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Unsicherheit über Inflationsausblick bleibt an Zinsmärkten bestimmend
19.05.23 09:25
Raiffeisen Bank International AG
Wien (www.anleihencheck.de) - In der Eurozone und in den USA steht der Datenkalender der nächsten Woche ganz im Zeichen verschiedener Stimmungsindikatoren, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI).
Den Auftakt mache dabei die Schnellschätzung zum Konsumentenvertrauen in der Eurozone im Mai. Besagter Index habe sich zwar zuletzt langsam, aber sicher von seinem Tief im September erholen können, mit -17,5 Punkten im April aber dennoch klar in einem Gebiet schwacher Konsumentenzuversicht rangiert. Die Schätzungen der Analysten würden auf eine leichte Verbesserung auf -16,5 Punkte hindeuten. In weiterer Folge stünden die prominenten PMI-Einkaufsmanagerumfragen für den Mai auf der Agenda, und zwar für die Eurozone und die USA.
In der Eurozone habe es sich hier zuletzt wie folgt verhalten: Während die Subkomponente für den Dienstleistungsbereich rapide habe zunehmen können, und inzwischen deutlich über der entscheidenden 50-Punkte Linie liege, sei im Verarbeitenden Sektor eine gegenteilige Bewegung zu sehen gewesen. Dieses Auseinanderdriften werde sich nach Prognosen der Analysten fortsetzen (Dienstleistungen: 56,2 auf 56,7 Punkte, Verarbeitendes Gewerbe: 45,8 auf 45,5 Punkte). Werfe man einen Blick über den Atlantik, so offenbare sich ein anderes Bild. Hier lägen sowohl der Index für den Dienstleistungssektor (53,6) als auch der Index für die Industrie (50,2) über der 50-Punkte Linie, welche zunehmendes von schrumpfendem Gebiet trenne. Hier habe sich also zuletzt eine einheitlichere Erholung gezeigt, obgleich natürlich darauf verwiesen werden sollte, dass insbesondere der Industriesektor mit 50,2 Punkten eher noch in stagnierendem denn in wachsendem Gebiet liege.
Zu guter Letzt sei das Erscheinen des deutschen ifo-Index für den Monat Mai hervorzuheben. Hier habe die Komponente zu den Zukunftserwartungen zuletzt ein deutlicheres Erholungsmuster aufweisen können als ihr Pendant zur aktuellen Lagebeurteilung, mit 92,2 Punkten niveaumäßig aber dennoch unter den 95 Punkten der zweitgenannten Komponente gelegen. Hier würden die Analysten bei den Komponenten für die Zukunftserwartungen und die aktuelle Lage eine Verschlechterung auf 90 Punkte und 94 Punkte für am wahrscheinlichsten halten.
Der dieswöchige Datenkalender sei geprägt von einigen wenigen makroökonomischen Datenpunkten gewesen. So erschienen in der Eurozone und in den USA Daten zur Industrieproduktion, wobei erstere sich noch auf den März bezogen, während zweitere schon einen Blick auf den April erlaubten, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI). Die Daten in der Eurozone seien dabei überraschend schlecht ausgefallen. So sei die Industrieproduktion im monatlichen Vergleich um 4,1% gefallen, was ein deutlich schwächeres Ergebnis darstelle, als vom Konsens (-2,5%) und von den Analysten (-2,7%) erwartet worden sei. Dies entspreche einer Veränderung von -1,4% im Vergleich zum Vorjahresmonat.
In den USA hätten die Konjunkturindikatoren hingegen positiv überraschen können, habe doch das Wachstum der Industrieproduktion im April mit 0,5% über der Erwartung von 0% gelegen. Die ebenso erschienenen Einzelhandelsumsätze hätten mit einem Monatswachstum von 0,4% zwar unter der Konsenserwartung von 0,8% gelegen, aber dennoch den grundsätzlich positiven Eindruck bestätigt. Während eine der letzten Veröffentlichungen für das erste Quartal in der Eurozone also einen eher negativen Eindruck vermittelt habe, hätten die ersten Datenpunkte für das zweite Quartal in den USA in konjunktureller Sicht positiv überzeugen können.
An den Zinsmärkten bleibe die Unsicherheit über den Inflationsausblick bestimmend. Markant sei der Renditeanstieg bei US Treasuries gewesen, in dessen Sog sich auch die Bund-Kurve nach oben orientiert habe. Langfristige Inflationserwartungen seien in den USA in den letzten Tag gestiegen, sowohl jene aus Umfragen (UMich) als auch jene am Markt (5JF5J, ILS). Tendenziell besser als erwartete US-Konjunkturdaten (Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion) hätten ihr Übriges dazu beigetragen. Im aktuellen Umfeld würden positive Konjunktursignale als hawkishes Zinssignal gewertet, da dies auf eine persistentere Inflation hinweisen könne und somit ein baldiges Einlenken der Notenbanken in Richtung Zinsstabilisierung bzw. Zinssenkungen an Wahrscheinlichkeit einbüße.
Für die US-Notenbank würden die Analysten dennoch denken, dass im Juni kein weiterer Zinsschritt erfolge. Stimmen aus dem Offenmarktausschuss (FOMC) seien gemischt (leicht hawkish) und würden sich vorwiegend in Hinblick auf die Einschätzung der Effekte der Bankenkrise unterscheiden. In Hinblick auf den Inflationsausblick würden sich Ratsmitglieder eher vorsichtig zeigen und betonen, dass ihr Inflationsausblick keine Zinssenkungen im laufenden Jahr zulassen würde. Der Markt preise ein anderes Szenario und reagiere demnach sensibel auf Signale, die auf anhaltenden Inflationsdruck hinweisen würden. Nächste Woche werde das FED-Protokoll der letzten Zinssitzung veröffentlicht, welches tiefere Einblicke in die Diskussion zulasse und wohl unterschiedliche Einschätzungen zum weiteren Zinspfad offenlegen werde.
Auch der monatliche Einkommens- und Konsumbericht, welcher die PCE-Inflation enthalte, werde am Finanzmarkt im Fokus stehen. Am EUR-Zinsmarkt habe sich abseits von der üblichen Tages-Volatilität wenig zugetragen. EZB-Ratsmitglieder waren bemüht klar zu verankern, dass die Zinsreise der EZB noch nicht am Ende ist, und der Markt hat sich erneut nahe unserer EZB-Meinung (finales Leitzinsniveau des Einlagenzinses bei 3,75%) eingependelt, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI). Ein dovisher Bias, dass möglicherweise der Zinszyklus bereits im Juni ein Ende finden werde, bleibe aber bestehen. Etwas Renditeaufwärtsdruck könne somit auf Sicht der nächsten Wochen nicht ausgeschlossen werden. (Ausgabe vom 18.05.2023) (19.05.2023/alc/a/a)
Den Auftakt mache dabei die Schnellschätzung zum Konsumentenvertrauen in der Eurozone im Mai. Besagter Index habe sich zwar zuletzt langsam, aber sicher von seinem Tief im September erholen können, mit -17,5 Punkten im April aber dennoch klar in einem Gebiet schwacher Konsumentenzuversicht rangiert. Die Schätzungen der Analysten würden auf eine leichte Verbesserung auf -16,5 Punkte hindeuten. In weiterer Folge stünden die prominenten PMI-Einkaufsmanagerumfragen für den Mai auf der Agenda, und zwar für die Eurozone und die USA.
In der Eurozone habe es sich hier zuletzt wie folgt verhalten: Während die Subkomponente für den Dienstleistungsbereich rapide habe zunehmen können, und inzwischen deutlich über der entscheidenden 50-Punkte Linie liege, sei im Verarbeitenden Sektor eine gegenteilige Bewegung zu sehen gewesen. Dieses Auseinanderdriften werde sich nach Prognosen der Analysten fortsetzen (Dienstleistungen: 56,2 auf 56,7 Punkte, Verarbeitendes Gewerbe: 45,8 auf 45,5 Punkte). Werfe man einen Blick über den Atlantik, so offenbare sich ein anderes Bild. Hier lägen sowohl der Index für den Dienstleistungssektor (53,6) als auch der Index für die Industrie (50,2) über der 50-Punkte Linie, welche zunehmendes von schrumpfendem Gebiet trenne. Hier habe sich also zuletzt eine einheitlichere Erholung gezeigt, obgleich natürlich darauf verwiesen werden sollte, dass insbesondere der Industriesektor mit 50,2 Punkten eher noch in stagnierendem denn in wachsendem Gebiet liege.
Zu guter Letzt sei das Erscheinen des deutschen ifo-Index für den Monat Mai hervorzuheben. Hier habe die Komponente zu den Zukunftserwartungen zuletzt ein deutlicheres Erholungsmuster aufweisen können als ihr Pendant zur aktuellen Lagebeurteilung, mit 92,2 Punkten niveaumäßig aber dennoch unter den 95 Punkten der zweitgenannten Komponente gelegen. Hier würden die Analysten bei den Komponenten für die Zukunftserwartungen und die aktuelle Lage eine Verschlechterung auf 90 Punkte und 94 Punkte für am wahrscheinlichsten halten.
In den USA hätten die Konjunkturindikatoren hingegen positiv überraschen können, habe doch das Wachstum der Industrieproduktion im April mit 0,5% über der Erwartung von 0% gelegen. Die ebenso erschienenen Einzelhandelsumsätze hätten mit einem Monatswachstum von 0,4% zwar unter der Konsenserwartung von 0,8% gelegen, aber dennoch den grundsätzlich positiven Eindruck bestätigt. Während eine der letzten Veröffentlichungen für das erste Quartal in der Eurozone also einen eher negativen Eindruck vermittelt habe, hätten die ersten Datenpunkte für das zweite Quartal in den USA in konjunktureller Sicht positiv überzeugen können.
An den Zinsmärkten bleibe die Unsicherheit über den Inflationsausblick bestimmend. Markant sei der Renditeanstieg bei US Treasuries gewesen, in dessen Sog sich auch die Bund-Kurve nach oben orientiert habe. Langfristige Inflationserwartungen seien in den USA in den letzten Tag gestiegen, sowohl jene aus Umfragen (UMich) als auch jene am Markt (5JF5J, ILS). Tendenziell besser als erwartete US-Konjunkturdaten (Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion) hätten ihr Übriges dazu beigetragen. Im aktuellen Umfeld würden positive Konjunktursignale als hawkishes Zinssignal gewertet, da dies auf eine persistentere Inflation hinweisen könne und somit ein baldiges Einlenken der Notenbanken in Richtung Zinsstabilisierung bzw. Zinssenkungen an Wahrscheinlichkeit einbüße.
Für die US-Notenbank würden die Analysten dennoch denken, dass im Juni kein weiterer Zinsschritt erfolge. Stimmen aus dem Offenmarktausschuss (FOMC) seien gemischt (leicht hawkish) und würden sich vorwiegend in Hinblick auf die Einschätzung der Effekte der Bankenkrise unterscheiden. In Hinblick auf den Inflationsausblick würden sich Ratsmitglieder eher vorsichtig zeigen und betonen, dass ihr Inflationsausblick keine Zinssenkungen im laufenden Jahr zulassen würde. Der Markt preise ein anderes Szenario und reagiere demnach sensibel auf Signale, die auf anhaltenden Inflationsdruck hinweisen würden. Nächste Woche werde das FED-Protokoll der letzten Zinssitzung veröffentlicht, welches tiefere Einblicke in die Diskussion zulasse und wohl unterschiedliche Einschätzungen zum weiteren Zinspfad offenlegen werde.
Auch der monatliche Einkommens- und Konsumbericht, welcher die PCE-Inflation enthalte, werde am Finanzmarkt im Fokus stehen. Am EUR-Zinsmarkt habe sich abseits von der üblichen Tages-Volatilität wenig zugetragen. EZB-Ratsmitglieder waren bemüht klar zu verankern, dass die Zinsreise der EZB noch nicht am Ende ist, und der Markt hat sich erneut nahe unserer EZB-Meinung (finales Leitzinsniveau des Einlagenzinses bei 3,75%) eingependelt, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI). Ein dovisher Bias, dass möglicherweise der Zinszyklus bereits im Juni ein Ende finden werde, bleibe aber bestehen. Etwas Renditeaufwärtsdruck könne somit auf Sicht der nächsten Wochen nicht ausgeschlossen werden. (Ausgabe vom 18.05.2023) (19.05.2023/alc/a/a)
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