Freitagmittag seien es nur knapp über 2 Prozent.
Wie wirke sich die Bankenkrise auf den weiteren Kurs der Notenbanken aus? Das werde ebenfalls heiß diskutiert. Wie die EZB habe sich auch die US-Notenbank, die am Mittwoch dieser Woche getagt habe, von ihrem Kurs nicht abbringen lassen - zumindest nicht ganz. Sie habe den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf aktuell 5 Prozent angehoben. "Der Unsicherheitsschock im US-Bankensystem hat die US-Notenbank bereits veranlasst, von einer harten Zinsgangart abzusehen", meine Robert Halver von der Baader Bank. "Das Ende der Zinswende ist abzusehen."
Stark angeschlagen zeige sich das Segment der CoCo-Bonds beziehungsweise AT1-Bonds (Additional Tier 1). Denn im Zuge der Zwangsübernahme der Credit Suisse seien deren Nachranganleihen im Wert von rund 16 Milliarden Franken mit einem Schlag auf Null gesetzt worden. "Der ganze Bereich ist jetzt unter Beschuss", berichte Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. "Die Anleihen gelten jetzt als toxisch." Die AT1-Anleihen der Credit Suisse seien vom Handel ausgesetzt. Auch bei der Steubing AG sei eine ganze Reihe von Papieren betroffen (ISIN XS0989394589/ WKN A1ZAYF, ISIN USH3698DDA93/ WKN A2804N, ISIN CH0494734384/ WKN A2R7BK).
Profitieren könnten hingegen klassische Anleihen der Credit Suisse, die zuvor stark gefallen seien. "Aus Credit Suisse- wurden UBS-Anleihen", bemerke Brunner. "Das schlägt sich natürlich im Kurs nieder." Etwa sei der Kurs der bis 2029 laufenden Credit Suisse-Anleihe mit Kupon 7,75 Prozent von 73 Prozent auf 104 Prozent geklettert. "Hier trennt sich die Spreu vom Weizen."
Normales Geschäft habe es aber auch gegeben: GRENKE Finance-Bonds mit Kupon von 0,625 Prozent und Laufzeit bis 2025 (ISIN XS2078696866/ WKN A2R98B) seien erst verkauft worden, dann gekauft, wie Daniel berichte. "Dabei hat die Ratingagentur S&P das Rating für GRENKE um eine Stufe auf BBB gesenkt." Käufe melde der Händler zudem für Otto-Anleihen (ISIN XS1979274708/ WKN A2TR80) mit Kupon von 2,625 Prozent und Fälligkeit 2026.
Brunner zufolge seien Papiere (ISIN XS1893631330/ WKN A2LQ6B) von VW mit 1,375 Prozent und Fälligkeit im Oktober dieses Jahres in den Portfolios gelandet. Laut Oechsner sei viel um in HOCHTIEF (ISIN DE000A2YN2U2/ WKN A2YN2U), Evonik (ISIN DE000A185QB3/ WKN A185QB), Volkswagen (ISIN XS2374594823/ WKN A2LQ6S) und Mercedes-Benz (ISIN DE000A2DADM7/ WKN A2DADM) gegangen.
Weiter Kursverluste hätten diese Woche Bonds von R-Logitech (ISIN DE000A19WVN8/ WKN A19WVN), Metalcorp (ISIN DE000A3KRAP3/ WKN A3KRAP) und der Muttergesellschaft beider Unternehmen MRG Finance (ISIN XS1897122278/ WKN A2RTQH) verzeichnet, die mittlerweile nur noch zu 20 Prozent, 16,25 Prozent und 7 Prozent gehandelt würden. Die Unternehmensgruppe gelte als schwer angeschlagen, für Anleihen von Metalcorp und R-Logitech würden bereits Restrukturierungen laufen.
Vor Ende der Zeichnungsfrist habe die neue, vierjährige Anleihe (ISIN NO0012530965/ WKN A30V9T) der Münchner Beteiligungsgesellschaft Mutares platziert werden können. "Die Nachfrage ist gut", stelle Brunner fest. Aktuell werde der Bond zu 101,5 Prozent gehandelt.
Ansonsten sei nicht viel los am Neuemissionsmarkt gewesen. "Der Risikoappetit ist zu klein, Anleger sind verunsichert, Neuemissionen wurden verschoben", schildere Oechsner die Lage. (Ausgabe vom 24.03.2023) (27.03.2023/alc/a/a)
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Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
22,10 € | 22,10 € | - € | 0,00% | 04.10./00:09 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
DE000A19WVN8 | A19WVN | 91,00 € | 14,90 € |
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