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EZB drückt weiter aufs Gaspedal
29.05.20 10:00
DWS
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Wieder einmal sind die Erwartungen im Vorfeld der EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag hoch, so Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa bei der DWS.
Marktteilnehmer würden mit einer Aufstockung der Anleihekäufe im Rahmen des "Pandemic Emergency Purchase Programme" (PEPP) rechnen. Die Notenbank selbst habe diese Erwartungen durch wiederholte Hinweise darauf geschürt, bei Bedarf mehr tun zu wollen.
Auch die Experten seien der Meinung, dass die EZB nochmals nachlegen werde. Die Experten würden sowohl mit einer Verlängerung des PEPP bis ins Jahr 2021 hinein, als auch mit einer Anhebung des Volumens von derzeit 750 Milliarden auf mindestens 1000 Milliarden Euro, vielleicht sogar mehr rechnen. Die Gründe hierfür seien:
1. Die EZB werde ihre Wachstums- und Inflationsprognosen deutlich reduzieren. Präsidentin Lagarde habe bereits Zahlen genannt. Demnach dürfte die Wirtschaft in der Eurozone in diesem Jahr um acht bis zwölf Prozent schrumpfen. Und es sei nicht zu erwarten, dass die alten BIP-Niveaus von 2019 schnell wieder erreicht würden. Damit verbunden sei ein disinflationärer Ausblick auf die Inflation. Dies bedeute eine anhaltende deutliche Verfehlung des Inflationsziels.
2. Das PEPP sei das Instrument der Stunde, vor allem wegen seiner praktischen Flexibilität. Bisher habe die EZB für 218 Milliarden Euro Anleihen gekauft. Ginge sie in diesem Tempo weiter vor, was angesichts der gewünschten Stabilisierung der Risikoaufschläge (Spreads) zu erwarten sei, würden die Mittel bereits diesen Oktober ausgeschöpft sein. Dies mache eine Aufstockung notwendig. Doch auch eine Verlängerung um mindestens drei Monate bis Ende des ersten Quartals 2021 sei mehr als wahrscheinlich. Auf Sicht der kommenden Monate würden die wirtschaftlichen und fiskalischen Probleme, gerade in den Peripheriestaaten, nicht so weit gelöst sein, dass sie keine weitere Unterstützung bedürften. Dem dürfte die EZB bereits jetzt Rechnung tragen, auch um Markterwartungen zu stabilisieren.
3. Ändere der Vorschlag eines europäischen Wiederaufbaufonds seitens der Europäischen Union die Erwartungen an die EZB? Nicht wirklich. Zwar dürfte der Fonds von der EZB begrüßt werden und etwas Druck von ihr nehmen. Dennoch sei es die EZB, die mit ihrem flexiblen Eingreifen schneller auf Probleme am Kapitalmarkt regieren könne, als der langfristig ausgerichtete Fonds. Damit bleibe ein großer Teil der Verantwortung für die Erholung in der Eurozone auf den Schultern der EZB.
Alles in allem würden die Kapitalmärkte auf eine großzügige weitere Unterstützung der EZB setzen. Dem dürfte die EZB weiter nachkommen. Gebe es einen Ausstieg? Er rücke jedenfalls in sehr weite Ferne. Eine mittelfristig ausbleibende weitere Aufstockung der Anleiheprogramme wäre schon ein sehr willkommenes Zwischenziel, doch selbst das sei im Moment eher Wunschdenken. (29.05.2020/alc/a/a)
Marktteilnehmer würden mit einer Aufstockung der Anleihekäufe im Rahmen des "Pandemic Emergency Purchase Programme" (PEPP) rechnen. Die Notenbank selbst habe diese Erwartungen durch wiederholte Hinweise darauf geschürt, bei Bedarf mehr tun zu wollen.
Auch die Experten seien der Meinung, dass die EZB nochmals nachlegen werde. Die Experten würden sowohl mit einer Verlängerung des PEPP bis ins Jahr 2021 hinein, als auch mit einer Anhebung des Volumens von derzeit 750 Milliarden auf mindestens 1000 Milliarden Euro, vielleicht sogar mehr rechnen. Die Gründe hierfür seien:
2. Das PEPP sei das Instrument der Stunde, vor allem wegen seiner praktischen Flexibilität. Bisher habe die EZB für 218 Milliarden Euro Anleihen gekauft. Ginge sie in diesem Tempo weiter vor, was angesichts der gewünschten Stabilisierung der Risikoaufschläge (Spreads) zu erwarten sei, würden die Mittel bereits diesen Oktober ausgeschöpft sein. Dies mache eine Aufstockung notwendig. Doch auch eine Verlängerung um mindestens drei Monate bis Ende des ersten Quartals 2021 sei mehr als wahrscheinlich. Auf Sicht der kommenden Monate würden die wirtschaftlichen und fiskalischen Probleme, gerade in den Peripheriestaaten, nicht so weit gelöst sein, dass sie keine weitere Unterstützung bedürften. Dem dürfte die EZB bereits jetzt Rechnung tragen, auch um Markterwartungen zu stabilisieren.
3. Ändere der Vorschlag eines europäischen Wiederaufbaufonds seitens der Europäischen Union die Erwartungen an die EZB? Nicht wirklich. Zwar dürfte der Fonds von der EZB begrüßt werden und etwas Druck von ihr nehmen. Dennoch sei es die EZB, die mit ihrem flexiblen Eingreifen schneller auf Probleme am Kapitalmarkt regieren könne, als der langfristig ausgerichtete Fonds. Damit bleibe ein großer Teil der Verantwortung für die Erholung in der Eurozone auf den Schultern der EZB.
Alles in allem würden die Kapitalmärkte auf eine großzügige weitere Unterstützung der EZB setzen. Dem dürfte die EZB weiter nachkommen. Gebe es einen Ausstieg? Er rücke jedenfalls in sehr weite Ferne. Eine mittelfristig ausbleibende weitere Aufstockung der Anleiheprogramme wäre schon ein sehr willkommenes Zwischenziel, doch selbst das sei im Moment eher Wunschdenken. (29.05.2020/alc/a/a)