Zertifikate: Sparkassen bescheren nicht nur der Deka Milliardenabsatz - Anleihenews


15.11.23 12:30
FONDS professionell

Wien (www.anleihencheck.de) - Nach dem Lehman-Debakel hat sich mancher Sparkassenvorstand wahrscheinlich geschworen, nie wieder Zertifikate ausländischer Banken zu vertreiben. Doch das ist lange her, so die Experten von "FONDS professionell".

Mittlerweile sammele unter anderem Goldman Sachs wieder viel Geld von Sparkassenkunden ein - dank einer Kooperation mit der Deka.

Die DekaBank habe in den ersten neun Monaten dieses Jahres Zertifikate im Wert von 14,2 Milliarden Euro über die Sparkassen an Privatanleger vertrieben. Das entspreche einer Steigerung um 82 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wie sich den jüngsten Geschäftszahlen des Instituts entnehmen lasse. Mit Fonds habe die Deka in den ersten drei Quartalen im Retailgeschäft unter dem Strich dagegen nur 4,6 Milliarden Euro eingesammelt, 2,7 Milliarden Euro weniger als in der entsprechenden Zeitspanne 2022.

Gut die Hälfte des Zertifikateabsatzes entfalle dabei auf Papiere der sogenannten Kooperationspartner. Dabei handele es sich um Banken, die den guten Zugang der Deka zu den Sparkassen nutzen würden, um ausgewählte Emissionen über diesen Vertriebskanal zu vermarkten.

Im Fondsbereich arbeite die Deka bereits seit mehr als 20 Jahren mit rund einem Dutzend Kooperationspartnern zusammen, um das eigene Angebot zu ergänzen und es den Sparkassen zu ermöglichen, ihren Kunden auch Fonds anderer Anbieter für ihr Dekabank-Depot zu empfehlen. Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres gebe es ein ähnliches Modell für Zertifikate.

Aktuell biete die Deka den Sparkassen ausgewählte Papiere der Helaba, der Société Générale und von Goldman Sachs an. "Eine selektive Erhöhung der Zahl der Kooperationspartner ist grundsätzlich denkbar", habe die Deka auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mitgeteilt. Bei den Kooperationszertifikaten übernehme die Deka "weite Teile der Wertschöpfungskette". "Dazu zählen insbesondere das Produktmanagement sowie der Handel im Primär- und Sekundärmarkt", so das Institut.

Für die Sparkassen und deren Kunden sei das Angebot vor allem deshalb interessant, weil die anderen Banken teils bessere Konditionen bieten könnten als die DekaBank. Bei Zertifikaten handele es sich bekanntlich um Schuldverschreibungen, die Emittenten würden die Papiere zur Refinanzierung nutzen. Je schlechter ihre Bonität sei, umso bessere Konditionen seien sie bereit zu bieten.

Aktuell biete die Deka beispielsweise eine "Festzins-Anleihe" von Goldman Sachs zur Zeichnung an, die bei einer Laufzeit bis November 2025 eine Emissionsrendite von 3,2 Prozent per annum aufweise. Ein ähnliches Papier (ISIN DE000SW0AB16 / WKN SW0AB1) der Société Générale zahle bei einem halben Jahr längerer Laufzeit nur drei Prozent. Und die Helaba, die wie die Deka zum Sparkassensektor gehöre, offeriere bei einer Laufzeit bis Mai 2027 bloß 2,6 Prozent (ISIN DE000HLB52U4 / WKN HLB52U), dafür aber eine höhere Sicherheit.

Die Kooperation mit der Deka scheine sich für die drei Partnerbanken jedenfalls auszuzahlen. Die Helaba habe ihr in Anlagezertifikaten ausstehendes Volumen in den zwölf Monaten bis Ende Juni 2023 um rund sechs Milliarden Euro steigern können, die Société Générale um gut fünf Milliarden und Goldman Sachs um 1,3 Milliarden Euro. Die beiden letztgenannten Institute hätten ihren Marktanteil in diesem Zeitraum fast verdoppelt, würden Zahlen des Bundesverbandes für strukturierte Wertpapiere (BSW) zeigen, wie sich der Deutsche Derivate Verband (DDV) seit Kurzem nenne. Der gute Absatz dürfte zu einem großen Teil auf die Kooperation mit der Deka zurückzuführen sein.

Das letzte Mal, dass deutsche Privatanleger so viel Geld in Derivate ausländischer Banken gesteckt hätten, liege wahrscheinlich gut 15 Jahre zurück. Nach der Lehman-Pleite sei das Zertifikategeschäft dann verständlicherweise eingebrochen. Mittlerweile habe es sich erholt, gemessen am Volumen sei der Markt so groß wie seit 2011 nicht mehr. (15.11.2023/alc/n/a)