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Rentenmärkte: Spannungen scheinen abzuebben


30.03.23 12:00
Hamburg Commercial Bank

Hamburg (www.anleihencheck.de) - Nachdem es am vergangenen Freitag (24.03.) zu einem kleinen Bankenbeben in Europa kam, in dessen Zuge die Aktie der Deutschen Bank zeitweise um 15% nachgab und sich die CDS-Spreads des Instituts massiv ausweiteten, hat sich die Nervosität mittlerweile wieder etwas gelegt, so die Analysten der Hamburg Commercial Bank.

Am besten lasse sich das an den Renditen der deutschen und US-Staatsanleihen ablesen, die nach einem deutlichen Rückgang an besagtem Freitag im zehnjährigen Bereich um rund 30 BP gestiegen seien. Die zehnjährigen Bunds würden derzeit bei 2,33% rentieren, die korrespondierende T-Notes bei 3,58%.

Die Investoren hätten sich auch nicht durch Äußerungen von Neel Kashkaria, Präsident der Federal Reserve von Minneapolis, beeindrucken lassen, der darauf hingewiesen habe, dass der jüngste Stress im Finanzsektor und die Möglichkeit einer nachfolgenden Kreditklemme die größte Volkswirtschaft der Welt näher an eine Rezession heranführen könnte. Auch der momentan im US-Senat stattfindende Bankenausschuss, der die Hintergründe des Bankenkollapses in den USA aufarbeite, könne die derzeitige Entspannung an den Märkten nicht brechen. Denn die drohenden strikteren Regulierungen könnten höchstwahrscheinlich wegen des geteilten Kongresses nicht in konkrete Gesetze gegossen werden.

Zu der Beruhigung an den Märkten beigetragen hätten gute Konjunkturzahlen. So sei beispielsweise gemäß Schnellschätzung der Gesamt-Einkaufsmanagerindex (PMI) für Deutschland von 50,7 im Februar auf 52,6 im März gestiegen. Trotz der Krise im Bankensektor hätten auch der Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts und das GfK Konsumbarometer jeweils höhere Werte als im Vormonat angezeigt. Aus den USA habe es ebenfalls positive Impulse gegeben. Die Umfrage des Conference Board unter Konsumenten habe ergeben, dass sich der Indexwert von 103,4 auf 104,2 leicht angehoben habe und die Menschen in den nächsten sechs Monaten planen würden, mehr Kraftfahrzeuge und Haushaltsgeräte zu kaufen.

Wie es mit dem langfristigen Renditen mittelfristig weitergehe, werde auch davon abhängen, wie etwa die EZB den Abbau ihrer Bilanz gestalten werde. Zu diesem Thema habe EZB-Direktorin Isabel Schnabel bei einer Rede an der Columbia Universität in den USA Stellung bezogen. Frau Schnabel habe in Aussicht gestellt, dass die Notenbankbilanz ihrer Einschätzung nach deutlich schrumpfen werde, was dabei helfen dürfte, überschüssige Liquidität im Finanzsystem abzubauen.

Sie habe aber auch klargestellt, dass es eine große Unsicherheit darüber gäbe, wie groß der Liquiditätsbedarf im Bankensektor tatsächlich sei. Schnabel vermute, dass hier strukturelle Verschiebungen stattgefunden hätten. Sie erwarte, dass der Abbau der Überschussliquidität mehrere Jahre benötigen werde und am Ende dieses Prozesses die Bilanz - Schnabel gehe von 2029 aus - mit knapp 3000 Mrd. Euro immer noch rund 2,5 Mal so groß ausfallen werde wie vor dem Beginn des QE-Programms in 2015 und nur unwesentlich unter dem Niveau von vor Corona.

An den Futures-Märkten stünden die Chancen für eine weitere Zinserhöhung der FED in diesem Zyklus im Mai und eine Lockerung um einen halben Punkt bis zum Jahresende nun 50:50. Die EZB dürfte allmählich am Ende ihres Zinsanhebungszyklus angekommen sein, die Analysten würden mit einem Anstieg um 25 BP bei der Sitzung im Mai rechnen.

In den nächsten Tagen sei in Deutschland auf die Schlichtungsgespräche in Bezug auf die Lohnverhandlungen im öffentlichen Dienst zu achten, nachdem gestern (29.03.) die Tarifgespräche gescheitert seien. Außerdem werde am 5. April die Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsinstitute für das Frühjahr 2023 erwartet.

Datenseitig würden in der Eurozone Inflationsdaten (31.03.) erwartet. Laut Bloomberg-Schätzung dürfte die Teuerung aufgrund von Basiseffekten von 8,5% im Februar auf 7,1% im März fallen. Außerdem würden am 03.04. die weiteren PMIs mit Spannung erwartet, nachdem die Flash-PMIs bereits letzte Woche veröffentlicht worden seien. In den USA kämen am 07.04. die sogenannten Payrolls heraus, die einen Eindruck darüber verschaffen sollten, wie die Arbeitsmarktlage, trotz der jüngsten Anhebungen der Zinssätze durch die FED und den Problemen im Bankensektor, sei. Die Bloomberg-Einschätzung gehe von einem Plus von 240.000 zusätzlich geschaffenen Stellen aus. (30.03.2023/alc/a/a)