US-Inflation bleibt hartnäckig


15.05.23 10:21
Union Investment

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die US-Verbraucherpreise und eine weitere Zinserhöhung in Großbritannien durch die Bank of England waren vergangene Woche die herausragenden Themen an den Finanzmärkten, so die Experten von Union Investment.

Zudem dürfte die Debatte um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze weiter ins Zentrum der Finanzmärkte rücken. Die Experten würden erwarten, dass es dort zu einer Lösung kommen werde - aber erst in letzter Minute und erst nachdem der Druck auf die Entscheidungsträger erheblich geworden sei. Die Aktienbörsen und die Staatsanleihemärkte hätten sich nach der Notenbankwoche in engen Spannen bewegt.

Die US-Inflation habe im April mit plus 4,9 Prozent gegenüber Vorjahr leicht unter dem Konsens (5,0 Prozent) der befragten Analysten gelegen. Damit sei der Zuwachs auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Auf Monatssicht habe es jedoch eine Preissteigerung gegenüber dem Vormonat März in Höhe von 0,4 Prozent gegeben, was aber im Konsens erwartet worden sei. Die um Lebensmittel und Energie bereinigte Kernrate sei im Vorjahresvergleich um 5,5 Prozent angestiegen (plus 5,6 Prozent im März). Im Monatsvergleich sei ebenfalls ein Anstieg um 0,4 Prozent zu verzeichnen gewesen, der unter anderem auf gestiegene Gebrauchtwagenpreise zurückzuführen gewesen sei.

Bei der Wohnungskomponente, hier schaue die FED besonders deutlich hin, scheine sich immerhin eine Entspannung abzuzeichnen. Die Inflation bleibe auch mit den jüngsten Daten weit über dem mit zwei Prozent veranschlagten Zielwert der US-Notenbank. Hinzu komme, dass der Druck auf die Preise nur sehr langsam abnehme. Zinssenkungen durch die US-FED, die immer wieder Gegenstand von Marktspekulationen seien, dürften vorerst einmal in weite Ferne gerückt sein.

Die Experten würden davon ausgehen, dass der Höhepunkt US-Kerninflation mittlerweile überschritten sei und würden mit den kommenden Daten nunmehr einen langsamen Abstieg erwarten. Somit nehme auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass die FED, auch in der Kombination mit der Lage im US-Regionalbankensektor, demnächst eine Zinserhöhungspause werde einlegen können.

Der US-Arbeitsmarkt zeige sich indessen weiterhin robust. Im April seien 253.000 neue Stellen entstanden, mehr als erwartet. Allerdings seien die Beschäftigungszuwächse in den Vormonaten nach unten revidiert worden. Die Arbeitslosenrate sei zudem rückläufig gewesen.

In der vergangenen Woche hätten die Experten an dieser Stelle geschrieben, dass im Gegensatz zur US-FED eine Zinspause der EZB noch in weiter Ferne liege. Dies hätten in der Berichtswoche einige in der Presse veröffentlichte Aussagen verschiedener EZB-Ratsmitglieder bestätigt. Auch EZB-Präsidentin Lagarde habe sich der Debatte angeschlossen. Im Tenor habe die Mehrheit der sich zu Wort meldenden EZB-Ratsmitglieder - in der Mehrheit Hardliner - betont, dass die Zinsen womöglich stärker als derzeit vielfach eingepreist erhöht werden müssten.

Frau Lagarde habe ausgeführt, dass noch weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Inflation erforderlich seien. Hierzu dürfte auch die jüngste Umfrage der EZB zur Inflationserwartung von Konsumenten im Euroraum beigetragen haben. Diese hätten im März laut Presseberichten auf Zwölf-Monats-Sicht im Median einen Preisanstieg von fünf Prozent erwartet. Einzelne EZB-Ratsmitglieder dürften sich damit in ihrer restriktiven Einschätzung bestätigt sehen. Der Markt gehe aktuell von noch zwei Zinsanhebungen im Juni und im Juli um jeweils 25 Basispunkte aus.

Die Bank von England habe sich am Donnerstag den in der Vorwoche von der US-FED und der EZB beschlossenen Zinserhöhungen angeschlossen und ihren Leitsatz mit sieben zu zwei Stimmen um 25 Basispunkte ebenfalls heraufgesetzt. Mit der zwölften Erhöhung in Folge liege der britische Leitsatz nunmehr bei 4,5 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren. Die Inflationseinschätzung der Bank of England sehe zum Jahresende noch keine Entwarnung, die Experten würden einen weiteren Zinsschritt im Juni auf 4,75 Prozent erwarten. Darüberhinausgehende Erhöhungen erscheinen zumindest nicht unwahrscheinlich, so die Experten von Union Investment. (Ausgabe vom 12.05.2023) (15.05.2023/alc/a/a)