USA: Inflation hartnäckig hoch


19.09.23 11:30
Postbank Research

Bonn (www.anleihencheck.de) - Die Inflation ist hartnäckig hoch, wie die Zahlen der letzten Woche für die USA zeigen, so die Analysten von Postbank Research.

Die Konsumentenpreise seien den zweiten Monat in Folge gestiegen. Die aktuellen +3,7% ggü. Vj. seien nicht annähernd so hoch wie im letzten Jahr, aber die erneut steigenden Energiepreise würden in Erinnerung rufen, dass sich eine ganze Reihe von Inflationsfaktoren weitgehend der Kontrolle der Zentralbanken entziehe. Brent werde inzwischen mit 93 USD pro Barrel gehandelt, und auch WTI handle schon über der 90 USD-Marke. Wenn die weltweite Ölnachfrage weiter steige, könnten Ölpreise noch eine ganze Weile hoch bleiben.

Die Analysten würden zwar davon ausgehen, dass die FED im zweiten Quartal 2024 erste Zinssenkungen vornehmen werde, aber die Aussicht auf eine weiche Landung (wenn überhaupt eine Rezession, dann keine schwere) und die Risiken beim Ölpreis dürften die geldpolitischen Entscheidungsträger zunächst zurückhalten. Längerfristig höhere Zinsen könnten der Weg sein, um die Inflation nachhaltig zu bekämpfen, und die Märkte dürften darauf mit niedrigeren Bewertungen und höherer Volatilität reagieren.

Wenn die Zentralbanken jedoch zu früh nachgeben würden, könnten die Märkte kurzfristig steigen, nur um dann festzustellen, dass das Preisproblem ein Comeback feiern könnte, sei es durch Zweitrundeneffekte (Löhne) oder eine zweite Welle von Erstrundeneffekten (Öl und/oder stärkere Gesamtnachfrage). Die für diese Woche erwartete Pause der FED sollte nicht zu schnell dahingehend interpretiert werden, dass die FED ihre Mission erfüllt habe.

Das sich erholende wirtschaftliche Umfeld dürfte eine weitere Verengung der IG-Spreads in den USA über den Prognose-horizont hinweg stützen. Ebenso dürfte das Ausbleiben einer Rezession in der Eurozone zu einer Einengung der EUR-IG-Spreads führen. Doch das relativ schwache Wachstumsumfeld bedeute, dass sie weiterhin höher sein dürften als die IG-Spreads in den USA. Da die Zinssätze auf beiden Seiten des Atlantiks voraussichtlich höher bleiben würden, dürften IG-Unternehmensanleihen aufgrund ihrer hohen Qualität und interessanten Renditen weiter Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Die Ausfallquoten sowohl für USD HY als auch für EUR HY dürften steigen, da Emittenten mit niedrigerem Rating Schwierigkeiten haben könnten, sich zu höheren Zinssätzen zu refinanzieren. In Anbetracht der sehr niedrigen Ausfallquoten des letzten Jahres sollte der Anstieg jedoch als Normalisierung angesehen werden. Die Analysten würden davon ausgehen, dass die USD HY-Spreads von den derzeitigen Niveaus aus ansteigen dürften, wobei jedoch ein starker Anstieg vermieden werden sollte. Die im Vergleich zu den historischen Niveaus soliden Fundamentaldaten sowie die erhöhten Carry-Möglichkeiten für Anleger würden diesen moderaten Ausblick untermauern. (Ausgabe vom 18.09.2023) (19.09.2023/alc/a/a)