Unerwarteter Inflationsrückgang macht Eingreifen der Chinesischen Zentralbank notwendig


12.05.23 12:23
BNY Mellon IM

Frankfurt am Main (www.anleihencheck.de) - Die Inflation in China ist im April nochmals stärker als erwartet zurückgegangen, so Aninda Mitra, Head of Asia Macro & Investment Strategy bei BNY Mellon Investment Management.

Das spiegele wider, dass das Ende der Corona-Maßnahmen die chinesische Wirtschaft nicht durchgehend beflügelt habe und die Notwendigkeit politischen Eingreifens steige.

Der Konsum nehme eindeutig zu und der Dienstleistungssektor wachse; in anderen Bereichen der Wirtschaft herrsche dagegen anhaltende Flaute.

Sowohl der Verbraucherpreisindex (CPI) als auch der Erzeugerpreisindex (PPI) hätten unter den Markterwartungen gelegen. Eine gesamtwirtschaftliche Deflation sei nun ein echtes Risiko: Die Verbraucherpreise seien im Jahresvergleich nur um 0,1% gestiegen. Die Erzeugerpreise seien im Jahresvergleich um -3,6% gesunken. Dies werde die Preisgestaltungsmacht der Unternehmen und die Gewinnschätzungen drücken.

Die Experten seien nach wie vor der Meinung, dass ein fiskalischer Impuls erforderlich sei, um die Wirtschaft nach den Einschränkungen in der Corona-Pandemie zu unterstützen. Es gehe darum zu verhindern, dass sich der Konsum aufgrund der Schwierigkeiten im Verarbeitenden Gewerbe und der unzureichenden Erholung im Immobiliensektor abschwäche.

Angesichts des unerwarteten Rückgangs der Inflation seien die Experten jedoch der Meinung, dass auch eine Zinssenkung der chinesischen Zentralbank PBOC oder andere Formen der geldpolitischen Lockerung in Betracht kämen.

In Anbetracht des sich abzeichnenden Drucks auf die Unternehmensgewinne, die der Markt nicht erwartet habe, würden die Experten es für sinnvoll halten, dass sich China gegenüber Ländern aus der Region wie Korea, Thailand und Singapur öffne. Diese würden am meisten vom Konsumverhalten und dem Tourismus profitieren.

Die Daten zur Kreditvergabe für April hätten ebenfalls negativ überrascht. Die Kreditvergabe leide unter einer mangelnden Nachfrage aus dem Immobiliensektor sowie von staatlichen Unternehmen (SOEs) und lokalen Regierungen.

Der einzige Hoffnungsschimmer sei, dass die mit der Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft verbundene finanzpolitischen Maßnahmen sich aus globaler Sicht als weitaus harmloser erweisen würden, als von vielen Marktteilnehmern befürchtet. Die Experten würden davon ausgehen, dass die Inflation der Güterpreise in den kommenden Monaten weltweit weiter rückläufig sein werde. (12.05.2023/alc/a/a)