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US-Notenbank könnte die Zinsen weiter erhöhen


26.05.23 11:30
RBC BlueBay Asset Management

London (www.anleihencheck.de) - Auch wenn die Sorgen wieder aufflammen könnten, wenn sich der "Tag X" nähert: Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer hat sich zuletzt weg von der US-Schuldenobergrenze auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und den voraussichtlichen geldpolitischen Kurs verlagert, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.

Die Daten würden weiterhin auf eine solide Dynamik der US-Wirtschaft hindeuten. Die Umfragen würden auf eine Abschwächung der Konjunktur hindeuten. Die harten Fakten aber würden für eine relativ stabile Nachfrage sprechen. Die Befürchtungen scheinen zu schwinden, dass die Krise der US-Regionalbanken zu einer abrupten Kreditklemme führen wird, so die Experten von RBC BlueBay Asset Management.

Obwohl Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung erwartet würden: Das 2-Prozent-Ziel scheine noch weit entfernt und der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Federal Reserve sei möglicherweise noch nicht abgeschlossen.

Mehrere FED-Mitglieder hätten sich zuletzt für eine Zinserhöhung im Juni ausgesprochen. Das Vorgehen der Währungshüter werde zwar von den Lohn- und Inflationsdaten abhängen. Die Aussichten auf eine weitere Straffung der Geldpolitik scheinen aber ausgewogen zu sein, so die Experten von RBC BlueBay Asset Management.

Darüber hinaus würden vorzeitige Zinssenkungen weiterhin ausgepreist. Infolgedessen seien die Renditen von Staatsanleihen in der vergangenen Woche gestiegen. Angeführt sei diese Entwicklung vom vorderen Ende der Renditekurve geworden. Die Rendite 2-jähriger US-Treasuries habe im vergangenen Monat um 45 Basispunkte zugelegt.

Auch in Europa seien die Renditen im Laufe der vergangenen Woche gestiegen. Die Rhetorik der Europäischen Zentralbank (EZB) bleibe vorerst relativ restriktiv. Die Experten von RBC BlueBay Asset Management gehen daher davon aus, dass die EZB auf ihren nächsten beiden Sitzungen den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte anheben wird. Das entspreche den Marktprognosen. Danach werde es nach Meinung der Experten auf die Daten ankommen.

In Griechenland habe die liberal-konservative Partei Nea Dimokratia (Neue Demokratie) bei den Wahlen ein starkes Ergebnis eingefahren. Die griechische Wirtschaft entwickle sich weiterhin relativ gut und die orthodoxe Politik trage dazu bei, die Staatsverschuldung zu senken. Weitere Hochstufungen der Kreditwürdigkeit seien wahrscheinlich.

Der griechische Anleihemarkt sei jedoch nach wie vor relativ illiquide und biete im Vergleich zu anderen Ländern wie Italien deutlich geringere Spreads. Die Experten von RBC BlueBay Asset Management sehen daher keinen großen Wert in griechischen Staatsanleihen - das ist aber kein Kommentar zur Politik.

Innerhalb der Europäischen Union halten die Experten von RBC BlueBay Asset Management insbesondere Staatsanleihen aus Staaten wie Rumänien für interessant. Die Verschuldung des Landes betrage nur einen Bruchteil der von Italien oder Griechenland. Die langfristigen Papiere würden ihren Anlegern jedoch einen doppelt so hohen Spread bieten.

Im Vereinigten Königreich seien die Renditen 10-jähriger Staatspapiere im bisherigen Monatsverlauf um etwa 65 Basispunkte gestiegen. Gilts hätten sich im Mai deutlich schlechter entwickelt als ihre Pendants aus anderen Staaten. Die Papiere lägen wieder auf dem Niveau vom letzten Herbst unter der Regierung Truss.

Zurückzuführen sei das zum Teil auf die globale Renditeentwicklung. Es scheine jedoch, dass der Groschen im Hinblick auf die britische Inflation zu fallen beginne. Obwohl die Daten aufgrund von Basiseffekten in dieser Woche einen Rückgang des Verbraucherpreisindexes gezeigt hätten, sei die Kerninflation mit 6,8 Prozent auf ein 30-Jahres-Hoch gestiegen. Die Experten von RBC BlueBay Asset Management halten es für wahrscheinlich, dass die Teuerung im Vereinigten Königreich auf einem weitaus höheren Niveau als in anderen entwickelten Ländern verharren wird. Das werde die Bank of England zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen.

Bemerkenswert sei: Im Gegensatz zum vergangenen Herbst, als die Renditen britischer Staatsanleihen in die Höhe geschnellt seien, habe diesmal kein gleichzeitiger Ausverkauf des Pfunds stattgefunden. Dennoch sind die Experten von RBC BlueBay Asset Management der Meinung, dass eine weitere Underperformance des Vereinigten Königreichs zu erneuten Befürchtungen hinsichtlich der Finanzstabilität führen könnte. Sie würden weiterhin davon ausgehen, dass das Pfund am Ende die Belastungen tragen müsse.

Mit Blick nach vorne würden die in den kommenden Tagen veröffentlichten Daten nach Erachten der Experten einen großen Einfluss auf den weiteren Kurs der US-Notenbank haben. Das wiederum könne auch die Marktrichtung bestimmen. Weil gleichzeitig die Schlagzeilen über die Schuldenobergrenze nicht abreißen würden, würden die Experten davon ausgehen, dass die Volatilität in den nächsten Wochen zunehmen werde. (26.05.2023/alc/a/a)