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Großbritannien: Ausblick auf "negativ" gesenkt - Unbeauftragtes langfristiges Sovereign Rating mit "AA" bestätigt


06.03.23 12:30
Creditreform Rating AG

Neuss (www.anleihencheck.de) - Creditreform Rating hat den Ausblick für das Vereinigte Königreich von stabil auf negativ gesenkt und das unbeauftragte langfristige Sovereign Rating mit der Ratingnote "AA" bestätigt, so die Creditreform Rating AG.

Zudem habe Creditreform Rating die Ratings für vorrangige, unbesicherte Schuldtitel in aus- und inländischer Währung mit "AA" bestätigt.

Der revidierte Ausblick für das Vereinigte Königreich spiegele zum einen sich eintrübende Perspektiven für die Staatsfinanzen wider. Dabei würden sich die vor dem Hintergrund des anhaltenden Preisdrucks verschlechternden Wachstumsaussichten, eine höhere Kreditaufnahme und steigende Kapitalmarktkosten negativ auf die Schuldentragfähigkeit auswirken und die geplante mittelfristige Haushaltskonsolidierung vor Herausforderungen stellen.

Der schwächere Ausblick reflektiere zudem wiederholte Episoden politischer Volatilität, die das Risiko einer unberechenbareren Politikgestaltung bergen würden, welche negative Auswirkungen auf das Anlegervertrauen haben könnte. Dies gelte insbesondere mit Blick auf bestehende Unsicherheit bezüglich noch ausstehender Abschlüsse von Handelsabkommen mit Drittländern sowie Regulierungsregimes nach dem Brexit.

Die wesentlichen Rating-Treiber im Überblick:

- Als eine der größten Volkswirtschaften der Welt weise das Vereinigte Königreich ein hohes Wohlstandsniveau sowie eine gut diversifizierte Wirtschaft, einen flexiblen Arbeitsmarkt und einen sehr wettbewerbsfähigen Finanzdienstleistungssektor auf. Eine weitere Stärke bestehe in konkurrenzstarken Unternehmens- und Bildungsclustern, welche eine überdurchschnittliche Innovationsleistung ermöglichen würden.

- Hohe Energie- und Lebensmittelpreise sowie eine zunehmend restriktivere Geldpolitik und bevorstehende steuerliche Änderungen würden voraussichtlich Unternehmensinvestitionen und Haushaltsausgaben dämpfen und damit die kurz- bis mittelfristigen Wachstumsaussichten belasten. Neben dem anhaltenden Druck, neue Handelsabkommen abschließen zu müssen sowie zum Teil neue Regulierungsregimes nach dem Brexit aufzusetzen, trübe teilweise auch durch die vergleichsweise hohe Verschuldung des privaten Sektors die mittelfristigen Wachstumsaussichten.

- Bezüglich seines institutionellen Rahmens setze das Vereinigte Königreich einen sehr hohen Standard, einschließlich der geldpolitischen und aufsichtsrechtlichen Institutionen, die hohe Glaubwürdigkeit genießen und jederzeit ihrer Rechenschaftspflicht nachkämen.

- Die politische Volatilität habe zuletzt zugenommen und in gewissem Rahmen die Berechenbarkeit der Regierungspolitik beeinträchtigt, wie etwa jüngst im Zusammenhang mit der Fiskalpolitik. Anhaltende Streitigkeiten über das Nordirland-Protokoll könnten durch die Einigung der EU und der britischen Regierung auf das "Windsor Framework" ein Ende finden. Eine Überarbeitung von Regulierungen im Bereich der Finanzdienstleistungen sei im Gange, wobei eine Einigung mit der EU auf ein robusteres Abkommen speziell mit Blick auf Finanzdienstleistungen noch nicht in Sicht sei. Die Wahrscheinlichkeit, dass demnächst ein zweites schottisches Referendum über Unabhängigkeit abgehalten werden könnte, scheine zuletzt etwas abgenommen zu haben.

- Die kurze Abfolge von Krisen und damit einhergehende staatliche Unterstützung hätten zusammen mit den schwächeren Wirtschaftsaussichten und der verringerten Erschwinglichkeit von Staatsschulden die Aussichten für die Staatsfinanzen eingetrübt. Die Staatsverschuldung dürfte sich kurz- bis mittelfristig eher auf einem hohen Niveau stabilisieren, als auf einen nachhaltigen Abwärtspfad einzuschwenken. Zinskosten hätten sich kräftig erhöht und dürften auch in den nächsten Jahren noch hoch bleiben.

- Während weiterhin eine mittelfristige Haushaltskonsolidierung angestrebt werde, seien fiskalische Regeln erneut angepasst worden, um diese zeitlich zu strecken, was im gegenwärtig unsicheren und volatilen geopolitischen Umfeld sowie mit Blick auf die Finanzmarktunsicherheit nicht ohne Risiko für die Staatsfinanzen bleibe. Die günstige Schuldenportfoliostruktur des Vereinigten Königreichs sowie das sehr solide Schuldenmanagement würden gleichwohl risikomindernde Faktoren bleiben.

- Wiederholte und zuletzt gestiegene Leistungsbilanzdefizite würden mit Blick auf mögliche abrupte Umkehrungen von Kapitalströmen ein Risiko darstellen, dem das Vereinigten Königreichs als bedeutendes internationales Finanzdienstleistungszentrum ausgesetzt sei. In einem gewissem Maße würden der große Bestand an Auslandsvermögen gegenüber als stabil geltenden Ländern sowie die Währungszusammensetzung der jeweiligen Vermögensrechnungsposten einen Ausgleich solcher Risiken darstellen. (06.03.2023/alc/n/a)