USA: Die Inflation geht (zögerlich) - die Rezession kommt?


08.05.23 10:21
Helaba

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die FED hat den Leitzinskorridor am 3. Mai auf 5,00% bis 5,25% erhöht, so die Analysten der Helaba.

Vor etwas mehr als einem Jahr habe die Federal Funds Rate quasi noch bei null gelegen. Hinzu komme der Wechsel vom Wertpapierkaufprogramm zum Bilanzabbau um 90 Mrd. Dollar pro Monat. Dass die US-Konjunktur angesichts dieser geldpolitischen Straffung einfach so "durchläuft", sei kaum vorstellbar. Bisher habe sie sich aber als deutlich widerstandsfähiger erwiesen als man vorher gedacht hätte - trotz erkennbarer Anzeichen eines Schwungverlusts in den Wachstumszahlen. Vor allem die Stimmungsindikatoren würden derzeit für eine andauernde Abkühlung sprechen.

Das Rezessionsmodell der Analysten, das sowohl realwirtschaftliche Größen wie auch Finanzmarktdaten berücksichtige, zeige nach wie vor für die Sommermonate und in den Herbst hinein eine sehr hohe Rezessionswahrscheinlichkeit an. Ein Fehlsignal in dieser Größenordnung habe es im Zeitraum seit den späten 1960er Jahren nie gegeben. Die Analysten würden unverändert mit einer Kontraktion rechnen, aber ihr Timing und Umfang würden sehr unsicher bleiben.

Zwar hätten sich die breiten monetären Bedingungen in den USA seit Oktober trotz diverser Zinserhöhungen der FED per saldo nicht weiter gestrafft. Der Wechsel von einer expansiven zu einer restriktiven Geldpolitik sei aber 2022 im historischen Vergleich äußerst abrupt erfolgt. Zudem hätten die Banken ihre Kreditvergabestandards seit 2021 deutlich verschärft. Inwieweit diese Tendenz von den Spannungen im Bankensystem seit Mitte März verstärkt worden sei, werde die Veröffentlichung der Ergebnisse der FED-Umfrage zu den Kreditstandards im April am 8. Mai zeigen.

Die Analysten würden derzeit davon ausgehen, dass die US-Notenbank nun den Leitzinsgipfel erreicht habe. Weitergehende Zinserhöhungen seien aber nicht ausgeschlossen. Sie scheinen angesichts der störrisch hohen Kernteuerung sogar etwas wahrscheinlicher als die am Finanzmarkt eingepreisten Zinssenkungen ab dem Sommer.

Gedämpft worden seien die negativen Effekte der Inflation und der höheren Zinsen auf die Nachfrage unter anderem von den in der Pandemie angehäuften Überschussersparnissen der privaten Haushalte. Damit der reale Konsum weiter habe steigen können, hätten die Haushalte ihre Sparquote spürbar unter das Vor-Pandemie-Niveau senken müssen. Bis zum März 2023 seien gut zwei Drittel der 2020 und 2021 aufgebauten Überschussersparnis aufgezehrt gewesen. Der Puffer verliere damit nach vorne gerichtet jedoch an Bedeutung.

Gleichzeitig würden sich die Realeinkommen erholen, weil die Inflation schneller zurückgehe als das Lohnwachstum. Auch die andere Stütze des Konsums, der starke Arbeitsmarkt, sollte in den kommenden Monaten schwächer laufen. Aber letztlich würden für ein eindeutiges Rezessionsszenario weiter die "harten Daten" fehlen, auch vom Arbeitsmarkt. Es bleibe daher spannend. (Ausgabe vom 05.05.2023) (08.05.2023/alc/a/a)