Erweiterte Funktionen
EZB: Der Gesamtauftritt von Präsidentin Lagarde misslungen?
03.02.23 14:15
Raiffeisen Bank International AG
Wien (www.anleihencheck.de) - Die dieswöchige Zinssitzung der Federal Reserve konnte die Markterwartungen eines rascheren Inflationsrückgangs, der mit weniger Zinserhöhungen und früheren Zinssenkungen einhergeht, als von der FED kommuniziert, nicht aus der Bahn werfen, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI).
Aber das Wichtigste zuerst.
Die FED habe die Federal Funds Rate um 25 Basispunkte auf 4,5% bis 4,75% erhöht. Dies sei allgemein erwartet worden. Die Erklärung zur Geldpolitik habe gemischte Signale enthalten. Einerseits räume das FOMC ein, dass die Inflation nachgelassen habe (dovish). Andererseits gehe das FOMC davon aus, dass weitere Zinserhöhungen (Plural) angemessen seien (hawkish).
Während der Pressekonferenz habe Powell das bekannte Inflations-Narrativ der FED wiederholt: Ein großer Teil der Kerninflation (Dienstleistungen ohne Mieten) habe sich noch nicht abgeschwächt und hänge von der Arbeitsmarktlage ab, die angespannt bleibe. Powell sei jedoch nicht besorgt über die Diskrepanz zwischen den FED-Prognosen (Dezember) und den aktuellen Markterwartungen. Das FOMC habe viel Zeit damit verbracht, den weiteren Weg zu erörtern, dessen Inhalt im Protokoll nachzulesen sein werde.
Die FED werde auch weiterhin auf den Daten-Fluss reagieren und sollte sich die Inflations-Entspannung/Konjunktur-Abkühlung fortsetzen, so liege es im Bereich des Möglichen, dass der Zinserhöhungszyklus auf der März-Sitzung ein Ende nehme. Für die Märkte sei dies das Basis-Szenario, aber auch hier sei eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte im zweiten Quartal 2023 nicht ganz vom Tisch.
Die Analysten der RBI würden an ihrer derzeitigen Prognose festhalten, welche die Terminal Rate im März bei 4,75% bis 5% sehe. Obwohl die Analysten der RBI die Meinung des Marktes auf dem Weg nach oben teilen würden, seien sie auf dem Weg nach unten vorsichtiger und würden erwarten, dass die FED die Leitzinsen für einige Zeit unverändert belasse (wobei die Analysten "einige Zeit" als das gesamte Jahr 2023 interpretieren würden). Vor diesem Hintergrund werde es bei der nächsten FED-Sitzung im März spannend sein zu sehen, wie sich die Diskrepanz zwischen der Markt-Positionierung zu Zinssenkungen und den Prognosen der FED auflösen werde. Eine Korrektur der Renditen nach oben sei nicht auszuschließen, wenn die FED unsere vorsichtigere Haltung teile.
Die EZB Zinssitzung habe im Großen das allgemein Erwartete gebracht. Die Leitzinsen seien um 50 Basispunkte angehoben worden und im März solle - so die explizite Kommunikation - ein nächster Schritt dieses Ausmaßes erfolgen. Dennoch sei der Gesamtauftritt von Präsidentin Lagarde als misslungen zu werten. Auf dem Dezember-Meeting habe sie den Markt noch davon überzeugen können, dass die Notenbank auch im zweiten Quartal deutlich an der Zinsschraube drehen werde. Diesmal sei aufgrund ihrer zögerlichen Wortwahl bei vielen Marktteilnehmern Zweifel aufgekommen, ob denn nach März die Zinsen noch substanziell angehoben würden. Obwohl nach Meinung der Analysten der RBI die Guidance gar nicht groß verändert worden sei und weitere Zinsschritte im zweiten Quartal wahrscheinlich seien, so hätten die Antworten von Lagarde den Eindruck von eher weniger als mehr Zinsschritten vermittelt.
Vor dem Hintergrund, dass weltweit immer mehr Notenbanken ihren Zinsanhebungszyklus beenden würden, habe man am Markt nun den Verdacht, dass auch der EZB eher früher als später die Luft ausgehe. So erkläre sich der deutliche Rückgang der Anleiherenditen und Swapsätze im Zuge der Pressekonferenz. Allerdings laufe diese Marktreaktion dem expliziten Ziel der EZB zuwider, die Finanzierungsbedingungen zu straffen. Es sei davon auszugehen, dass sich in der kommenden Zeit viele EZB Ratsmitglieder zu Wort melden würden, um den Markt von Leitzinsanhebungen im zweiten Quartal und der Absicht einer restriktiven Geldpolitik für längere Zeit zu überzeugen. (03.02.2023/alc/a/a)
Aber das Wichtigste zuerst.
Die FED habe die Federal Funds Rate um 25 Basispunkte auf 4,5% bis 4,75% erhöht. Dies sei allgemein erwartet worden. Die Erklärung zur Geldpolitik habe gemischte Signale enthalten. Einerseits räume das FOMC ein, dass die Inflation nachgelassen habe (dovish). Andererseits gehe das FOMC davon aus, dass weitere Zinserhöhungen (Plural) angemessen seien (hawkish).
Die FED werde auch weiterhin auf den Daten-Fluss reagieren und sollte sich die Inflations-Entspannung/Konjunktur-Abkühlung fortsetzen, so liege es im Bereich des Möglichen, dass der Zinserhöhungszyklus auf der März-Sitzung ein Ende nehme. Für die Märkte sei dies das Basis-Szenario, aber auch hier sei eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte im zweiten Quartal 2023 nicht ganz vom Tisch.
Die Analysten der RBI würden an ihrer derzeitigen Prognose festhalten, welche die Terminal Rate im März bei 4,75% bis 5% sehe. Obwohl die Analysten der RBI die Meinung des Marktes auf dem Weg nach oben teilen würden, seien sie auf dem Weg nach unten vorsichtiger und würden erwarten, dass die FED die Leitzinsen für einige Zeit unverändert belasse (wobei die Analysten "einige Zeit" als das gesamte Jahr 2023 interpretieren würden). Vor diesem Hintergrund werde es bei der nächsten FED-Sitzung im März spannend sein zu sehen, wie sich die Diskrepanz zwischen der Markt-Positionierung zu Zinssenkungen und den Prognosen der FED auflösen werde. Eine Korrektur der Renditen nach oben sei nicht auszuschließen, wenn die FED unsere vorsichtigere Haltung teile.
Die EZB Zinssitzung habe im Großen das allgemein Erwartete gebracht. Die Leitzinsen seien um 50 Basispunkte angehoben worden und im März solle - so die explizite Kommunikation - ein nächster Schritt dieses Ausmaßes erfolgen. Dennoch sei der Gesamtauftritt von Präsidentin Lagarde als misslungen zu werten. Auf dem Dezember-Meeting habe sie den Markt noch davon überzeugen können, dass die Notenbank auch im zweiten Quartal deutlich an der Zinsschraube drehen werde. Diesmal sei aufgrund ihrer zögerlichen Wortwahl bei vielen Marktteilnehmern Zweifel aufgekommen, ob denn nach März die Zinsen noch substanziell angehoben würden. Obwohl nach Meinung der Analysten der RBI die Guidance gar nicht groß verändert worden sei und weitere Zinsschritte im zweiten Quartal wahrscheinlich seien, so hätten die Antworten von Lagarde den Eindruck von eher weniger als mehr Zinsschritten vermittelt.
Vor dem Hintergrund, dass weltweit immer mehr Notenbanken ihren Zinsanhebungszyklus beenden würden, habe man am Markt nun den Verdacht, dass auch der EZB eher früher als später die Luft ausgehe. So erkläre sich der deutliche Rückgang der Anleiherenditen und Swapsätze im Zuge der Pressekonferenz. Allerdings laufe diese Marktreaktion dem expliziten Ziel der EZB zuwider, die Finanzierungsbedingungen zu straffen. Es sei davon auszugehen, dass sich in der kommenden Zeit viele EZB Ratsmitglieder zu Wort melden würden, um den Markt von Leitzinsanhebungen im zweiten Quartal und der Absicht einer restriktiven Geldpolitik für längere Zeit zu überzeugen. (03.02.2023/alc/a/a)