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USA: CPI-Daten geben der FED neue Freiräume zur Zögerlichkeit


14.11.23 16:30
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Mit Blick auf die Entwicklung der Konsumentenpreise ist in den USA für den Berichtsmonat Oktober eine Veränderungsrate von lediglich 0,0% M/M gemeldet worden, so die Analysten der Nord LB.

Diese Nachricht könne als leichte Überraschung gewertet werden; die Mehrheit der Marktteilnehmer habe bei dieser Zeitreihe wohl mit einem marginalen Anstieg um 0,1% M/M gerechnet. Damit notiere die Jahresrate nun bei lediglich 3,2%. Insbesondere auf den ersten Blick könnten diese Zahlen sicherlich als wirklich ziemlich erfreulich bezeichnet werden. Allerdings seien zuletzt vor allem die Energiepreise in den Fokus gerückt. So hätten die Kosten für Benzin im Oktober um 5,0% M/M fallen können. Dieser volatile Posten habe im Warenkorb immerhin ein Gewicht von etwas mehr als 3,5%.

Zudem scheinen die für die Jahreszeit recht warmen Temperaturen es vielen US-Haushalten ermöglicht zu haben, mehr Zurückhaltung bei der Nutzung der Heizungen zu zeigen. Dieses Verhalten dürfte - über eine verringerte Nachfrage - ebenfalls dämpfend auf die Energiepreise im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gewirkt haben. Unter Ausklammerung des Postens Energie hätten die Verbraucherpreise am aktuellen Rand folglich um 0,2% M/M zugelegt.

Auch die Kernrate der US-Konsumentenpreise sei im Oktober um 0,2% M/M gestiegen. Damit sei die Jahresrate dieser Zeitreihe leicht auf nun 4,0% gefallen. Grundsätzlich würden sich mit diesen Zahlen schon anhaltende Entspannungstendenzen an der makroökonomischen Preisfront in den USA zeigen. Die Notenbanker in Washington hätten aber wohl einen noch etwas stärkeren Rückgang der Jahresrate beim Core-Index bevorzugt.

Dennoch dürften die Oktober-Zahlen zur Entwicklung der Konsumentenpreise in den Vereinigten Staaten der US-Notenbank nun sogar noch etwas mehr Spielraum zu einer ausgeprägten Zögerlichkeit geben. Die Verantwortlichen für die Ausrichtung der Geldpolitik in Washington würden wohl zunächst weiterhin mit möglichen erneuten Leitzinsanhebungen drohen wollen, entsprechende Wortmeldungen dürften aber vor allem als Versuch zu werten sein, an den Finanzmärkten nicht schon zu zügig Spekulationen bezüglich bereits bald anstehender Verringerungen der FED Funds Target Rate aufkommen zu lassen.

Am aktuellen Rand scheine diese wahrscheinliche Strategie der Notenbank in Washington aber - zumindest zunächst - zum Scheitern verurteilt zu sein; nach der Meldung der CPI-Daten sei die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren instantan unter den Wert von 4,50% gefallen. Die internationalen Aktienmärkte hätten ebenfalls von den aufkeimenden Hoffnungen auf ein bald spürbar niedrigeres Zinsniveau in den USA profitiert. So habe der DAX beispielsweise sofort nach der Meldung der CPI-Daten aus den Vereinigten Staaten über die psychologisch wichtige Marke von 15.500 Punkten springen können.

Fazit: Die US-Verbraucherpreise würden der US-Notenbank mit der nun gemeldeten Veränderungsrate von 0,0% M/M weitere Freiräume zu einer größeren Zögerlichkeit geben. Auch wenn vor allem die Entwicklung der Energiepreise zu dieser Nachricht beigetragen habe, dürften die aktuellen Zahlen als erfreulich bewertet werden. Das FOMC werde zunächst also abwarten können. Im Laufe des Jahres 2024 dürfte dann das Thema Leitzinssenkungen auf die Agenda der Zentralbank in Washington rücken. (14.11.2023/alc/a/a)