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Großbritannien: Zinserhöhungszyklus noch nicht ganz beendet


08.05.23 11:15
Helaba

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die Bank of England wird ihren Leitzins wohl zunächst um 25 Basispunkte anheben und könnte dann sogar noch nachlegen, so die Analysten der Helaba.

Schließlich stagniere die Wirtschaft, anstatt einzubrechen.

König Charles III werde endlich gekrönt. In Amt und Würden sei er ja schon quasi seit dem Tod von Elizabeth. Die Kosten übernehme großzügigerweise der Steuerzahler. Weil einem König einst das Geld gefehlt habe, sei die Bank of England gegründet worden. Damals sei es aber kaum um Krönungsfeiern, sondern eher um Kriegskosten gegangen, die über die Bank finanziert worden seien. Es habe natürlich nichts mit der Krönung zu tun, dass sich die Notenbank zu einer turnusmäßigen Sitzung treffe. Heutzutage beschäftige sich die Bank of England vor allem um das Thema Inflation.

Die Teuerung habe in Großbritannien im März mit 10,1% - gerade im Vergleich zur Eurozone oder den USA - noch äußerst hoch gelegen. Die Kerninflation sei mit 6,2% ebenfalls sehr deutlich ausgefallen. Immerhin würden Basiseffekte bei den Energiepreisen ab April für eine Entspannung sorgen. Allerdings bestehe die Gefahr, dass die nach wie vor kräftig steigenden Löhne als Kosten weitergereicht würden und damit die Preise antreiben würden. Grundsätzlich sollte jedoch die schwächere Wirtschaft auf mittlere Sicht die Preisüberwälzung bei den Unternehmen und damit die Inflation dämpfen. Für die Bank of England stelle sich die Frage, ob die bisherigen Zinsanhebungen ausreichen würden, um das Wachstum entsprechend zu reduzieren.

In den letzten Quartalen habe das Bruttoinlandsprodukt um die Nulllinie geschwankt, Ende 2022 habe es knapp darüber gelegen. Das zur Veröffentlichung anstehende erste Vierteljahr dürfte etwas schwächer ausfallen und könnte marginal geschrumpft sein. Übrigens belaste im zweiten Quartal der zusätzliche Feiertag wegen der Krönung. Zwar würden die Zahlen eher ernüchternd klingen, gemessen an den Erwartungen vor einigen Monaten - insbesondere der Bank of England selbst - falle das Wachstum aber recht freundlich aus. Eine tiefe und langwährende Rezession zeichne sich nicht ab.

Für das Gesamtjahr würden die Analysten von einem stagnierenden Bruttoinlandsprodukt ausgehen. Dabei werde die Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2023 vermutlich leicht wachsen. Schließlich sollten sich die Realeinkommen der privaten Haushalte dann allmählich erholen. Außerdem habe es zuletzt sogar am arg gebeutelten Wohnimmobilienmarkt erste Lebenszeichen gegeben.

Die nicht ganz so schlechte Konjunktur gebe der Notenbank Spielraum, sich auf die Inflationsbekämpfung zu konzentrieren. Wahrscheinlich werde die Bank of England den Leitzins von 4,25% auf 4,50% anheben. In den Folgesitzungen sei noch ein weiterer Schritt möglich. Dann werde die Inflation deutlicher den Rückzug antreten. Auch am Arbeitsmarkt würden schlechtere Vorzeichen nicht überraschen.

Da zudem die anderen großen Notenbanken ihre Zinserhöhungen beenden würden, werde dies auch spätestens Mitte des Jahres die Bank of England tun und erst einmal abwarten. Nach einem Zinserhöhungszyklus sei automatisch vor einem Zinssenkungszyklus. Dies werde vermutlich 2023 noch nicht der Fall sein, jedoch schon im ersten Halbjahr 2024 könnte die britische Notenbank die Kehrtwende einlegen. Aber ob sich König Charles dafür interessiere? (Ausgabe vom 05.05.2023) (08.05.2023/alc/a/a)