Erweiterte Funktionen

Zinssenkung in den USA vor 2024 unwahrscheinlich


04.05.23 12:15
BNY Mellon IM

Frankfurt am Main (www.anleihencheck.de) - In der Pressekonferenz räumte Jerome Powell ein, dass die geringere Kreditvergabe durch die Banken zukünftig wahrscheinlich eine Belastung für die Konjunktur darstellen wird, so Sonia Meskin, Head of U.S. Macro bei BNY Mellon Investment Management.

Das entspreche auch dem zentralen Szenario für 2023 von BNY Mellon Investment Management. Powell habe sich jedoch zuversichtlicher als die Mitarbeiter des Federal Reserve Board (und wir) gezeigt, dass die US-Wirtschaft eine bevorstehende Rezession vermeiden könne. Die Vorstellungen der FED und der Anleger würden sich weiterhin vor allem mit Blick auf mögliche Leitzinssenkungen in diesem Jahr unterscheiden - die FED sehe keine, die Märkte dagegen einige.

Bei der Zins-Entscheidung der FED im Juni werde es auf die Inflation, Arbeitsmarktdaten und die Kreditauflagen des Bankensektors ankommen. Risiken würden außerdem von der Frage der US-Schuldenobergrenze ausgehen. Sofern der Inflationsdruck auf breiter Basis bestehen bleibe, die Zahl der offenen Stellen nicht weiter sinke und die Verhandlungen über die Schuldenobergrenze im Hintergrund gut verlaufen würden, könnte eine Zinserhöhung im Juni folgen. Falls die Inflation hingegen generell nachlasse, sich die Kreditverknappung beschleunige oder die Unsicherheit über die Schuldenobergrenze die Stimmung eintrübe, dürfte es eher eine Zinspause geben.

Insgesamt halte BNY Mellon Investment Management es allerdings für unwahrscheinlich, dass die FFEDed eine Zinssenkung vor 2024 in Erwägung ziehen werde - im Gegensatz zum Markt, wo man mit einer früheren Zinssenkung rechne.

Inflation bleibe bedeutend

Für den Anleihemarkt sei die Richtung der Inflation wichtig. BNY Mellon Investment Management gehe davon aus, dass der dauerhafte Rückgang der Kerninflation im weiteren Jahresverlauf für festverzinsliche Anlagen positiv sein werde. Es werde erwartet, dass der Verbraucherpreisindex (VPI) für April, der nächste Woche veröffentlicht werde, wieder ansteigen werde. Treiber seien vor allem die Preise für Benzin und Gebrauchtwagen. Die Beschleunigung könnte aber von kurzer Dauer sein. Wenn der Anstieg bei den VPI-Komponenten nur gering ausfalle, könne das nach Erachten von BNY Mellon Investment Management nicht der vorrangige Grund für künftige Zinserhöhungen sein.

Ansonsten seien die US-Wirtschaftsdaten bislang uneinheitlich und würden keine eindeutigen Richtungssignale für Anleger oder politische Entscheidungsträger liefern. Die Ausrüstungsinvestitionen seien im zweiten Quartal in Folge zurückgegangen - ein Signal, dass Unternehmen ihre Aussichten vorsichtiger einschätzen würden. Demgegenüber seien die Konsum- und Staatsausgaben sowie die Exporte im ersten Quartal hoch gewesen.

Es gebe allerdings eine Warnung: Die jüngsten Belastungen aus dem Bankensektor hätten sich noch nicht in den Daten niedergeschlagen. Es sei daher zu früh, um optimistische Schlüsse zu ziehen. BNY Mellon Investment Management gehe davon aus, dass die USA im zweiten Halbjahr 2023 in eine milde Rezession eintreten würden, auch wenn es eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür gebe, dass der Konjunkturzyklus noch weiter andauern könnte. Dies wiederum berge das Risiko eines späteren stärkeren Abschwungs.

Außerhalb des Bankensektors seien die Marktsignale ebenfalls widersprüchlich gewesen: Die Volatilität am Aktienmarkt habe sich im April auf einem historisch niedrigen Niveau stabilisiert. Die Zinsvolatilität sei seit März ebenfalls zurückgegangen, wenn auch nicht so stark wie die Schwankungen der Aktienkurse. Bei Unternehmensanleihen seien die Spreads nach wie vor historisch eng, und BNY Mellon Investment Management sehe das Risiko einer Ausweitung, wenn die Anleger beginnen würden, die Rezessionsrisiken deutlicher einzupreisen. (04.05.2023/alc/a/a)