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Turbulenzen an den Finanzmärkten: Inflationsgefahr rückt in die zweite Reihe
16.03.23 16:59
Hamburg Commercial Bank
Hamburg (www.anleihencheck.de) - Mit der Rettungsaktion für eine Schweizer Großbank ist die Regionalbankenkrise der USA in Europa angekommen, so Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank.
Eine Bankenkrise hierzulande sei zwar wenig wahrscheinlich, aber auf die Geldpolitik hätten die Turbulenzen Einfluss.
Stellen Sie sich vor, sie haben Anfang letzten Jahres 1 Million Euro von ihrer reichen Tante aus Amerika geerbt, so de la Rubia. Sie würden nicht unmittelbar wissen, was sie mit dem Geld anfangen sollten und würden daher zu ihrer Anlageberaterin gehen und sie bitten, das neue Vermögen anzulegen. Sie würden aber darauf hinweisen, dass Sie flexibel auf das Geld zurückgreifen möchten, auch wenn Sie derzeit keinen Bedarf sehen würden. Ihre Anlageberaterin entscheide sich, das Geld in langfristige Bund-Titel zu investieren, weil es dort (Anfang 2022) immerhin eine leicht positive Rendite gebe, die bei den kurzfristigen Bunds nicht zu finden sei. Anfang 2023 hätten Sie eine zündende Geschäftsidee und bitten ihre Beraterin, die 1 Million Euro auszuzahlen. Sie winde sich etwas und sage schließlich, dass sie nur 800.000 Euro zurückzahlen könne, weil im Zuge des rapiden Renditeanstiegs die Bundesanleihen massiv an Wert verloren hätten. Sie würden sich vermutlich die 800.000 Euro auszahlen lassen und Ihrer Anlageberaterin kündigen. Wie dem auch sei, im Grunde genommen sei es das, was bei den kalifornischen Kreditinstituten Silicon Valley Bank (ISIN: US78486Q1013, WKN: A0ET46, Ticker-Symbol: SV4, NASDAQ-Symbol: SIVB) und der Signature Bank (ISIN: US82669G1040, WKN: A0B9ZR, Ticker-Symbol: TQJ, NASDAQ-Symbol: SBNY) Anfang März passiert ist.
Löcher in den Bilanzen
Konkret seien bei der Silicon Valley Bank innerhalb von wenigen Tagen rund ein Viertel der Einlagen abgezogen worden. Die Bank habe die Gelder in den vergangenen Jahren in einem Niedrigzinsumfeld in langfristige US-Staatsanleihen und verbriefte Hypothekenpapiere investiert, die im Zuge des Renditeanstiegs massiv an Wert verloren hätten. Bei Abzug der Einlagen hätten diese Anleihen zu erheblich niedrigeren Kursen verkauft werden müssen. Weitere Faktoren seien hinzugekommen, die man mit den Stichworten Abflauen der Euphorie in der Start-up Szene, fehlende Einlagensicherung, Missmanagement und das neue Social Media-Tempo umreißen könne. Die beiden Banken hätten sich auf zwei ohnehin volatile Sektoren fokussiert, den Start-up- Sektor (SVB) und den Kryptosektor (Signature). Diese Wirtschaftsbereiche seien in den vergangenen Jahren mit Cash überhäuft worden und die entsprechenden Unternehmen hätten das Geld von den betreffenden Banken verwalten lassen. Da das Geld im Silicon Valley in den vergangenen Monaten angesichts von steigenden Zinsen und geopolitischen Unsicherheiten nicht mehr so reichlich geflossen sei, hätten viele Firmen ihre Reserven angezapft, also ihre Einlagen von ihren Banken teilweise abgezogen. Die Kreditinstitute, die die Zinsrisiken in ihrer Bilanz nicht bzw. vollkommen unzureichend abgesichert hätten, hätten diese Abzüge zunächst noch aus ihren Cash-Reserven bedienen können. Dann sei aber irgendwann absehbar geworden, dass auch die Anleihen, die man eigentlich bis zur Endfälligkeit habe halten wollen und die in diesem Fall nicht zu Marktpreisen bewertet werden müssten, hätten verkauft werden müssen.
Brandbeschleuniger Twitter
Ab da sei das Loch in den Bilanzen offensichtlich geworden, weil die Anleihekurse im Zuge der höheren Zinsen Kursverluste verzeichnet hätten. Die Schwierigkeiten hätten sich unter anderem über Social Media Kanäle wie Twitter in rasender Geschwindigkeit verbreitet, so dass innerhalb weniger Tage etwa bei der Silicon Valley Bank mehr als 40 Mrd. US-Dollar an Einlagen abgezogen worden seien. Am Freitag (10.03.) sei diese Bank unter Zwangsverwaltung des Einlagensicherungsfonds FDIC gestellt worden, am Sonntag sei die Signature Bank gefolgt. Weiter ausufernde Panik - viele Kunden der betroffenen Banken hätten die Befürchtung gehabt, sie könnten in der folgenden Woche an ihre Beschäftigten keine Löhne mehr auszahlen - sei (vermutlich) verhindert worden, in dem die Regierung alle Einlagen garantiert habe, auch die über 250.000 US-Dollar. Gleichzeitig habe die FED eine neue Fazilität geschaffen, das "Bank Term Fund Funding Program", mit denen es Banken gestattet werde, sich gegen die Einreichung von zum Nominalwert bewerteten Bonds bei der FED zu refinanzieren.
Panik könne zerstörerisch wirken
Die Krise bei den Regionalbanken der USA sei auch in Europa angekommen. Die Aktienkurse der Banken der Eurozone seien in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten. Verstärkt worden sei dieser Trend noch durch die Probleme des Schweizer Kreditinstituts Credit Suisse (ISIN: CH0012138530, WKN: 876800, Ticker-Symbol: CSX, SIX Swiss Exchange-Symbol: CSGN, NASDAQ OTC-Symbol: CSGKF), das von den Märkten ohnehin schon seit Monaten kritisch beäugt worden sei. Es habe einen besonders heftigen Kursverlust von zeitweise 31% an nur einem Tag erlitten und die generelle Angst vor einer neuen Bankenkrise hier in Europa verstärkt. Mittlerweile habe die Schweizer Zentralbank, die SNB, angekündigt, Credit Suisse eine Kreditlinie von bis zu 50 Mrd. Schweizer Franken zu gewähren.
Grundsätzlich könne Panik zerstörerisch wirken und zu irrationalem Handeln führen. Tatsache sei aber, dass der Bankensektor der Eurozone seit der Finanzmarktkrise von 2008/2009 besonders eng reguliert werde - in den USA habe man mittlerweile die Regulierungen wieder gelockert - und im Ergebnis die Banken hierzulande relativ hohe Liquiditätsreserven halten würden, die im Fall von Einlagenabzügen eingesetzt werden könnten. Die Fundingstruktur der meisten Banken sei stärker diversifiziert, was die Wahrscheinlichkeit eines Bank-Runs ebenfalls unwahrscheinlicher mache.
Neue Situation für Geldpolitik
Das Finanzbeben in den USA werde in die Entscheidungen und in die Kommunikation der EZB und der US-Notenbank FED einfließen. Bei der EZB werde sich das vor allem darin widerspiegeln, dass Präsidentin Christine Lagarde bei der heutigen Notenbanksitzung (16.03.) zwar an ihrem "Versprechen" festhalten dürfte, die Leitzinsen um 50 BP anzuheben - eine Abweichung davon könnte dahingehend missverstanden werden, dass man den Euro-Bankensektor auch in Gefahr sehe. Sie dürfte aber bei der Kommunikation, welche weiteren Zinsschritte geplant seien, zurückhaltender als sonst agieren und eine Zinspause für den Fall anhaltender Turbulenzen nicht ausschließen. Die Hamburg Commercial Bank gehe (noch) davon aus, dass die EZB Anfang Mai die Leitzinsen um 25 BP anheben werde und dann angesichts einer nur sehr zäh sich zurückentwickelnden Inflation die Geldpolitik den Rest des Jahres und vermutlich auch 2024 nicht mehr lockern werde. Außerdem werde die EZB sich bei der heutigen Sitzung vermutlich nicht festlegen, mit welchem Tempo man das APP-Anleiheportfolio, das von März bis Juni um monatlich 15 Mrd. Euro reduziert werden solle, mittelfristig abbauen möchte. Denn der Liquiditätsbedarf sei vor dem Hintergrund der Turbulenzen vermutlich höher als gedacht, da wäre ein zu rascher Abbau des Portfolios nicht ratsam.
50 Basispunkte bei der FED seien vom Tisch
Bei der FED habe Notenbankchef Jerome Powell Anfang März noch sehr "hawkish" geklungen und für die Sitzung am 21./22. März eine Anhebung des Leitzinses um 50 BP ins Spiel gebracht. Das dürfte nunmehr vom Tisch sein. Derzeit sei die aus den Terminmärkten abgeleitete Markterwartung, dass die US-Notenbank ihren Leitzins bei der nächsten Sitzung um 25 BP anheben werde und damit aber auch schon die "terminal rate" erreicht haben werde. Von dort ausgehend würden dann Leitzinssenkungen von insgesamt einem ganzen Prozentpunkt bis Anfang 2024 antizipiert. Die Hamburg Commercial Bank schließe sich dieser Einschätzung nicht an, so lange die Turbulenzen nicht in eine tiefe Rezession münden würden. Sie rechne zwar ebenfalls mit einem weiteren Zinsschritt in Höhe von 25 BP, gehe aber davon aus, dass die FED erst Anfang 2024 zu Leitzinssenkungen schreiten werde. Letztlich dürften Jerome Powell und seine Kollegen nur zwei Zinssenkungen durchführen, weil - so die Erwartung der Hamburg Commercial Bank - sich die Inflation nicht in dem Tempo zurückbilde, dass eine weitergehende Lockerung der Geldpolitik gerechtfertigt wäre.
Dilemma für die Notenbanken
Die Notenbanken würden sich in einer neuen Situation befinden. Bei der FED werde besonders deutlich, wie die Komplexität der zu treffenden Entscheidungen zugenommen habe. Auf der einen Seite müsse sie jetzt dafür sorgen, dass die Finanzstabilität wieder hergestellt werde und stelle dafür Liquidität zur Verfügung. Auf der anderen Seite widerspreche mehr Liquidität dem Ziel, die Inflation wieder in den Griff zu bekommen, weil das frische Geld auch in Wirtschaftssektoren lande, die die Konjunktur vielleicht stärker belebe als sich die FED das wünsche. Auch die EZB könne in eine derartige Lage kommen. Allein das Risiko, dass es zu einer derartigen Situation kommen könnte, dürfte die EZB davon abhalten, allzu aggressiv bei ihrer Geldpolitik zu verfahren. Die Inflationsgefahr rücke mit den neuen Finanzstabilitätsrisiken in die zweite Reihe. (Wochenbarometer vom 16.03.2023) (16.03.2023/alc/a/a)
Eine Bankenkrise hierzulande sei zwar wenig wahrscheinlich, aber auf die Geldpolitik hätten die Turbulenzen Einfluss.
Stellen Sie sich vor, sie haben Anfang letzten Jahres 1 Million Euro von ihrer reichen Tante aus Amerika geerbt, so de la Rubia. Sie würden nicht unmittelbar wissen, was sie mit dem Geld anfangen sollten und würden daher zu ihrer Anlageberaterin gehen und sie bitten, das neue Vermögen anzulegen. Sie würden aber darauf hinweisen, dass Sie flexibel auf das Geld zurückgreifen möchten, auch wenn Sie derzeit keinen Bedarf sehen würden. Ihre Anlageberaterin entscheide sich, das Geld in langfristige Bund-Titel zu investieren, weil es dort (Anfang 2022) immerhin eine leicht positive Rendite gebe, die bei den kurzfristigen Bunds nicht zu finden sei. Anfang 2023 hätten Sie eine zündende Geschäftsidee und bitten ihre Beraterin, die 1 Million Euro auszuzahlen. Sie winde sich etwas und sage schließlich, dass sie nur 800.000 Euro zurückzahlen könne, weil im Zuge des rapiden Renditeanstiegs die Bundesanleihen massiv an Wert verloren hätten. Sie würden sich vermutlich die 800.000 Euro auszahlen lassen und Ihrer Anlageberaterin kündigen. Wie dem auch sei, im Grunde genommen sei es das, was bei den kalifornischen Kreditinstituten Silicon Valley Bank (ISIN: US78486Q1013, WKN: A0ET46, Ticker-Symbol: SV4, NASDAQ-Symbol: SIVB) und der Signature Bank (ISIN: US82669G1040, WKN: A0B9ZR, Ticker-Symbol: TQJ, NASDAQ-Symbol: SBNY) Anfang März passiert ist.
Löcher in den Bilanzen
Konkret seien bei der Silicon Valley Bank innerhalb von wenigen Tagen rund ein Viertel der Einlagen abgezogen worden. Die Bank habe die Gelder in den vergangenen Jahren in einem Niedrigzinsumfeld in langfristige US-Staatsanleihen und verbriefte Hypothekenpapiere investiert, die im Zuge des Renditeanstiegs massiv an Wert verloren hätten. Bei Abzug der Einlagen hätten diese Anleihen zu erheblich niedrigeren Kursen verkauft werden müssen. Weitere Faktoren seien hinzugekommen, die man mit den Stichworten Abflauen der Euphorie in der Start-up Szene, fehlende Einlagensicherung, Missmanagement und das neue Social Media-Tempo umreißen könne. Die beiden Banken hätten sich auf zwei ohnehin volatile Sektoren fokussiert, den Start-up- Sektor (SVB) und den Kryptosektor (Signature). Diese Wirtschaftsbereiche seien in den vergangenen Jahren mit Cash überhäuft worden und die entsprechenden Unternehmen hätten das Geld von den betreffenden Banken verwalten lassen. Da das Geld im Silicon Valley in den vergangenen Monaten angesichts von steigenden Zinsen und geopolitischen Unsicherheiten nicht mehr so reichlich geflossen sei, hätten viele Firmen ihre Reserven angezapft, also ihre Einlagen von ihren Banken teilweise abgezogen. Die Kreditinstitute, die die Zinsrisiken in ihrer Bilanz nicht bzw. vollkommen unzureichend abgesichert hätten, hätten diese Abzüge zunächst noch aus ihren Cash-Reserven bedienen können. Dann sei aber irgendwann absehbar geworden, dass auch die Anleihen, die man eigentlich bis zur Endfälligkeit habe halten wollen und die in diesem Fall nicht zu Marktpreisen bewertet werden müssten, hätten verkauft werden müssen.
Brandbeschleuniger Twitter
Ab da sei das Loch in den Bilanzen offensichtlich geworden, weil die Anleihekurse im Zuge der höheren Zinsen Kursverluste verzeichnet hätten. Die Schwierigkeiten hätten sich unter anderem über Social Media Kanäle wie Twitter in rasender Geschwindigkeit verbreitet, so dass innerhalb weniger Tage etwa bei der Silicon Valley Bank mehr als 40 Mrd. US-Dollar an Einlagen abgezogen worden seien. Am Freitag (10.03.) sei diese Bank unter Zwangsverwaltung des Einlagensicherungsfonds FDIC gestellt worden, am Sonntag sei die Signature Bank gefolgt. Weiter ausufernde Panik - viele Kunden der betroffenen Banken hätten die Befürchtung gehabt, sie könnten in der folgenden Woche an ihre Beschäftigten keine Löhne mehr auszahlen - sei (vermutlich) verhindert worden, in dem die Regierung alle Einlagen garantiert habe, auch die über 250.000 US-Dollar. Gleichzeitig habe die FED eine neue Fazilität geschaffen, das "Bank Term Fund Funding Program", mit denen es Banken gestattet werde, sich gegen die Einreichung von zum Nominalwert bewerteten Bonds bei der FED zu refinanzieren.
Die Krise bei den Regionalbanken der USA sei auch in Europa angekommen. Die Aktienkurse der Banken der Eurozone seien in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten. Verstärkt worden sei dieser Trend noch durch die Probleme des Schweizer Kreditinstituts Credit Suisse (ISIN: CH0012138530, WKN: 876800, Ticker-Symbol: CSX, SIX Swiss Exchange-Symbol: CSGN, NASDAQ OTC-Symbol: CSGKF), das von den Märkten ohnehin schon seit Monaten kritisch beäugt worden sei. Es habe einen besonders heftigen Kursverlust von zeitweise 31% an nur einem Tag erlitten und die generelle Angst vor einer neuen Bankenkrise hier in Europa verstärkt. Mittlerweile habe die Schweizer Zentralbank, die SNB, angekündigt, Credit Suisse eine Kreditlinie von bis zu 50 Mrd. Schweizer Franken zu gewähren.
Grundsätzlich könne Panik zerstörerisch wirken und zu irrationalem Handeln führen. Tatsache sei aber, dass der Bankensektor der Eurozone seit der Finanzmarktkrise von 2008/2009 besonders eng reguliert werde - in den USA habe man mittlerweile die Regulierungen wieder gelockert - und im Ergebnis die Banken hierzulande relativ hohe Liquiditätsreserven halten würden, die im Fall von Einlagenabzügen eingesetzt werden könnten. Die Fundingstruktur der meisten Banken sei stärker diversifiziert, was die Wahrscheinlichkeit eines Bank-Runs ebenfalls unwahrscheinlicher mache.
Neue Situation für Geldpolitik
Das Finanzbeben in den USA werde in die Entscheidungen und in die Kommunikation der EZB und der US-Notenbank FED einfließen. Bei der EZB werde sich das vor allem darin widerspiegeln, dass Präsidentin Christine Lagarde bei der heutigen Notenbanksitzung (16.03.) zwar an ihrem "Versprechen" festhalten dürfte, die Leitzinsen um 50 BP anzuheben - eine Abweichung davon könnte dahingehend missverstanden werden, dass man den Euro-Bankensektor auch in Gefahr sehe. Sie dürfte aber bei der Kommunikation, welche weiteren Zinsschritte geplant seien, zurückhaltender als sonst agieren und eine Zinspause für den Fall anhaltender Turbulenzen nicht ausschließen. Die Hamburg Commercial Bank gehe (noch) davon aus, dass die EZB Anfang Mai die Leitzinsen um 25 BP anheben werde und dann angesichts einer nur sehr zäh sich zurückentwickelnden Inflation die Geldpolitik den Rest des Jahres und vermutlich auch 2024 nicht mehr lockern werde. Außerdem werde die EZB sich bei der heutigen Sitzung vermutlich nicht festlegen, mit welchem Tempo man das APP-Anleiheportfolio, das von März bis Juni um monatlich 15 Mrd. Euro reduziert werden solle, mittelfristig abbauen möchte. Denn der Liquiditätsbedarf sei vor dem Hintergrund der Turbulenzen vermutlich höher als gedacht, da wäre ein zu rascher Abbau des Portfolios nicht ratsam.
50 Basispunkte bei der FED seien vom Tisch
Bei der FED habe Notenbankchef Jerome Powell Anfang März noch sehr "hawkish" geklungen und für die Sitzung am 21./22. März eine Anhebung des Leitzinses um 50 BP ins Spiel gebracht. Das dürfte nunmehr vom Tisch sein. Derzeit sei die aus den Terminmärkten abgeleitete Markterwartung, dass die US-Notenbank ihren Leitzins bei der nächsten Sitzung um 25 BP anheben werde und damit aber auch schon die "terminal rate" erreicht haben werde. Von dort ausgehend würden dann Leitzinssenkungen von insgesamt einem ganzen Prozentpunkt bis Anfang 2024 antizipiert. Die Hamburg Commercial Bank schließe sich dieser Einschätzung nicht an, so lange die Turbulenzen nicht in eine tiefe Rezession münden würden. Sie rechne zwar ebenfalls mit einem weiteren Zinsschritt in Höhe von 25 BP, gehe aber davon aus, dass die FED erst Anfang 2024 zu Leitzinssenkungen schreiten werde. Letztlich dürften Jerome Powell und seine Kollegen nur zwei Zinssenkungen durchführen, weil - so die Erwartung der Hamburg Commercial Bank - sich die Inflation nicht in dem Tempo zurückbilde, dass eine weitergehende Lockerung der Geldpolitik gerechtfertigt wäre.
Dilemma für die Notenbanken
Die Notenbanken würden sich in einer neuen Situation befinden. Bei der FED werde besonders deutlich, wie die Komplexität der zu treffenden Entscheidungen zugenommen habe. Auf der einen Seite müsse sie jetzt dafür sorgen, dass die Finanzstabilität wieder hergestellt werde und stelle dafür Liquidität zur Verfügung. Auf der anderen Seite widerspreche mehr Liquidität dem Ziel, die Inflation wieder in den Griff zu bekommen, weil das frische Geld auch in Wirtschaftssektoren lande, die die Konjunktur vielleicht stärker belebe als sich die FED das wünsche. Auch die EZB könne in eine derartige Lage kommen. Allein das Risiko, dass es zu einer derartigen Situation kommen könnte, dürfte die EZB davon abhalten, allzu aggressiv bei ihrer Geldpolitik zu verfahren. Die Inflationsgefahr rücke mit den neuen Finanzstabilitätsrisiken in die zweite Reihe. (Wochenbarometer vom 16.03.2023) (16.03.2023/alc/a/a)
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