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US-Zinsentscheid: Am Gipfel der Unsicherheit
01.11.23 09:15
FONDS professionell
Wien (www.anleihencheck.de) - Die Notenbankbeobachter sind sich einig, dass die US-Notenbank die Leitzinsen bei der anstehenden Zinsentscheidung unverändert lassen wird, so die Experten von "FONDS
professionell".
Weniger klar sei dagegen, ob die FED den Zinsgipfel tatsächlich bereits erreicht habe.
Nachdem zuletzt die Europäische Zentralbank (EZB) die Euro-Leitzinsen unverändert
gelassen habe, würden die Märkte auch bei der am Mittwoch (01.11.) anstehenden US-
Zinsentscheidung keine Zinserhöhung erwarten. Allerdings könnten der starke Arbeitsmarkt
und die Teuerung die Notenbank zwingen, im Dezember nochmals nachzulegen.
Aktuell stehe der US-Leitzins - die Fed Funds Target Rate - bei 5,25 bis 5,5 Prozent. Die
FED habe gute Gründe, bei der nächsten Zinsentscheidung abzuwarten, glaube Ethenea-
Portfoliomanager Volker Schmidt: "Zum einen wirkt die Veränderung der Geldpolitik mit einer
flexiblen und unter Umständen langen Zeitverzögerung, zum anderen sind bereits
Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung zu beobachten." Die US-Teuerung habe im
September bei 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gelegen. Damit seien die Preise zwar
langsamer als vor Monaten gestiegen, aber noch immer deutlich rascher als die von der
FED angepeilten zwei Prozent.
Starke Wirtschaft, robuster Arbeitsmarkt
Die US-Wirtschaft zeige sich zugleich weiter stark: Das US-Bruttoinlandsprodukt sei im
dritten Quartal auf Jahresbasis um 4,9 Prozent gestiegen und auch der US-Arbeitsmarkt
zeige sich weiter sehr robust. Das deute zwar auf eine sanfte Landung hin, doch damit
dürfte auch die Inflation tendenziell langsamer zurückgehen als von der FED gewünscht.
Zugleich würden die geopolitischen Spannungen Sorgen vor höheren Energiepreisen
schüren.
Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei der DWS, sage: "Die Unsicherheiten für die
Zentralbanker sind nach wie vor groß und haben seit der letzten Sitzung
höchstwahrscheinlich sogar noch zugenommen." Mark Dowding, Anlagestratege bei RBC
Bluebay Asset Management, sage: "Die Stärke der US-Wirtschaft erhöht unserer Meinung
nach das Risiko, dass die US-Notenbank die Zinsen weiter anheben muss, um die
Nachfrage zu dämpfen und die Inflation auf zwei Prozent zu senken."
Ähnlich sehe das François Rimeu, Stratege beim Asset Manager La Française: "Um eine in
der Wirtschaft verankerte Inflationsspirale zu beenden, wie sie derzeit in den USA entsteht,
ist historisch gesehen mindestens eine starke Konjunkturabschwächung und in den meisten
Fällen eine Rezession erforderlich." Er glaube auch, dass die US-Regierung mit ihren hohen
Staatsausgaben die Teuerung weiter antreibe: "Solange die US-Regierung eine expansive
Fiskalpolitik betreibt, wird die FED keine andere Wahl haben, als ihre restriktive Geldpolitik
fortzusetzen, um eine Überhitzung der Wirtschaft und eine anhaltende Inflation zu
verhindern."
Renditeanstieg bei US-Anleihen helfe der FED
Unterstützung würden die US-Notenbanker zurzeit vom Anleihenmarkt erhalten: Der jüngste
Renditeanstieg verstärkte die restriktive Wirkung der Geldpolitik zusätzlich. Die Rendite
zehnjähriger US-Staatsanleihen sei seit der FED-Sitzung im September um mehr als 50
Basispunkte gestiegen und habe zum ersten Mal seit 2007 zeitweise die Marke von fünf
Prozent erreicht.
Ob und wie stark FED-Chef Jerome Powell den Renditeanstieg bei der Pressekonferenz im
Anschluss an den Zinsentscheid thematisieren werde, sei für Charles Diebel, Leiter Fixed
Income bei Mediolanum, ein wichtiges Indiz für die künftige FED-Richtung.
Für BlueBay-CIO Dowding gehe es allerdings nicht nur um den Gipfel der Leitzinsen,
sondern der US-Renditen insgesamt: Er frage sich, ob fünf Prozent bei den Renditen
zehnjähriger US-Staatsanleihen der Höhepunkt oder nur ein "Etappenziel auf dem Weg zu
sechs Prozent und mehr" seien. Dowding warne: "Wir sehen allmählich Anzeichen für Risse
an den Aktien- und Anleihemärkten." Wenn die Renditen weiter steigen würden, könnte
seiner Ansicht nach auch eine größere Marktkorrektur stattfinden. (01.11.2023/alc/a/a)
professionell".
Weniger klar sei dagegen, ob die FED den Zinsgipfel tatsächlich bereits erreicht habe.
Nachdem zuletzt die Europäische Zentralbank (EZB) die Euro-Leitzinsen unverändert
gelassen habe, würden die Märkte auch bei der am Mittwoch (01.11.) anstehenden US-
Zinsentscheidung keine Zinserhöhung erwarten. Allerdings könnten der starke Arbeitsmarkt
und die Teuerung die Notenbank zwingen, im Dezember nochmals nachzulegen.
Aktuell stehe der US-Leitzins - die Fed Funds Target Rate - bei 5,25 bis 5,5 Prozent. Die
FED habe gute Gründe, bei der nächsten Zinsentscheidung abzuwarten, glaube Ethenea-
Portfoliomanager Volker Schmidt: "Zum einen wirkt die Veränderung der Geldpolitik mit einer
flexiblen und unter Umständen langen Zeitverzögerung, zum anderen sind bereits
Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung zu beobachten." Die US-Teuerung habe im
September bei 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gelegen. Damit seien die Preise zwar
langsamer als vor Monaten gestiegen, aber noch immer deutlich rascher als die von der
FED angepeilten zwei Prozent.
Starke Wirtschaft, robuster Arbeitsmarkt
Die US-Wirtschaft zeige sich zugleich weiter stark: Das US-Bruttoinlandsprodukt sei im
dritten Quartal auf Jahresbasis um 4,9 Prozent gestiegen und auch der US-Arbeitsmarkt
zeige sich weiter sehr robust. Das deute zwar auf eine sanfte Landung hin, doch damit
dürfte auch die Inflation tendenziell langsamer zurückgehen als von der FED gewünscht.
Zugleich würden die geopolitischen Spannungen Sorgen vor höheren Energiepreisen
schüren.
Zentralbanker sind nach wie vor groß und haben seit der letzten Sitzung
höchstwahrscheinlich sogar noch zugenommen." Mark Dowding, Anlagestratege bei RBC
Bluebay Asset Management, sage: "Die Stärke der US-Wirtschaft erhöht unserer Meinung
nach das Risiko, dass die US-Notenbank die Zinsen weiter anheben muss, um die
Nachfrage zu dämpfen und die Inflation auf zwei Prozent zu senken."
Ähnlich sehe das François Rimeu, Stratege beim Asset Manager La Française: "Um eine in
der Wirtschaft verankerte Inflationsspirale zu beenden, wie sie derzeit in den USA entsteht,
ist historisch gesehen mindestens eine starke Konjunkturabschwächung und in den meisten
Fällen eine Rezession erforderlich." Er glaube auch, dass die US-Regierung mit ihren hohen
Staatsausgaben die Teuerung weiter antreibe: "Solange die US-Regierung eine expansive
Fiskalpolitik betreibt, wird die FED keine andere Wahl haben, als ihre restriktive Geldpolitik
fortzusetzen, um eine Überhitzung der Wirtschaft und eine anhaltende Inflation zu
verhindern."
Renditeanstieg bei US-Anleihen helfe der FED
Unterstützung würden die US-Notenbanker zurzeit vom Anleihenmarkt erhalten: Der jüngste
Renditeanstieg verstärkte die restriktive Wirkung der Geldpolitik zusätzlich. Die Rendite
zehnjähriger US-Staatsanleihen sei seit der FED-Sitzung im September um mehr als 50
Basispunkte gestiegen und habe zum ersten Mal seit 2007 zeitweise die Marke von fünf
Prozent erreicht.
Ob und wie stark FED-Chef Jerome Powell den Renditeanstieg bei der Pressekonferenz im
Anschluss an den Zinsentscheid thematisieren werde, sei für Charles Diebel, Leiter Fixed
Income bei Mediolanum, ein wichtiges Indiz für die künftige FED-Richtung.
Für BlueBay-CIO Dowding gehe es allerdings nicht nur um den Gipfel der Leitzinsen,
sondern der US-Renditen insgesamt: Er frage sich, ob fünf Prozent bei den Renditen
zehnjähriger US-Staatsanleihen der Höhepunkt oder nur ein "Etappenziel auf dem Weg zu
sechs Prozent und mehr" seien. Dowding warne: "Wir sehen allmählich Anzeichen für Risse
an den Aktien- und Anleihemärkten." Wenn die Renditen weiter steigen würden, könnte
seiner Ansicht nach auch eine größere Marktkorrektur stattfinden. (01.11.2023/alc/a/a)