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US-Notenbank: Zinsanhebungsorgie bei nun 5,25% finalisiert!?


04.05.23 10:00
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Diese eine und dann keine (mehr), fragen die Analysten der Nord LB.

Oder auf neudeutsch: "One and Done"? Der erste Part davon sei gestern mit der mittlerweile zehnten Zinsanhebung in Folge von der Federal Reserve vollzogen worden; nun stelle sich aber die Frage nach der zukünftigen Tendenz. War's das jetzt mit den "Rate Hikes", fragen die Analysten der Nord LB.

Die Federal Reserve habe gestern die FED Funds Target Rate wie erwartet ein drittes Mal in Folge um 25 BP auf nun 5,25% angehoben. Damit sei allseits gerechnet worden. Die Entscheidung sei einstimmig ausgefallen. Wie immer bei den ersten Notenbanksitzungen im Quartal seien Statement und die anschließende Pressekonferenz mit Jerome Powell genau analysiert worden - aktualisierte Projektionen habe es dagegen nicht gegeben.

Die Sitzung habe auch im Zeichen der seit März hochgekochten Bankenkrise gestanden: Nach einigen regionalen US-Banken und dem "Big Player" Credit Suisse sei zu Beginn dieser Woche erneut die nun verkaufte First Republik in die Schlagzeilen geraten. Als Lehre von 2008 gelte, Ansteckungsgefahren auf andere Banken bereits im Keim zu ersticken. Passe dazu eine weitere Zinsanhebung? Abwarten sei gestern offenbar keine Option für die FED gewesen, da die Inflation noch zu hoch sei, doch ab jetzt stünden die Chancen gut, dass es das gewesen sei!

Darauf habe das Statement mit einigen Anpassungen hingedeutet. Der zuletzt bereits etwas abgemilderte Satz, "weitere restriktive Maßnahmen könnten angemessen sein", sei ersetzt worden durch die ausbalanciertere Aussage, um die Inflationsrate auf 2% zu bringen, müsse das Gremium "die bereits vorgenommenen akkumulierten Zinsanhebungen, die Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik auf Konjunktur und Inflation sowie die Wirtschafts- und Finanzmarktentwicklungen in Betracht ziehen". Die Anmerkung einer angestrebten "geldpolitischen Ausrichtung, die ausreichend restriktiv ist", sei fallengelassen worden.

In der Pressekonferenz habe Jerome Powell mehrmals betont, die US-Geldpolitik sei restriktiv und die Zinsen seien "signifikant oberhalb" eines neutralen Zinses. Zudem führe die Begrenzung der Kreditvergabe der Banken bereits zu Gegenwind für die Wirtschaftsaussichten. Er habe sogar recht offenherzig angefügt, dass man "nahe am Ende oder sogar am Ende" des Zinsanhebungszyklus sei.

Die Wahrscheinlichkeit eine Rezession zu vermeiden halte er derzeit höher als in eine zu geraten. Zum Thema Schuldengrenze und in Richtung der Politik habe er angemerkt, niemand solle annehmen, die Federal Reserve könne die USA vor einem Default schützen. Der FED-Chef schien optimistisch zu sein, dass mit dem Übergang der First Republik Bank "ein Schlussstrich" unter die Bankenturbulenzen gezogen werden könne, so die Analysten der Nord LB.

Die FED agiere mit der ruhigen Hand mit der erwarteten Zinsanhebung, erkenne aber auch, dass sie nicht zu weit gehen dürfe. Die Problematik bei kleineren Banken in den USA sollte nicht unterschätzt werden. Andererseits dürfe die Bekämpfung der Inflation keineswegs aus dem Fokus geraten: Die bei 5,1% immer noch zu hohe Inflation müsse gedämpft werden - das sei schlicht die Aufgabe der FED!

Die Bankenturbulenzen würden bereits für eine massiv restriktivere Kreditvergabe sorgen, die zu Rückgängen bei Investitionen und Konsum führen sollten. Letztlich aber seien die Bankenkrise und die Auswirkungen auf die Konjunktur aus aktueller Sicht schwer quantifizier- und abschätzbar - da bleibe eine hohe Flexibilität nötig. Die Analysten würden von keiner weiteren Zinsanhebung ausgehen und erste Zinssenkungen Anfang 2024 erwarten.

Auf der gestrigen FOMC-Sitzung habe die Federal Reserve wie erwartet eine weitere Zinsanhebung um 25 BP auf 5,25% vorgenommen. Die Turbulenzen um Banken würden nun aber ein Ende der Zinsanhebungsorgie erwarten lassen. Das Statement sei ausgewogener ausgefallen, ab jetzt auf mehrere Faktoren achten zu müssen: Dazu hätten die durch die Bankenkrise zu erwartenden restriktiveren Kreditkonditionen, die Konjunktur und Inflation dämpfen sollten, die Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik sowie die Finanzmarktentwicklungen gehört.

Powell habe betont, die US-Geldpolitik sei restriktiv und die Zinsen seien "signifikant oberhalb" eines neutralen Zinses. So befände man sich "nahe am Ende oder bereits am Ende" des Zinsanhebungszyklus. Den warnenden Zeigefinger habe er gehoben, dass bei der Schuldengrenze niemand annehmen solle, die Federal Reserve könne die USA vor einem Default schützen. Die Analysten würden unverändert von keiner weiteren Zinsanhebung in diesem Jahr ausgehen und erste Zinssenkungen Anfang 2024 erwarten. Nix tun sei die neue Devise! (04.05.2023/alc/a/a)