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Ungarn: Starker Forint macht Ende des Notfallmodus der Geldpolitik wahrscheinlicher
10.03.23 10:53
DekaBank
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Im letzten Quartal des vergangenen Jahres ist das reale Bruttoinlandprodukt in Ungarn um 0,4% gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen, sodass nur ein Zuwachs um 0,8% (saison- und arbeitstagebereinigt) im Vergleich zum Vorjahr übrigblieb, so die Analysten der DekaBank.
Besonders belastet habe im vergangenen Jahr wegen der starken Dürre der Landwirtschaftssektor; die Bauwirtschaft habe zunehmend die Zinsbelastung zu spüren bekommen, während im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor noch eine Post-Corona-Aufholdynamik zu verzeichnen gewesen sei.
Die Inflationsrate bleibe mit 25,4% yoy im Februar sehr hoch. Grund dafür seien in erster Linie die anhaltenden Anstiege bei den Lebensmittelpreisen gewesen. Auch die Dienstleistungspreise seien weiter deutlich angestiegen, während bei den Energie- und Tankkosten eine Entspannung gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen gewesen sei. Ab März würden die Analysten der DekaBank einen graduellen Rückgang der Inflationsrate erwarten, doch auch am Jahresende dürfte die Inflationsrate noch deutlich oberhalb des Zentralbankziels bleiben. Das mache eine Senkung des Leitzinses (13%) in den kommenden Monaten unwahrscheinlich.
Der Inflationsrückgang in Kombination mit dem recht starken Ungarischen Forint (+5,5% gegenüber Euro seit Jahresanfang) werde es nach Einschätzung der Analysten der DekaBank der Zentralbank ermöglichen, die im Herbst eingeführten Notfall-Zinsfazilitäten (Politiksatz: 18%) schrittweise Richtung Leitzins zurückzuführen. Das könnte bereits ab dem zweiten Quartal geschehen, wenn sich die Inflations- und Leistungsbilanzzahlen erwartungsgemäß entwickeln würden. Sollte der ungarischen Regierung ein Durchbruch in Bezug auf die Auszahlung der EU-Mittel gelingen, würde dies die Risikoprämien für Ungarn weiter senken und den Spielraum für die Rückführung der Notfallinstrumente erhöhen.
Die Kaufkraftverluste aufgrund der hohen Inflation, die Straffung der Geldpolitik sowie die Konjunkturschwäche in Euroland dürften die Konjunkturdynamik 2023 erheblich belasten. Ungarn bleibe eines der wenigen EU-Länder, die 2022 nur wenig Diversifizierungsbemühungen in Bezug auf die Abhängigkeit von Energieträgern aus Russland unternommen hätten, und wäre somit von einem russischen Energielieferstopp überproportional stark betroffen, sei es aufgrund der Zerstörung der Transitinfrastruktur der Ukraine oder aufgrund der Sanktions- und Gegensanktionsspirale. Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds würde der Effekt über 4% des Bruttoinlandproduktes betragen.
Im vergangenen Jahr hätten sich wichtige makroökonomische Kennzahlen, wie die Konjunkturdynamik, die Inflation, das Budget- und Leistungsbilanzdefizit, erheblich verschlechtert. Hinzu komme der anhaltende Konflikt zwischen Ungarn und der EU wegen der Einhaltung rechtsstaatlicher Grundsätze sowie der Korruption und Vetternwirtschaft bei der Verwendung von EU-Mitteln. Die Fidesz-Regierung arbeite an einem institutionellen Rahmen, um die Auszahlung der EU-Mittel zu erwirken, doch dies dürfte noch Monate in Anspruch nehmen. Somit bleibe Ungarn in Bezug auf die Finanzierung der erheblichen Leistungs- und Haushaltsdefizite vorerst anfällig, auch wenn der Rückgang der Gaspreise etwas Entlastung im Vergleich zum vergangenen Jahr biete.
Diese Anfälligkeit habe in den letzten Monaten zu einer Verschlechterung der Bonitätseinschätzung Ungarns seitens der Ratingagenturen geführt: S&P habe das Rating um eine Stufe auf BBB-, die unterste Stufe des Investment Grades, gesenkt; Fitch habe den Ausblick auf das "BBB"- Rating auf "negativ" gesetzt. Lediglich Moody's habe die Einstufung beibehalten. Sollte Ungarn der Zugang zu EU-Mitteln im Risikoszenario dauerhaft verwehrt bleiben, dürfte sich die Bonitätseinschätzung weiter verschlechtern. (10.03.2023/alc/a/a)
Besonders belastet habe im vergangenen Jahr wegen der starken Dürre der Landwirtschaftssektor; die Bauwirtschaft habe zunehmend die Zinsbelastung zu spüren bekommen, während im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor noch eine Post-Corona-Aufholdynamik zu verzeichnen gewesen sei.
Die Inflationsrate bleibe mit 25,4% yoy im Februar sehr hoch. Grund dafür seien in erster Linie die anhaltenden Anstiege bei den Lebensmittelpreisen gewesen. Auch die Dienstleistungspreise seien weiter deutlich angestiegen, während bei den Energie- und Tankkosten eine Entspannung gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen gewesen sei. Ab März würden die Analysten der DekaBank einen graduellen Rückgang der Inflationsrate erwarten, doch auch am Jahresende dürfte die Inflationsrate noch deutlich oberhalb des Zentralbankziels bleiben. Das mache eine Senkung des Leitzinses (13%) in den kommenden Monaten unwahrscheinlich.
Die Kaufkraftverluste aufgrund der hohen Inflation, die Straffung der Geldpolitik sowie die Konjunkturschwäche in Euroland dürften die Konjunkturdynamik 2023 erheblich belasten. Ungarn bleibe eines der wenigen EU-Länder, die 2022 nur wenig Diversifizierungsbemühungen in Bezug auf die Abhängigkeit von Energieträgern aus Russland unternommen hätten, und wäre somit von einem russischen Energielieferstopp überproportional stark betroffen, sei es aufgrund der Zerstörung der Transitinfrastruktur der Ukraine oder aufgrund der Sanktions- und Gegensanktionsspirale. Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds würde der Effekt über 4% des Bruttoinlandproduktes betragen.
Im vergangenen Jahr hätten sich wichtige makroökonomische Kennzahlen, wie die Konjunkturdynamik, die Inflation, das Budget- und Leistungsbilanzdefizit, erheblich verschlechtert. Hinzu komme der anhaltende Konflikt zwischen Ungarn und der EU wegen der Einhaltung rechtsstaatlicher Grundsätze sowie der Korruption und Vetternwirtschaft bei der Verwendung von EU-Mitteln. Die Fidesz-Regierung arbeite an einem institutionellen Rahmen, um die Auszahlung der EU-Mittel zu erwirken, doch dies dürfte noch Monate in Anspruch nehmen. Somit bleibe Ungarn in Bezug auf die Finanzierung der erheblichen Leistungs- und Haushaltsdefizite vorerst anfällig, auch wenn der Rückgang der Gaspreise etwas Entlastung im Vergleich zum vergangenen Jahr biete.
Diese Anfälligkeit habe in den letzten Monaten zu einer Verschlechterung der Bonitätseinschätzung Ungarns seitens der Ratingagenturen geführt: S&P habe das Rating um eine Stufe auf BBB-, die unterste Stufe des Investment Grades, gesenkt; Fitch habe den Ausblick auf das "BBB"- Rating auf "negativ" gesetzt. Lediglich Moody's habe die Einstufung beibehalten. Sollte Ungarn der Zugang zu EU-Mitteln im Risikoszenario dauerhaft verwehrt bleiben, dürfte sich die Bonitätseinschätzung weiter verschlechtern. (10.03.2023/alc/a/a)