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Zinsen werden im Frühsommer ihren Höchststand erreichen


03.03.23 11:30
RBC BlueBay Asset Management

London (www.anleihencheck.de) - Die Zinserwartungen sind im Laufe der vergangenen Woche weiter gestiegen - insbesondere für die Eurozone, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.

Die Marktteilnehmer würden nun damit rechnen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen in den kommenden Monaten um weitere 150 Basispunkte auf knapp unter 4 Prozent anheben werde.

Die Wirtschaftsdaten würden weiterhin Anzeichen einer Verbesserung zeigen. Der Abwärtstrend bei der Inflation habe im Februar eine Pause eingelegt und die Verbraucherpreisindices hätten auf dem gesamten Kontinent über den Erwartungen der Analysten gelegen. Die EZB werde auf ihrer März-Sitzung wahrscheinlich bei einer restriktiven Haltung bleiben. Es sei unwahrscheinlich, dass FED-Chefin Christine Lagarde eine baldige Verlangsamung bei den Zinserhöhungen signalisieren könne.

Auf der anderen Seite des Atlantiks werde die US-Notenbank wahrscheinlich ebenfalls ihre Entschlossenheit zeigen, die Inflation zu senken. Sowohl in den USA als auch in Europa würden die Zinssätze deutlich über dem angenommenen neutralen Zinssatz liegen. Das nähre die Hoffnung, dass wir uns dem Höhepunkt des Zinszyklus nähern könnten.

Angesichts der guten Konjunkturdaten wachse aber die Besorgnis, dass die Geldpolitik nicht die Zugkraft entfalte, die man normalerweise erwarten würde. Die Entscheidungsträger scheinen sich jedoch einig zu sein, dass die Politik wirkt - mit einer längeren Verzögerung als erwartet, so die Experten von RBC BlueBay Asset Management. Es sei daher schwierig, das Rezessionsrisiko in den nächsten drei bis sechs Monaten vorherzusagen.

Nichtsdestotrotz scheine sich weiterhin die Ansicht durchzusetzen, dass die Geldpolitik Wachstum und Inflation verlangsamen werde. Dies deute nach wie vor darauf hin, dass die Zinsen im Frühsommer ihren Höhepunkt erreichen würden. Es bestehe jedoch zunehmend die Gefahr, dass die Zinssätze stärker steigen müssten, um die Nachfrage zu bremsen.

Die finanziellen Bedingungen seien nach wie vor nur geringfügig restriktiv und nicht weit von ihrem durchschnittlichen Niveau der vergangenen 30 Jahre entfernt. Die Unsicherheit sei weiterhin groß und die wiederauflebende chinesische Nachfrage könnte ein Aufwärtsrisiko für das Wachstum und die Inflation in der gesamten Weltwirtschaft darstellen.

Die Experten würden davon ausgehen, dass der Offenmarktauschuss der US-Notenbank die Zinssätze ab jetzt nur noch in Schritten von 25 Basispunkten erhöhen werde - es sei denn, überraschende Daten würden zu einer Kursänderung zwingen. Die Marktprognosen für einen Höchststand der FED Funds von 5,5 Prozent und ein Verharren über der 5-Prozent-Marke bis zum nächsten Frühjahr scheinen unserer Ansicht nach weitgehend angemessen, so die Experten von RBC BlueBay Asset Management.

Dennoch seien die Experten nach wie vor der Meinung, dass eine Nulllandung in diesem Konjunkturzyklus nicht das Ziel sein könne. Aus ihrer Sicht würden wir entweder eine weiche Landung erleben, oder eine straffere Geldpolitik werde eine Rezession und eine harte Landung nach sich ziehen.

In der kommenden Woche werde der Arbeitsmarkt im Fokus stehen - nachdem der Februar-Bericht mit mehr als einer halben Million neu geschaffener Arbeitsplätze überraschend robust ausgefallen sei. Danach werde sich die Aufmerksamkeit auf den VPI-Bericht richten. Diese beiden Datenpunkte würden sowohl für die Marktteilnehmer als auch für die politischen Entscheidungsträger von größter Bedeutung sein. (03.03.2023/alc/a/a)