Erweiterte Funktionen

Großbritannien: Nur ein "kleiner" Zinsschritt


29.03.23 09:45
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Trotz der aktuellen Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten hat die Bank of England jüngst eine weitere Leitzinsanhebung implementiert, so die Analysten der Nord LB.

Angesichts der zuletzt gemeldeten Inflationsdaten aus dem Vereinigten Königreich habe diese Entscheidung keine wirklich große Überraschung dargestellt. Auch wenn die unerfreuliche Entwicklung der Konsumentenpreise im Februar vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen sein dürfte, hätten die Notenbanker in London einfach handeln müssen. Andernfalls hätte das Aufkommen höherer Inflationserwartungen in der britischen Wirtschaft gedroht, was mit Blick auf das Preisumfeld zu neuen Problemen hätte führen können. Angesichts der aktuellen Sorgen um die Finanzmarktstabilität habe die Bank of England die Bank Rate allerdings nur um 25 BP angehoben. Selbst diese Entscheidung habe aber nicht einstimmig gefällt werden können!

Erwartungsgemäß hätten sich Swati Dhingra und Silvana Tenreyro gegen eine erneute Anhebung der Leitzinsen ausgesprochen. Dagegen habe sich Jon Cuncliffe dem Votum der Mehrheit angeschlossen, was vielleicht nicht alle interessierten Beobachter prognostiziert haben dürften. Catherine Mann, die am aktuellen Rand offenkundig keine weitere Erhöhung der Bank Rate um 50 BP habe favorisieren wollen, habe ebenfalls für den nur "kleinen" Zinsschritt nach oben gestimmt. Innerhalb des maßgeblichen Entscheidungsgremiums bezüglich der weiteren Ausrichtung der Geldpolitik der Bank of England würden also wieder einmal sehr unterschiedliche Auffassungen vorherrschen, eine klare Mehrheit folge dann aber doch der Auffassung des Notenbankchefs Andrew Bailey.

Trotz der überraschenden Nachrichten zu den jüngst gemeldeten Preisdaten sei weiterhin mit einer langsamen Normalisierung der Inflationsentwicklung im Vereinigten Königreich zu rechnen. Angesichts des schwierigen ökonomischen Umfeldes und der Sorgen vieler Notenbanker bezüglich der Finanzmarktstabilität in London und andernorts sollte daher wohl davon ausgegangen werden, dass die Bank of England nun keine weiteren Zinsanhebungen mehr planen dürfte.

Die nächste Anpassung der Bank Rate möge folglich eine Zinssenkung sein. Ohne größere Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten sei aber voraussichtlich nicht zu zügig mit einer entsprechenden geldpolitischen Maßnahme zu rechnen. Zudem bleibe festzuhalten, dass auch eine weitere Leitzinsanhebung nur dann zum Thema werden dürfte, wenn es überraschende Nachrichten geben würde - also insbesondere weitere unerfreuliche Inflationsdaten aus dem Vereinigten Königreich. (Ausgabe vom 24.03.2023) (29.03.2023/alc/a/a)