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Weiterer Schritt zur geldpolitischen Normalisierung in Japan


03.11.23 12:07
RBC BlueBay Asset Management

London (www.anleihencheck.de) - In einer Woche mit zahlreichen Zentralbanksitzungen gingen die Renditen in den USA und Europa etwas zurück, während sie in Japan aufgrund des unterschiedlichen Stands im geldpolitischen Zyklus stiegen, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.

In den Vereinigten Staaten würden die Wirtschaftsdaten gemischter ausfallen. Die JOLTS-Umfrage deute auf einen weiterhin gesunden Arbeitsmarkt hin. Ein schwächerer ISM-Einkaufsmanagerindex von 46,7 spreche hingegen für eine Abkühlung der Nachfrage in einer Reihe von Sektoren.

Dennoch halte RBC BlueBay Asset Management es nach wie vor für verfrüht, eine wesentliche Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit zu erwarten. Nach einem konjunkturell sehr starken dritten Quartal und angesichts einer Kerninflation von noch immer 4 Prozent überrasche es nicht, dass die US-Notenbank an ihrem straffen Kurs festhalte. In gewisser Hinsicht habe nur die jüngste Verschärfung der finanziellen Bedingungen - dank höherer Renditen für Anleihen mit längeren Laufzeiten - dafür gesorgt, dass in dieser Woche keine weitere Zinserhöhung erfolgt sei.

Mit Blick auf die Zukunft erwarte RBC BlueBay Asset Management in den Vereinigten Staaten schwächere Wirtschaftsdaten. Daher denke RBC BlueBay Asset Management, dass die US-Zinsen ihren Höhepunkt bereits erreicht haben könnten. Es sei aber weiterhin verfrüht, eine Lockerung der Geldpolitik vor der zweiten Jahreshälfte 2024 zu erwarten.

In Europa schienen die Wirtschaftsdaten eindeutig auf eine Abkühlung hinzudeuten. Das Geschäftsklima verschlechtere sich weiter und in Deutschland zeige sich eine deutliche Schwäche bei den Einzelhandelsumsätzen und ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich. RBC BlueBay Asset Management denke nicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) weitere Zinserhöhungen vornehmen werde. Wie auch bei der US-Notenbank aber seien Zinssenkungen wohl noch in weiter Ferne. Es werde einige Zeit dauern, bis die Inflation auf ein Niveau sinke, bei dem die EZB ihren Kurs anpassen könne.

In Japan werde die Wirtschaftstätigkeit durch eine stimulierende Geld- und Fiskalpolitik gestützt. Gleichzeitig liege die Inflation weiterhin über den Prognosen. Es habe den Anschein, als hätte die Bank of Japan (BoJ) einen Fehler begangen und die Geldpolitik zu lange zu locker belassen.

Auf ihrer jüngsten geldpolitischen Sitzung habe die BoJ die Zinskurvenkontrolle weiter abgeschwächt. Die Notenbanker hätten angedeutet, bei Renditen von mehr als 1 Prozent Anleihen nach eigenem Ermessen zu kaufen. RBC BlueBay Asset Management betrachte dies als einen weiteren Schritt zur geldpolitischen Normalisierung und erwarte nun eine Abschaffung der Negativzinspolitik entweder auf der Dezembersitzung oder im Januar 2024.

RBC BlueBay Asset Management rechne weiterhin mit einem Anstieg der 10-jährigen Renditen auf 1,2 Prozent bis Ende des Jahres. 2024 dürften sie auf mehr als 1,5 Prozent klettern.

Die Marktteilnehmer frustriere das zögerliche Vorgehen der BoJ bei der Normalisierung der Geldpolitik. Aus ihrer Sicht liege die japanische Zentralbank hinter der Kurve. Dies schwäche den Yen und die Wetten gegen die japanische Währung hätten in den vergangenen Wochen weiter zugenommen. Die Androhung von Interventionen seitens des japanischen Finanzministeriums begrenze aber den Rückgang. Nach Meinung von RBC BlueBay Asset Management bleibe der Yen mittelfristig eine stark unterbewertete Währung.

Wir seien nun an einem Punkt angelangt, an dem die japanischen Behörden aus Sicht von RBC BlueBay Asset Management ihren verbalen Interventionen entschlossene Taten folgen lassen müssten, um den Trend zu einem schwächeren Yen umzukehren. Wenn es der BoJ-Politik jedoch weiterhin an Glaubwürdigkeit mangele, sei es fraglich, ob dies nachhaltig gelingen werde.

Es sei bemerkenswert, dass es in den vergangenen zwei Monaten zum ersten Mal seit Jahren mehr Zinssenkungen als -erhöhungen seitens der Zentralbanken weltweit gegeben habe. RBC BlueBay Asset Management habe das Gefühl, dass sich der Zyklus nun wende. Es wäre aber falsch, vorschnell den Schluss zu ziehen, dass die Zinssätze oder Renditen auf ein in den vergangenen zehn Jahren als "normal" geltendes Niveau zurückkehren würden. (03.11.2023/alc/a/a)