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Renten: Eine Frage des Timings
10.03.23 11:07
Postbank Research
Bonn (www.anleihencheck.de) - Unternehmensanleihen (Investment Grade, IG) sind in den vergangenen drei Monaten spürbar gesunken, so die Analysten von Postbank Research.
Nach der Weltfinanzkrise von 2007/2008 hätten die Spreads bis heute nur an etwa 30% der Handelstage ein vergleichbares oder ein niedrigeres Niveau erreicht. Ausschlaggebend für diese Entwicklung sei eine veränderte Markteinschätzung gewesen, die zu einer geringeren Zinsvolatilität beigetragen habe. Angesichts einer weiterhin hohen Inflation und eines robusten Arbeitsmarktes in den USA seien dort aber mehr Zinsschritte der Notenbank Federal Reserve (FED) absehbar als lange Zeit vom Markt erwartet. Der nehme inzwischen starke Konjunkturdaten wieder zum Anlass, einen restriktiveren FED-Kurs einzupreisen.
Tatsächlich würden die jüngsten Wirtschaftsdaten die Sorgen vor einer harten Rezession in den USA dämpfen. Die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft und das Ausbleiben einer Energiekrise in Europa hätten zudem die Aussicht für das globale Wachstum verbessert. In einem Umfeld sinkender Extremrisiken hätten die rückläufigen Risikoaufschläge also einen handfesten wirtschaftlichen Hintergrund. Nach Einschätzung der Deutschen Bank könnte das aktuelle Renditeniveau der US-Unternehmensanleihen von rund 5,1% ein guter Einstiegszeitpunkt sein. Seit der Weltfinanzkrise hätten die Papiere nur an 4% der Handelstage höher rentiert.
Die Nachfrage dürfte auch durch Lebensversicherer gestützt werden. Die Unternehmen hätten 2022 den Absatz von Rentenpolicen auf über 111 Milliarden US-Dollar hochgeschraubt - ein Plus von 38% gegenüber dem Rekordjahr 2002. Den Großteil des Beitragsvolumens würden die Versicherer in festverzinsliche Wertpapiere investieren. Auch Pensionsfonds dürften die aktuellen Renditen für eine höhere Deckungsquote garantierter Zusagen nutzen. Gleichzeitig könnten verstärkt europäische und japanische Anleger am US-Anleihemarkt investieren, weil sich die Absicherungskosten gegenüber dem US-Dollar günstig entwickeln würden.
Vielversprechend sei auch die Angebotsseite: Der Nachfrage nach US-Unternehmensanleihen stehe aufgrund der gestiegenen Kreditkosten voraussichtlich nur ein begrenztes Angebot an Neuemissionen entgegen. Das und die unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft hätten allerdings zu einer höheren Kapitaldisziplin bei den Unternehmen beigetragen. Entsprechend dürften sich die Verschuldungsquoten als stabil erweisen.
Allerdings sollten Anleger nicht aus dem Blick verlieren, dass der künftige Leitzins der FED höher ausfallen dürfte als bislang vom Markt prognostiziert. Eine positive Konjunkturentwicklung spreche aber zunächst einmal für US-IG-Unternehmensanleihen.
Unterdessen würden in Europa auch die Kommentare von Ratsmitgliedern der Europäischen Zentralbank (EZB) die hiesigen Anleiherenditen treiben. Zehnjährige Bundesanleihen hätten im Februar einen neuen Mehr-Jahreshöchststand von 2,72% markiert und zuletzt über 2,70% rentiert. Zur Einordnung: Anfang des Monats sei die laufende Verzinsung bis auf rund 2,00% gesunken. Die Renditen zweijähriger Restlaufzeiten seien mit 3,19% erstmals seit 2008 über die 3%-Marke gesprungen. Bundesbankpräsident und EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel habe gesagt, er könne nicht erkennen, "dass wir uns derzeit in einem restriktiven Bereich befinden". Der Renditeanstieg von Euro-Anleihen dürfte daher noch nicht zu Ende sein. (Kapitalmarktausblick März 2023) (10.03.2023/alc/a/a)
Nach der Weltfinanzkrise von 2007/2008 hätten die Spreads bis heute nur an etwa 30% der Handelstage ein vergleichbares oder ein niedrigeres Niveau erreicht. Ausschlaggebend für diese Entwicklung sei eine veränderte Markteinschätzung gewesen, die zu einer geringeren Zinsvolatilität beigetragen habe. Angesichts einer weiterhin hohen Inflation und eines robusten Arbeitsmarktes in den USA seien dort aber mehr Zinsschritte der Notenbank Federal Reserve (FED) absehbar als lange Zeit vom Markt erwartet. Der nehme inzwischen starke Konjunkturdaten wieder zum Anlass, einen restriktiveren FED-Kurs einzupreisen.
Tatsächlich würden die jüngsten Wirtschaftsdaten die Sorgen vor einer harten Rezession in den USA dämpfen. Die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft und das Ausbleiben einer Energiekrise in Europa hätten zudem die Aussicht für das globale Wachstum verbessert. In einem Umfeld sinkender Extremrisiken hätten die rückläufigen Risikoaufschläge also einen handfesten wirtschaftlichen Hintergrund. Nach Einschätzung der Deutschen Bank könnte das aktuelle Renditeniveau der US-Unternehmensanleihen von rund 5,1% ein guter Einstiegszeitpunkt sein. Seit der Weltfinanzkrise hätten die Papiere nur an 4% der Handelstage höher rentiert.
Vielversprechend sei auch die Angebotsseite: Der Nachfrage nach US-Unternehmensanleihen stehe aufgrund der gestiegenen Kreditkosten voraussichtlich nur ein begrenztes Angebot an Neuemissionen entgegen. Das und die unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft hätten allerdings zu einer höheren Kapitaldisziplin bei den Unternehmen beigetragen. Entsprechend dürften sich die Verschuldungsquoten als stabil erweisen.
Allerdings sollten Anleger nicht aus dem Blick verlieren, dass der künftige Leitzins der FED höher ausfallen dürfte als bislang vom Markt prognostiziert. Eine positive Konjunkturentwicklung spreche aber zunächst einmal für US-IG-Unternehmensanleihen.
Unterdessen würden in Europa auch die Kommentare von Ratsmitgliedern der Europäischen Zentralbank (EZB) die hiesigen Anleiherenditen treiben. Zehnjährige Bundesanleihen hätten im Februar einen neuen Mehr-Jahreshöchststand von 2,72% markiert und zuletzt über 2,70% rentiert. Zur Einordnung: Anfang des Monats sei die laufende Verzinsung bis auf rund 2,00% gesunken. Die Renditen zweijähriger Restlaufzeiten seien mit 3,19% erstmals seit 2008 über die 3%-Marke gesprungen. Bundesbankpräsident und EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel habe gesagt, er könne nicht erkennen, "dass wir uns derzeit in einem restriktiven Bereich befinden". Der Renditeanstieg von Euro-Anleihen dürfte daher noch nicht zu Ende sein. (Kapitalmarktausblick März 2023) (10.03.2023/alc/a/a)