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Kommentar zu Zinsentscheiden: Der Jubel ist nicht gerechtfertigt
03.02.23 15:30
ETHENEA
Munsbach (www.anleihencheck.de) - Die überpositive Marktreaktion auf die Zinsentscheidungen in den USA und Europa ist nicht gerechtfertigt, so Dr. Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors.
Die Zentralbanken möchten und sollten die Zinsen weiter anheben, denn die Kerninflation sei noch viel zu hoch.
Nach der letzten Runde von zuvor klar kommunizierten und völlig erwarteten Zinserhöhungen Anfang Februar - 25 Basispunkte in den USA und 50 in Europa - hätten die Märkte gejubelt, als ob die Zentralbanken den Sieg gegen die Inflation bereits gesichert hätten. Ob der Sieg durch eine anstehende Rezession oder das so genannte "Soft landing", temporäre Wirtschaftsverlangsamung mit anschließendem Wachstum, erzielt worden sei, spiele keine Rolle. In den USA habe die 10-jährige Rendite am Ende des Tages um 10 Basispunkte niedriger gelegen, der Aktienindex S&P 500 sei um 1,05 Prozent gestiegen. In Europa sei die deutsche 10-jährige Rendite um 26 Basispunkte abgestürzt, damit sei der größte Fall seit 2011 verzeichnet worden.
Doch die Stimmung bei den Zentralbanken sei alles andere als jubilierend. Die Kerninflation auf den beiden Seiten des Atlantiks lasse nicht nach. Der Personal Consumption Expenditures Price Index (PCE), bevorzugter Inflationsmesser der FED, liege bei 5 Prozent, während sich die Kerninflation im Euroraum bei 5,2 Prozent belaufe - weit über dem Ziel der beiden Zentralbanken von 2 Prozent.
Die Gründe für die hartnäckige Inflation würden sich zwischen Amerika und Europa unterscheiden: In den USA seien schnell steigenden Preise auf den robusten Arbeitsmarkt zurückzuführen, in Europa seien es Subventionszahlungen von Mitgliedstaaten, Tarifverhandlungen und nach wie vor hohe Energiepreise. Aber die Währungshüter seien sich über das weitere Vorgehen einig: "We know that we're not done", habe EZB-Chefin Christine Lagarde gesagt, fast wörtlich ein Widerhall ihres amerikanischen Kollegen Jerome Powell. Die beiden scheinen sich des Erbes des ehemaligen FED-Vorsitzenden Arthur Burns bewusst zu sein, der wegen seines Beitrags zur Großen Inflation der 1970er-Jahre durch das Hin und Her bei Zinsentscheidungen in die Geschichte einging, so Schmidt. Als Lehre daraus würden die heutigen Notenbankchefs eher zu viel straffen als zu wenig.
Wenngleich die Märkte bereits gewillt seien, den Währungshütern die Lorbeerkränze aufzusetzen, sei es für die Empfänger noch nicht an der Zeit, sich selbst zu krönen. (03.02.2023/alc/a/a)
Die Zentralbanken möchten und sollten die Zinsen weiter anheben, denn die Kerninflation sei noch viel zu hoch.
Doch die Stimmung bei den Zentralbanken sei alles andere als jubilierend. Die Kerninflation auf den beiden Seiten des Atlantiks lasse nicht nach. Der Personal Consumption Expenditures Price Index (PCE), bevorzugter Inflationsmesser der FED, liege bei 5 Prozent, während sich die Kerninflation im Euroraum bei 5,2 Prozent belaufe - weit über dem Ziel der beiden Zentralbanken von 2 Prozent.
Die Gründe für die hartnäckige Inflation würden sich zwischen Amerika und Europa unterscheiden: In den USA seien schnell steigenden Preise auf den robusten Arbeitsmarkt zurückzuführen, in Europa seien es Subventionszahlungen von Mitgliedstaaten, Tarifverhandlungen und nach wie vor hohe Energiepreise. Aber die Währungshüter seien sich über das weitere Vorgehen einig: "We know that we're not done", habe EZB-Chefin Christine Lagarde gesagt, fast wörtlich ein Widerhall ihres amerikanischen Kollegen Jerome Powell. Die beiden scheinen sich des Erbes des ehemaligen FED-Vorsitzenden Arthur Burns bewusst zu sein, der wegen seines Beitrags zur Großen Inflation der 1970er-Jahre durch das Hin und Her bei Zinsentscheidungen in die Geschichte einging, so Schmidt. Als Lehre daraus würden die heutigen Notenbankchefs eher zu viel straffen als zu wenig.
Wenngleich die Märkte bereits gewillt seien, den Währungshütern die Lorbeerkränze aufzusetzen, sei es für die Empfänger noch nicht an der Zeit, sich selbst zu krönen. (03.02.2023/alc/a/a)