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Renten: Anleger loten neue Grenzen aus
29.09.23 14:51
Helaba
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Der Rückgang der deutschen Inflationsrate im September von 6,1% auf 4,5% konnte die deutlichen Kursverluste am Rentenmarkt am Donnerstag nicht aufhalten, so die Analysten der Helaba.
Der Druck sei vor allem aus den USA gekommen, wo die Renditen den seit einem Jahr bestehenden Seitwärtstrend nach oben verlassen hätten. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries habe mit 4,6% den höchsten Stand seit 16 Jahren erreicht. Die Bundrendite habe sich bis auf wenige Basispunkte der 3%-Marke genähert.
Die Hoffnung auf einen ruhigen Jahresausklang scheine sich nicht zu erfüllen. Nach zwei Jahren mit Kursverlusten bei Bundesanleihen drohe auch 2023 ein Rückschlag. Vom jüngsten Renditeanstieg seien vor allem längere Laufzeiten betroffen gewesen. Zehnjährige Bundesanleihen hätten im Vormonatsvergleich um 46 Basispunkte zugelegt. Einjährige Bundesanleihen hätten sich dagegen nur um 16 Basispunkte verteuert.
Die Entwicklung sei somit nicht von Befürchtungen über weitere EZB-Zinsanhebungen getrieben gewesen. Die Zinsstrukturkurve habe sich dadurch etwas verflacht. Auffällig sei der "Bauch" im mittleren Laufzeitenbereich. Für Anleger könnte neben dem Vorteil höherer Renditen eine sogenannte Hantelstrategie interessant sein. Statt eine ausgeglichene Duration durch den Kauf mittlerer Laufzeiten zu erreichen, werde in kurze und lange Laufzeiten investiert.
Vor dem Hintergrund, dass die Zinsgipfel diesseits und jenseits des Atlantiks mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits erreicht seien, sei die jüngste Entwicklung im historischen Kontext bemerkenswert. Erfahrungsgemäß beruhige sich in einer solchen Zinsphase der Rentenmarkt und die Anleger würden bereits auf die Zinswende spekulieren. Dass es diesmal zumindest vorläufig anders zu sein scheine, liege unter anderem an einem überraschend widerstandsfähigen Wachstum in den USA.
Auch die Inflationserwartungen der Investoren lägen aufgrund des Ölpreisanstiegs auf einem etwas höheren Niveau als im August. Für Unruhe hätten zudem die steigenden US-Staatsdefizite gesorgt. In diesem Zusammenhang dürfte auch die Befürchtung einer baldigen deutlichen Ausweitung des Angebots an Staatsanleihen eine Rolle spielen. Habe das Finanzministerium nach der Anhebung der US-Schuldengrenze den aufgestauten Bedarf zunächst durch kurzfristige Schuldverschreibungen gedeckt, könnte nun der Kapitalmarkt stärker in den Fokus rücken.
Immerhin würden die Kreditaufschläge für US-Staatsanleihen auf einem Zehnjahreshoch notieren. Sei hier ein kleiner Teufelskreis entstanden? Steigende Kapitalmarktzinsen würden die Angst vor einer ausufernden Staatsverschuldung schüren, was wiederum die Kaufbereitschaft der Investoren dämpfe. Eines zeichne sich immer deutlicher ab: Die langfristigen Aussichten auf wieder spürbar niedrigere Kapitalmarktzinsen von unter 2% seien hierzulande trotz guter Chancen auf eine zyklische Entspannung bei Renten im kommenden Jahr eher düster.
Für das Jahresende würden die Analysten nunmehr von einer Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von 4,5% ausgehen. Gleichzeitig werde die Prognose zehnjähriger Bunds von 2,3% auf 2,8% angehoben. Die Anpassungen würden auch die folgenden Quartale betreffen, jedoch mit sinkenden Aufschlägen zu den alten Prognosen. Das Risiko, dass sich die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen im Bereich von über 3% einpendeln könnte, erscheine vor dem Hintergrund deutlich rückläufiger Euro-Inflationsraten im September (4,3% gg. Vj.) und Oktober jedoch überschaubar. (29.09.2023/alc/a/a)
Der Druck sei vor allem aus den USA gekommen, wo die Renditen den seit einem Jahr bestehenden Seitwärtstrend nach oben verlassen hätten. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries habe mit 4,6% den höchsten Stand seit 16 Jahren erreicht. Die Bundrendite habe sich bis auf wenige Basispunkte der 3%-Marke genähert.
Die Hoffnung auf einen ruhigen Jahresausklang scheine sich nicht zu erfüllen. Nach zwei Jahren mit Kursverlusten bei Bundesanleihen drohe auch 2023 ein Rückschlag. Vom jüngsten Renditeanstieg seien vor allem längere Laufzeiten betroffen gewesen. Zehnjährige Bundesanleihen hätten im Vormonatsvergleich um 46 Basispunkte zugelegt. Einjährige Bundesanleihen hätten sich dagegen nur um 16 Basispunkte verteuert.
Vor dem Hintergrund, dass die Zinsgipfel diesseits und jenseits des Atlantiks mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits erreicht seien, sei die jüngste Entwicklung im historischen Kontext bemerkenswert. Erfahrungsgemäß beruhige sich in einer solchen Zinsphase der Rentenmarkt und die Anleger würden bereits auf die Zinswende spekulieren. Dass es diesmal zumindest vorläufig anders zu sein scheine, liege unter anderem an einem überraschend widerstandsfähigen Wachstum in den USA.
Auch die Inflationserwartungen der Investoren lägen aufgrund des Ölpreisanstiegs auf einem etwas höheren Niveau als im August. Für Unruhe hätten zudem die steigenden US-Staatsdefizite gesorgt. In diesem Zusammenhang dürfte auch die Befürchtung einer baldigen deutlichen Ausweitung des Angebots an Staatsanleihen eine Rolle spielen. Habe das Finanzministerium nach der Anhebung der US-Schuldengrenze den aufgestauten Bedarf zunächst durch kurzfristige Schuldverschreibungen gedeckt, könnte nun der Kapitalmarkt stärker in den Fokus rücken.
Immerhin würden die Kreditaufschläge für US-Staatsanleihen auf einem Zehnjahreshoch notieren. Sei hier ein kleiner Teufelskreis entstanden? Steigende Kapitalmarktzinsen würden die Angst vor einer ausufernden Staatsverschuldung schüren, was wiederum die Kaufbereitschaft der Investoren dämpfe. Eines zeichne sich immer deutlicher ab: Die langfristigen Aussichten auf wieder spürbar niedrigere Kapitalmarktzinsen von unter 2% seien hierzulande trotz guter Chancen auf eine zyklische Entspannung bei Renten im kommenden Jahr eher düster.
Für das Jahresende würden die Analysten nunmehr von einer Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von 4,5% ausgehen. Gleichzeitig werde die Prognose zehnjähriger Bunds von 2,3% auf 2,8% angehoben. Die Anpassungen würden auch die folgenden Quartale betreffen, jedoch mit sinkenden Aufschlägen zu den alten Prognosen. Das Risiko, dass sich die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen im Bereich von über 3% einpendeln könnte, erscheine vor dem Hintergrund deutlich rückläufiger Euro-Inflationsraten im September (4,3% gg. Vj.) und Oktober jedoch überschaubar. (29.09.2023/alc/a/a)