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Zehnjährige Bundesanleihen: Rendite zeitweise in Richtung 2,55% gesunken


15.09.23 09:00
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Durch die EZB-Sitzung ging es für die Renditen langlaufender Staatsanleihen gestern abwärts, so die Analysten der Nord LB.

Die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sei zeitweise in Richtung 2,55% gesunken. Dies erscheine nur auf den ersten Blick widersinnig. Vielmehr sei genau hiermit zu rechnen gewesen, würden doch die Märkte nun die Möglichkeit weiterer Zinsanhebungen vollständig auspreisen.

Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte würden im Juli den vierten Monat in Folge fallen (-3,7% ggü. Vorjahresmonat). Laut Statistischem Bundesamt sei hierfür insbesondere ein Basiseffekt verantwortlich. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine seien die Erzeugerpreise im Juli 2022 nämlich zweistellig gestiegen (+33,5%). Betrachte man die Entwicklung auf monatlicher Basis, ergebe sich ein anderes Bild. Hier würden die Erzeugerpreise weiter anziehen (+0,7%).

Fallende Erzeugerpreise würden den Verbraucher immer mit einer Zeitverzögerung und tendenziell auch nicht vollständig erreichen. Es bleibe daher zu hoffen, dass die Verbraucher bei Lebensmitteln künftig Entlastung spüren würden. Nahrungsmittel würden im August Preistreiber Nummer eins (+9,0%) noch vor Energie (+8,3%) bleiben. Insgesamt habe die Inflationsrate nur leicht abgenommen (von 6,2% auf 6,1%).

Die EZB habe auf ihrer gestrigen Sitzung ihre Leitzinsen erneut um jeweils 25 Basispunkte angehoben. Der relevante Einlagesatz steige damit auf einen Rekordwert von 4,00%, der Hauptrefinanzierungssatz auf 4,50%. Eine Anpassung im Statement mache die gestrige Entscheidung jedoch zu einem "dovish hike". Die Leitzinsen dürften nun ein Niveau erreicht haben, "das - wenn es lange genug aufrechterhalten wird - einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird."

Sollte sich EZB-Chefin Christine Lagarde gestern auf der EZB-Pressekonferenz geirrt haben oder dem Gesagten noch etwas hinzufügen wollen (unwahrscheinlich, aber denkbar), könne sie das heute in Santiago de Compostela gezielt tun. Ansonsten stünden heute - erst am Nachmittag - ausschließlich US-Daten zur Veröffentlichung an. So würden der New Yorker Empire State Survey bereits Indikationen für die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe und der (vorläufige) Michigan-Index Hinweise zum Verbrauchervertrauen jeweils für den laufenden Monat September liefern. Dagegen würden die Bekanntgaben sowohl für die Importpreise als auch für die Industrieproduktion noch weiter zurückliegende Werte aus dem Monat August liefern. (15.09.2023/alc/a/a)