Erweiterte Funktionen
USA: Sind Zinserhöhungen weiterhin gerechtfertigt?
17.03.23 12:45
Fisch Asset Management
Zürich (www.anleihencheck.de) - Der Zusammenbruch mehrerer US-Regionalbanken ist unserer Ansicht nach auf eine Kombination idiosynkratischer Faktoren zurückzuführen, mitunter Diskrepanzen im Asset-Liability-Management und Konzentrationsrisiken bei der Finanzierung, so Maria Stäheli, Senior Portfolio Managerin bei Fisch Asset Management in Zürich.
Die daraus entstandenen Solvenzprobleme hätten eine Vertrauenskrise ausgelöst, die schlussendlich zu einem Bank-Run und zur Abwicklung der Banken geführt habe.
Stäheli glaube nicht, dass das gesamte US-Bankensystem unter dieser Kombination von Faktoren leide, denn insbesondere die Großbanken würden deutlich strengeren Auflagen hinsichtlich Liquiditätsmanagement und Finanzierung unterliegen. Sie stelle jedoch fest, dass die Regulierung, mitunter die Verpflichtung zur Durchführung von Stresstests, nicht gut genug mit dem rapiden Wachstum einiger Regionalbanken mitgehalten habe. Gerade da sehe Stäheli durchaus die Notwendigkeit, die Regulierung in bestimmten Bereichen zu verschärfen.
Die Besorgnis habe auch die Liquidität großer Banken in Europa ins Rampenlicht gestellt, wobei schnell Vergleiche zur Finanzkrise von 2008 bemüht würden. Eine breit abgestützte Vertrauenskrise habe das Potenzial, die Liquidität am Markt und damit auch die Liquidität gesunder Banken deutlich zu beeinträchtigen. Nach Einschätzung von Stäheli würden die Zentralbanken weiterhin als Lender of Last Resort für fundamental solide Banken fungieren. Sie sehe dies zum Beispiel an der unterschiedlichen Herangehensweise der Behörden bei den Banken in den USA und in der Schweiz.
Der Markt habe die Turbulenzen der letzten Tage zum Anlass genommen, weniger künftige Zinserhöhungen der FED einzupreisen. Dieser Erwartung stimme Stäheli teilweise zu, denn die verschlechterten Finanzierungsbedingungen würden zu einer Verstärkung des Transmissionsfaktors der Geldpolitik führen, das heiße ihre Wirksamkeit werde erhöht. Allerdings habe der Markt im Zeitraum von einer Woche eine bedeutende Kehrtwende vollführt, insbesondere was die FED betreffe. Seien Anfang März noch weitere Zinserhöhungen im Umfang von 100 Basispunkten erwartet worden, werde jetzt mit Zinssenkungen ab September 2023 gerechnet. Dieses Szenario erscheine Stäheli verfrüht, denn die Inflation sei weiterhin zu hoch und zu hartnäckig - wie die jüngsten Daten nochmal untermauern würden.
Die Zentralbanken möchten auf keinen Fall die Fehler der 1970er Jahre wiederholen, denn die Inflation habe eine starke soziale Komponente und damit auch politische Sprengkraft. Die Zentralbanken hätten außerdem stets betont, dass sie die Effekte der quantitativen Lockerungsmaßnahmen des vergangenen Jahrzehnts gut unter Kontrolle hätten. Falls das nicht der Fall wäre, hätten sie mit einem Gesichtsverlust zu kämpfen. Somit sei die wirksame Bekämpfung der Inflation für sie absolut zentral.
Eine restriktive Geldpolitik und Finanzstabilität würden nicht zwingend einen Zielkonflikt darstellen. Zentralbanken könnten beide Ziele erreichen, jedoch mit unterschiedlichen Instrumenten. Die FED müsse zeigen, dass sie Vertrauen in ihre eigenen Maßnahmen zur Unterstützung der Finanzstabilität habe und dürfe bei den Zinserhöhungen nur dann auf die Bremse treten, wenn die Inflation ausreichend auf die Geldpolitik reagiere. Stäheli gehe daher davon aus, dass die verbleibenden Zinserhöhungen jedoch langsamer erfolgen würden, um der FED Zeit zu geben, die Änderungen bei den Transmissionsmechanismen genauer zu evaluieren.
Die vergangenen Tage seien seit mehreren Jahren wieder die erste echte "Flucht in Qualität" gewesen, das heiße, die Risk-Off-Positionierung habe zu einer starken Nachfrage nach Staatsanleihen, Safe-Haven-Währungen und Edelmetallen geführt. In diesem Zusammenhang dürfen wir feststellen, dass Duration die Rolle als Absicherungsinstrument gegen Tail-Risiken nicht aufgegeben hat, so Stäheli
Bei den Risikoprämien erwarte Stäheli aufgrund der hohen Volatilität jedoch vorerst weitere Anstiege, die bei riskanteren Segmenten stärker ausfallen dürften. Der Höhepunkt bei den Fundamentaldaten sei vermutlich überschritten und die Indikatoren würden insbesondere bei tieferen Kreditqualitäten auf eine zunehmende Abschwächung und höhere Ausfallrisiken hindeuten. Für unsere Positionierung bedeutet dies einen noch stärkeren Fokus auf Qualität, so Maria Stäheli, Senior Portfolio Managerin bei Fisch Asset Management in Zürich. (17.03.2023/alc/a/a)
Die daraus entstandenen Solvenzprobleme hätten eine Vertrauenskrise ausgelöst, die schlussendlich zu einem Bank-Run und zur Abwicklung der Banken geführt habe.
Stäheli glaube nicht, dass das gesamte US-Bankensystem unter dieser Kombination von Faktoren leide, denn insbesondere die Großbanken würden deutlich strengeren Auflagen hinsichtlich Liquiditätsmanagement und Finanzierung unterliegen. Sie stelle jedoch fest, dass die Regulierung, mitunter die Verpflichtung zur Durchführung von Stresstests, nicht gut genug mit dem rapiden Wachstum einiger Regionalbanken mitgehalten habe. Gerade da sehe Stäheli durchaus die Notwendigkeit, die Regulierung in bestimmten Bereichen zu verschärfen.
Die Besorgnis habe auch die Liquidität großer Banken in Europa ins Rampenlicht gestellt, wobei schnell Vergleiche zur Finanzkrise von 2008 bemüht würden. Eine breit abgestützte Vertrauenskrise habe das Potenzial, die Liquidität am Markt und damit auch die Liquidität gesunder Banken deutlich zu beeinträchtigen. Nach Einschätzung von Stäheli würden die Zentralbanken weiterhin als Lender of Last Resort für fundamental solide Banken fungieren. Sie sehe dies zum Beispiel an der unterschiedlichen Herangehensweise der Behörden bei den Banken in den USA und in der Schweiz.
Die Zentralbanken möchten auf keinen Fall die Fehler der 1970er Jahre wiederholen, denn die Inflation habe eine starke soziale Komponente und damit auch politische Sprengkraft. Die Zentralbanken hätten außerdem stets betont, dass sie die Effekte der quantitativen Lockerungsmaßnahmen des vergangenen Jahrzehnts gut unter Kontrolle hätten. Falls das nicht der Fall wäre, hätten sie mit einem Gesichtsverlust zu kämpfen. Somit sei die wirksame Bekämpfung der Inflation für sie absolut zentral.
Eine restriktive Geldpolitik und Finanzstabilität würden nicht zwingend einen Zielkonflikt darstellen. Zentralbanken könnten beide Ziele erreichen, jedoch mit unterschiedlichen Instrumenten. Die FED müsse zeigen, dass sie Vertrauen in ihre eigenen Maßnahmen zur Unterstützung der Finanzstabilität habe und dürfe bei den Zinserhöhungen nur dann auf die Bremse treten, wenn die Inflation ausreichend auf die Geldpolitik reagiere. Stäheli gehe daher davon aus, dass die verbleibenden Zinserhöhungen jedoch langsamer erfolgen würden, um der FED Zeit zu geben, die Änderungen bei den Transmissionsmechanismen genauer zu evaluieren.
Die vergangenen Tage seien seit mehreren Jahren wieder die erste echte "Flucht in Qualität" gewesen, das heiße, die Risk-Off-Positionierung habe zu einer starken Nachfrage nach Staatsanleihen, Safe-Haven-Währungen und Edelmetallen geführt. In diesem Zusammenhang dürfen wir feststellen, dass Duration die Rolle als Absicherungsinstrument gegen Tail-Risiken nicht aufgegeben hat, so Stäheli
Bei den Risikoprämien erwarte Stäheli aufgrund der hohen Volatilität jedoch vorerst weitere Anstiege, die bei riskanteren Segmenten stärker ausfallen dürften. Der Höhepunkt bei den Fundamentaldaten sei vermutlich überschritten und die Indikatoren würden insbesondere bei tieferen Kreditqualitäten auf eine zunehmende Abschwächung und höhere Ausfallrisiken hindeuten. Für unsere Positionierung bedeutet dies einen noch stärkeren Fokus auf Qualität, so Maria Stäheli, Senior Portfolio Managerin bei Fisch Asset Management in Zürich. (17.03.2023/alc/a/a)