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Vorschneller Optimismus bleibt risikant


08.09.23 12:00
RBC BlueBay Asset Management

London (www.anleihencheck.de) - Die Zinsentscheidung der EZB im September könnte ein knapper Beschluss werden, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.

Auffällig sei, dass der Optimismus in der Eurozone nun von der Sorge abgelöst werde, dass Europa einige Jahre wirtschaftlicher Stagnation bevorstehen könnten.

Der US-Arbeitsmarktbericht der vergangenen Woche habe für einen kurzzeitigen Anstieg der Renditen gesorgt. Wenn man jedoch bedenke, dass das Lohnwachstum weiterhin robust sei und das Vertrauen der Unternehmen zuzunehmen scheine, werde deutlich, dass es vorerst kaum Anzeichen für eine wesentliche Verlangsamung der US-Wirtschaftstätigkeit gebe. In diesem Sinne gebe es wenig Anlass, die jüngsten Äußerungen der FED zu revidieren.

Derweil würden die steigenden Öl- und Rohstoffpreise darauf hindeuten, dass die Inflationsdaten in den nächsten Monaten kaum schwächer ausfallen dürften. Sollten sich die Anzeichen für eine hartnäckige Inflation verdichten, könnte dies sogar ein Argument für eine weitere Straffung der Geldpolitik sein.

Die Treffen der politischen Entscheidungsträger in der Eurozone in dieser Woche hätten den Eindruck vermittelt, dass sich die Wachstumsaussichten in der gesamten Region in den kommenden sechs Monaten weiter verschlechtern würden. Die Fortschritte bei der Senkung der Inflation würden wahrscheinlich sehr langsam sein.

Die Experten würden davon ausgehen, dass Lagarde auf der EZB-Sitzung in der nächsten Woche die Wachstumsprognosen senken und einräumen werde, dass sich das auf der Juni-Sitzung beschriebene Abwärtsrisikoszenario in den letzten Monaten bewahrheitet habe.

Die Zinsentscheidung der EZB im September könnte knapp werden. Klar sei jedoch, dass eine Zinssenkung im nächsten Jahr nur schwer möglich sein werde, da die Inflation wahrscheinlich für einen längeren Zeitraum über dem EZB-Zielwert liege. Deshalb würden die Entscheidungsträger über Stagflationsrisiken diskutieren.

Nachdem Europa im letzten Winter trotz Unterbrechungen der Energieversorgung eine Rezession vermieden habe, habe man noch Optimismus beobachtet. Der werde jetzt von der Sorge abgelöst, dass Europa mehrere Jahre wirtschaftlicher Stagnation bevorstehen könnten.

In der nächsten Woche erwarte man die EZB-Sitzung und die Daten zum Verbraucherpreisindex in den USA als treibende Faktoren für die Preisentwicklung. Sollte eine Überraschung zu einem Überschießen der Kurse führen, könnte dies ein interessanter Zeitpunkt sein, um Risikopositionen einzugehen, aber im Moment würden die Experten glauben, dass sie es sich leisten könnten, auf die Volatilität zu warten, bevor sie einsteigen würden. Die Datenunsicherheit sei vorerst noch groß.

Die Experten würden davon ausgehen, dass sich das Wachstum abkühlen und die Zinssätze ihren Höchststand erreichen würden, doch angesichts der inversen Kurven und der bereits überzogenen Positionierung erscheine es riskant, auf dem falschen Niveau vorschnell optimistisch zu werden. (08.09.2023/alc/a/a)