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Anleihen im Portfolio: Inflation und Geldpolitik geben den Takt vor
21.05.21 11:30
DWS
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - In den vergangenen Monaten ist es zu einem Zinsanstieg am Anleihemarkt gekommen, so die Experten von DWS.
Aktiv gemanagte Fondsstrategien dürften sich gegenüber Einzelanlagen jedoch weiterhin lohnen.
"Kaufen Sie Anleihen, nehmen Sie keine Schlaftabletten und behalten Sie die Papiere im Blick." So könnte ein bekannter Ratschlag des Börsengurus André Kostolany (1906-1999) umformuliert werden, um die aktuelle Investmentsituation bei festverzinslichen Anlagen zu beschreiben.
Im Original habe Kostolany für einen guten Renditeerfolg bei Aktien empfohlen, die Papiere zu kaufen, sich auf's Ohr zu legen und die Titel auch durch turbulente Börsenphasen hindurch lange zu halten. Aber sei der Rat auch übertragbar auf Anleihen?
"Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sollte man die Empfehlung auf viele Anleihesegmente nicht anwenden", sage Oliver Eichmann, Fondsmanager des DWS Eurozone Bonds Flexible. Hier sei das Kaufen und Halten bis zum Laufzeitende zuletzt oft ein Minusgeschäft gewesen - insbesondere bei als sicher geltenden Staatsanleihen aus Industrienationen wie den USA und Deutschland. Aufgehen können habe das Konzept allenfalls bei Papieren mit höherem Ausfallrisiko - etwa bei Staatspapieren, die von Schwellenländern begeben worden seien, oder bei hochverzinsten Unternehmensanleihen.
Nun hätten in den vergangenen Wochen anziehende Marktrenditen als Folge wieder steigender Inflationsraten Bewegung in den Markt gebracht. In den USA seien mit der realen Teuerung der Verbraucherpreise auch die Zinsen bei Rentenpapieren wieder merklich gestiegen - und Anleger würden sich fragen, wie nachhaltig diese Entwicklung sein werde.
Alle Augen seien dabei auf die Notenbanken gerichtet, deren Geldpolitik die allgemeine Zinsentwicklung beeinflusse. In den vergangenen Jahren seien geldpolitische Maßnahmen auf die Versorgung des Unternehmenssektors mit Liquidität durch niedrige Zinsen und Anleihenkäufe konzentriert gewesen - nach Ausbruch der Coronapandemie sogar noch intensiver. Niedrige Leitzinsen würden es Herausgebern von Anleihen ermöglichen, sich Kapital zu günstigen Konditionen zu beschaffen, und vermehrte Anleihekaufprogramme der Notenbanken würden die Nachfrage im Markt erhöhen, was die Anleihekurse stütze. "Steigende Anleihekurse bedeuten fallende künftige Renditen", erläutere Oliver Eichmann und füge hinzu: "Eine Kaufen-und-Halten-Strategie ist derzeit bei vielen Titeln mit geringem Zahlungsausfallrisiko für Anleger vergleichsweise unattraktiv."
Dass die Inflation dies- und jenseits des Atlantiks zuletzt angezogen und sich die Wirtschaft zugleich auf den Erholungspfad begeben habe, habe Spekulationen über ein baldiges Ende der expansiven Geldpolitik genährt. Notenbanken müssten in der aktuellen wirtschaftlichen Gemengelage tatsächlich wieder stärker abwägen, ob und wann sie den Hebel von "Wirtschaft ankurbeln" auf "Inflation bremsen" umlegen würden.
Zwar würden die Experten der DWS erwarten, dass die Inflationsraten in den nächsten Monaten relativ hoch ausfallen würden. Da sie jedoch vor allem als Folge der nach dem tiefen Pandemiecrash belebten Realwirtschaft gesehen würden, dürfte es sich eher um einen vorübergehenden Anstieg handeln. Auf zwei bis drei Jahren gesehen, sollte die Teuerung deshalb wieder moderater ausfallen, da die Wirtschaft noch nicht an ihrer Kapazitätsgrenze laufe und durch die erhöhte Arbeitslosigkeit auch die Konsumnachfrage gedämpft sei. "Unter dem Strich rechnen wir also damit, dass die Notenbanken ihre geldpolitischen Hilfen nur graduell und sehr vorsichtig zurückfahren und damit den aktuellen Zinsanstieg dämpfen werden", sage Oliver Eichmann.
Für Anleger dürfte der Anleihemarkt damit nach wie vor eine Herausforderung bleiben - zumal auch ein Blick in die USA zeige, dass die festverzinslichen Renditen zuletzt nicht mehr im selben Maße gestiegen seien wie die Teuerungsrate. Investoren, die mit Zinsanlagen auch nach Abzug der Inflation noch ein reales Plus erzielen möchten, müssten also in riskantere und damit höher verzinste Anleihen wie Firmenbonds investieren.
Wer auf Anleihen nicht verzichten und dennoch ruhig schlafen möchte, für den könnten aktiv gemanagte Fonds gegenüber einer Einzelanlage - etwa mit hohem Ausfallrisiko - eine gute Wahl sein. Die Risikostreuung sei ein Vorteil von Anleihefonds. "Als Fondsmanager kann ich schnell auf neue Marktereignisse reagieren und Anleihelaufzeiten kontinuierlich anpassen", sage DWS-Experte Eichmann. Die aktive Titelselektion biete ihm so die Möglichkeit, Kurschancen zu nutzen und insgesamt höhere Renditen zu erzielen. (Ausgabe vom 19.05.2021) (21.05.2021/alc/a/a)
Aktiv gemanagte Fondsstrategien dürften sich gegenüber Einzelanlagen jedoch weiterhin lohnen.
"Kaufen Sie Anleihen, nehmen Sie keine Schlaftabletten und behalten Sie die Papiere im Blick." So könnte ein bekannter Ratschlag des Börsengurus André Kostolany (1906-1999) umformuliert werden, um die aktuelle Investmentsituation bei festverzinslichen Anlagen zu beschreiben.
Im Original habe Kostolany für einen guten Renditeerfolg bei Aktien empfohlen, die Papiere zu kaufen, sich auf's Ohr zu legen und die Titel auch durch turbulente Börsenphasen hindurch lange zu halten. Aber sei der Rat auch übertragbar auf Anleihen?
"Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sollte man die Empfehlung auf viele Anleihesegmente nicht anwenden", sage Oliver Eichmann, Fondsmanager des DWS Eurozone Bonds Flexible. Hier sei das Kaufen und Halten bis zum Laufzeitende zuletzt oft ein Minusgeschäft gewesen - insbesondere bei als sicher geltenden Staatsanleihen aus Industrienationen wie den USA und Deutschland. Aufgehen können habe das Konzept allenfalls bei Papieren mit höherem Ausfallrisiko - etwa bei Staatspapieren, die von Schwellenländern begeben worden seien, oder bei hochverzinsten Unternehmensanleihen.
Alle Augen seien dabei auf die Notenbanken gerichtet, deren Geldpolitik die allgemeine Zinsentwicklung beeinflusse. In den vergangenen Jahren seien geldpolitische Maßnahmen auf die Versorgung des Unternehmenssektors mit Liquidität durch niedrige Zinsen und Anleihenkäufe konzentriert gewesen - nach Ausbruch der Coronapandemie sogar noch intensiver. Niedrige Leitzinsen würden es Herausgebern von Anleihen ermöglichen, sich Kapital zu günstigen Konditionen zu beschaffen, und vermehrte Anleihekaufprogramme der Notenbanken würden die Nachfrage im Markt erhöhen, was die Anleihekurse stütze. "Steigende Anleihekurse bedeuten fallende künftige Renditen", erläutere Oliver Eichmann und füge hinzu: "Eine Kaufen-und-Halten-Strategie ist derzeit bei vielen Titeln mit geringem Zahlungsausfallrisiko für Anleger vergleichsweise unattraktiv."
Dass die Inflation dies- und jenseits des Atlantiks zuletzt angezogen und sich die Wirtschaft zugleich auf den Erholungspfad begeben habe, habe Spekulationen über ein baldiges Ende der expansiven Geldpolitik genährt. Notenbanken müssten in der aktuellen wirtschaftlichen Gemengelage tatsächlich wieder stärker abwägen, ob und wann sie den Hebel von "Wirtschaft ankurbeln" auf "Inflation bremsen" umlegen würden.
Zwar würden die Experten der DWS erwarten, dass die Inflationsraten in den nächsten Monaten relativ hoch ausfallen würden. Da sie jedoch vor allem als Folge der nach dem tiefen Pandemiecrash belebten Realwirtschaft gesehen würden, dürfte es sich eher um einen vorübergehenden Anstieg handeln. Auf zwei bis drei Jahren gesehen, sollte die Teuerung deshalb wieder moderater ausfallen, da die Wirtschaft noch nicht an ihrer Kapazitätsgrenze laufe und durch die erhöhte Arbeitslosigkeit auch die Konsumnachfrage gedämpft sei. "Unter dem Strich rechnen wir also damit, dass die Notenbanken ihre geldpolitischen Hilfen nur graduell und sehr vorsichtig zurückfahren und damit den aktuellen Zinsanstieg dämpfen werden", sage Oliver Eichmann.
Für Anleger dürfte der Anleihemarkt damit nach wie vor eine Herausforderung bleiben - zumal auch ein Blick in die USA zeige, dass die festverzinslichen Renditen zuletzt nicht mehr im selben Maße gestiegen seien wie die Teuerungsrate. Investoren, die mit Zinsanlagen auch nach Abzug der Inflation noch ein reales Plus erzielen möchten, müssten also in riskantere und damit höher verzinste Anleihen wie Firmenbonds investieren.
Wer auf Anleihen nicht verzichten und dennoch ruhig schlafen möchte, für den könnten aktiv gemanagte Fonds gegenüber einer Einzelanlage - etwa mit hohem Ausfallrisiko - eine gute Wahl sein. Die Risikostreuung sei ein Vorteil von Anleihefonds. "Als Fondsmanager kann ich schnell auf neue Marktereignisse reagieren und Anleihelaufzeiten kontinuierlich anpassen", sage DWS-Experte Eichmann. Die aktive Titelselektion biete ihm so die Möglichkeit, Kurschancen zu nutzen und insgesamt höhere Renditen zu erzielen. (Ausgabe vom 19.05.2021) (21.05.2021/alc/a/a)
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Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
6,10 % | 7,20 % | -1,10 % | -15,28% | 30.05./22:00 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
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07.06.23
, LOYS
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