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Sechs gruselige Charts für ein furchterregendes Börsenjahr
01.11.23 08:45
M&G Investments
London (www.anleihencheck.de) - Es ist wieder Halloween und damit die Zeit für die gruseligsten Charts der Finanzwelt vom M&G Anleiheteam, so die Experten von M&G Investments.
2023 sei ein Jahr mit so viel Schrecken gewesen, dass man keinen Mangel an beängstigenden Themen habe: Das Gespenst der Inflation habe sich nicht verzogen und die zunehmenden Anzeichen von Schwäche der Weltwirtschaft könnten durchaus für eine Gänsehaut sorgen. Und auch die Auswirkungen der höheren Finanzierungskosten infolge der aggressiven Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken lassen uns schaudernd zurück, so die Experten von M&G Investments.
1. Auch Duration könne beängstigend sein
Wer gehofft habe, dass er mit längeren Laufzeiten bei Anleihen ruhiger schlafen könne, sollte schonmal die Bettdecke hochziehen: Mit dem Abbau der aufgestauten Nachfrage nach den Corona-Lockdowns und dem Geldüberschuss aufgrund der stimulierenden Geld- und Fiskalpolitik während dieser Zeit, habe die Inflation in den vergangenen Jahren ein Comeback erlebt. Da die Märkte ihre Inflationserwartungen neu bewertet und die Zentralbanken die Zinssätze aggressiv erhöht hätten, seien die Anleger in Anleihen mit längeren Laufzeiten eindringlich daran erinnert worden, dass Duration ganz schön beängstigend sein könne.
Bei Anleihen mit höherer Duration seien die Anleger länger dem Risiko ausgesetzt, dass die Inflation den realen Wert ihrer Anlage aufzehre. Das Schaubild verdeutliche das Leid der Anleger seit der Pandemie: Der Gesamtrückgang bei US-Schatzanleihen mit langer Laufzeit übertreffe inzwischen den Höhepunkt des Börsencrashs während der "Great Financial Crisis".
2. Könne Onkel Sam seine Rechnung vor Einbruch der Dunkelheit bezahlen?
Bevor es dunkel werde, habe Onkel Sam eine hohe Rechnung zu begleichen. Die Kombination aus der umfangreichen Kreditaufnahme während der Pandemie und dem Anstieg der Zinssätze, lasse die Zinszahlungen für die US-Regierung rasant steigen. Die jährlichen Zinszahlungen dürften bald die Marke von 1 Billion Dollar erreichen und wahrscheinlich noch weiter ansteigen, da fällig werdende Schulden zu höheren Zinssätzen refinanziert werden müssten. Gruselfakt: Tatsächlich hätten die gesamten Zinszahlungen für die USA jetzt die gleiche Höhe erreicht, wie ihre Gesamtverschuldung im Jahr 1980!
Und geradezu schauerlich werde es, wenn das steigende Angebot an Staatsanleihen und die höhere Verschuldung die Anleger verschrecken würden: Vielleicht werde die jüngste Herabstufung der US-Anleihen durch Fitch nicht die letzte sein. Auch wenn ein Zahlungsausfall höchst unwahrscheinlich sei, dürfte sich das zunehmende Risiko von US-Staatsanleihen vor allem am langen Ende der Kurve bemerkbar machen, da die Marktteilnehmer eine höhere Laufzeitprämie verlangen würden.
3. Nach der Kurveninversion werde es Mitternacht
Die Inversion der US-Staatsanleihen-Kurve sei ein bekanntes Signal für eine bevorstehende Rezession. Man könne es über viele Jahrzehnte hinweg beobachten: In den Monaten nach der Umkehrung sei immer eine Rezession gefolgt. Von einer inversen Kurve spreche man, wenn die kurzfristigen Renditen höher seien als die langfristigen. Dies wiederum deute darauf hin, dass der Markt die kurzfristigen Wirtschaftsaussichten pessimistisch einschätze und sich die Anleger in Anleihen mit längeren Laufzeiten umschichten würden.
Ein genauerer Blick auf eine Grafik der Experten zeige jedoch, dass eine Rezession in der Regel dann eintrete, wenn die Kurve nach einer Umkehrung wieder steiler werde. Wenn aber die 2s10s-Kurve, die die 10-Jahres-Rendite minus der 2-Jahres-Rendite abbilde, gerade begonnen habe, steiler zu werden, stehe dann Mitternacht schon vor der Tür?
4. Würden höhere Finanzierungskosten die Emittenten von Hochzinsanleihen belasten?
Die meisten Zentralbanken seien seit 18 Monaten im Zinserhöhungszyklus. Trotzdem seien die Kreditbewertungen stabil geblieben, selbst bei Hochzinsanleihen. Der (optionsbereinigte) Spread des Global High Yield-Index sei inzwischen auf 400 Basispunkte gesunken und liege damit auf dem niedrigsten Niveau seit der großen Finanzkrise.
Zweifelsohne seien die Renditenaufschläge für Hochzinsanleihen bisher durch die Nachfrage renditehungriger Anleger sowie durch ein geringeres Angebot an Hochzinsanleihen begünstigt worden: Die Emittenten von Hochzinsanleihen hätten angesichts der höheren Refinanzierungskosten auf genau diese verzichtet, wo sie nur gekonnt hätten.
Aber durch den Aufschub würden jetzt die Fälligkeiten näher rücken: Bei fast 10% der Hochzinsemittenten bestehe in den nächsten zwei Jahren ein Refinanzierungsrisiko. Dies werde wahrscheinlich die größte Refinanzierungsanstrengung für HY-Emittenten seit der "Great Financial Crisis".
5. Würden Haie in den Inflations-Gewässern lauern?
Die Inflation trete gewöhnlich in Wellen auf. Das liege vielleicht daran, dass sie dazu neige, Probleme zu verursachen, die Regierungen und Zentralbanken mit einer expansiven Politik zu lösen versuchen würden.
In den 70er Jahren habe es beispielsweise zwei große Inflationswellen gegeben, bevor es dem damaligen FED-Vorsitzenden Volker schließlich gelungen sei, den Inflationsgeist wieder in die Flasche zu zwingen. Da die Inflationsdynamik aktuell ähnlich aussehe wie in den 70er Jahren, bestehe die Gefahr, dass die Inflation ein Comeback feiern könnte. Für alle die sich noch nicht genug gruseln: Der Film "Der Weiße Hai" erschien übrigens 1975, so die Experten von M&G Investments.
6. Die realen Zinssätze seien wieder in einem geradezu beängstigenden Bereich
Das Gespenst der Rezession bringe sich in Position: Einer der wichtigsten Indikatoren sei der Realzins, den die Experten in ihrer Grafik als Zentralbankzins minus Kerninflation definiert hätten. In den USA sei ein Realzins von mehr als 3% traditionell ein Vorbote von Rezessionen.
Die realen Zinssätze seien in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen und würden sich nach der Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken nun deutlich im positiven Bereich befinden. Im Jahresvergleich würden sich die Realsätze jetzt der 2% Marke annähern. Betrachte man jedoch die jüngere Inflationsdynamik, so hätten die Realsätze gerade die 3%-Marke überschritten. (01.11.2023/alc/a/a)
2023 sei ein Jahr mit so viel Schrecken gewesen, dass man keinen Mangel an beängstigenden Themen habe: Das Gespenst der Inflation habe sich nicht verzogen und die zunehmenden Anzeichen von Schwäche der Weltwirtschaft könnten durchaus für eine Gänsehaut sorgen. Und auch die Auswirkungen der höheren Finanzierungskosten infolge der aggressiven Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken lassen uns schaudernd zurück, so die Experten von M&G Investments.
1. Auch Duration könne beängstigend sein
Wer gehofft habe, dass er mit längeren Laufzeiten bei Anleihen ruhiger schlafen könne, sollte schonmal die Bettdecke hochziehen: Mit dem Abbau der aufgestauten Nachfrage nach den Corona-Lockdowns und dem Geldüberschuss aufgrund der stimulierenden Geld- und Fiskalpolitik während dieser Zeit, habe die Inflation in den vergangenen Jahren ein Comeback erlebt. Da die Märkte ihre Inflationserwartungen neu bewertet und die Zentralbanken die Zinssätze aggressiv erhöht hätten, seien die Anleger in Anleihen mit längeren Laufzeiten eindringlich daran erinnert worden, dass Duration ganz schön beängstigend sein könne.
Bei Anleihen mit höherer Duration seien die Anleger länger dem Risiko ausgesetzt, dass die Inflation den realen Wert ihrer Anlage aufzehre. Das Schaubild verdeutliche das Leid der Anleger seit der Pandemie: Der Gesamtrückgang bei US-Schatzanleihen mit langer Laufzeit übertreffe inzwischen den Höhepunkt des Börsencrashs während der "Great Financial Crisis".
2. Könne Onkel Sam seine Rechnung vor Einbruch der Dunkelheit bezahlen?
Bevor es dunkel werde, habe Onkel Sam eine hohe Rechnung zu begleichen. Die Kombination aus der umfangreichen Kreditaufnahme während der Pandemie und dem Anstieg der Zinssätze, lasse die Zinszahlungen für die US-Regierung rasant steigen. Die jährlichen Zinszahlungen dürften bald die Marke von 1 Billion Dollar erreichen und wahrscheinlich noch weiter ansteigen, da fällig werdende Schulden zu höheren Zinssätzen refinanziert werden müssten. Gruselfakt: Tatsächlich hätten die gesamten Zinszahlungen für die USA jetzt die gleiche Höhe erreicht, wie ihre Gesamtverschuldung im Jahr 1980!
Und geradezu schauerlich werde es, wenn das steigende Angebot an Staatsanleihen und die höhere Verschuldung die Anleger verschrecken würden: Vielleicht werde die jüngste Herabstufung der US-Anleihen durch Fitch nicht die letzte sein. Auch wenn ein Zahlungsausfall höchst unwahrscheinlich sei, dürfte sich das zunehmende Risiko von US-Staatsanleihen vor allem am langen Ende der Kurve bemerkbar machen, da die Marktteilnehmer eine höhere Laufzeitprämie verlangen würden.
3. Nach der Kurveninversion werde es Mitternacht
Die Inversion der US-Staatsanleihen-Kurve sei ein bekanntes Signal für eine bevorstehende Rezession. Man könne es über viele Jahrzehnte hinweg beobachten: In den Monaten nach der Umkehrung sei immer eine Rezession gefolgt. Von einer inversen Kurve spreche man, wenn die kurzfristigen Renditen höher seien als die langfristigen. Dies wiederum deute darauf hin, dass der Markt die kurzfristigen Wirtschaftsaussichten pessimistisch einschätze und sich die Anleger in Anleihen mit längeren Laufzeiten umschichten würden.
4. Würden höhere Finanzierungskosten die Emittenten von Hochzinsanleihen belasten?
Die meisten Zentralbanken seien seit 18 Monaten im Zinserhöhungszyklus. Trotzdem seien die Kreditbewertungen stabil geblieben, selbst bei Hochzinsanleihen. Der (optionsbereinigte) Spread des Global High Yield-Index sei inzwischen auf 400 Basispunkte gesunken und liege damit auf dem niedrigsten Niveau seit der großen Finanzkrise.
Zweifelsohne seien die Renditenaufschläge für Hochzinsanleihen bisher durch die Nachfrage renditehungriger Anleger sowie durch ein geringeres Angebot an Hochzinsanleihen begünstigt worden: Die Emittenten von Hochzinsanleihen hätten angesichts der höheren Refinanzierungskosten auf genau diese verzichtet, wo sie nur gekonnt hätten.
Aber durch den Aufschub würden jetzt die Fälligkeiten näher rücken: Bei fast 10% der Hochzinsemittenten bestehe in den nächsten zwei Jahren ein Refinanzierungsrisiko. Dies werde wahrscheinlich die größte Refinanzierungsanstrengung für HY-Emittenten seit der "Great Financial Crisis".
5. Würden Haie in den Inflations-Gewässern lauern?
Die Inflation trete gewöhnlich in Wellen auf. Das liege vielleicht daran, dass sie dazu neige, Probleme zu verursachen, die Regierungen und Zentralbanken mit einer expansiven Politik zu lösen versuchen würden.
In den 70er Jahren habe es beispielsweise zwei große Inflationswellen gegeben, bevor es dem damaligen FED-Vorsitzenden Volker schließlich gelungen sei, den Inflationsgeist wieder in die Flasche zu zwingen. Da die Inflationsdynamik aktuell ähnlich aussehe wie in den 70er Jahren, bestehe die Gefahr, dass die Inflation ein Comeback feiern könnte. Für alle die sich noch nicht genug gruseln: Der Film "Der Weiße Hai" erschien übrigens 1975, so die Experten von M&G Investments.
6. Die realen Zinssätze seien wieder in einem geradezu beängstigenden Bereich
Das Gespenst der Rezession bringe sich in Position: Einer der wichtigsten Indikatoren sei der Realzins, den die Experten in ihrer Grafik als Zentralbankzins minus Kerninflation definiert hätten. In den USA sei ein Realzins von mehr als 3% traditionell ein Vorbote von Rezessionen.
Die realen Zinssätze seien in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen und würden sich nach der Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken nun deutlich im positiven Bereich befinden. Im Jahresvergleich würden sich die Realsätze jetzt der 2% Marke annähern. Betrachte man jedoch die jüngere Inflationsdynamik, so hätten die Realsätze gerade die 3%-Marke überschritten. (01.11.2023/alc/a/a)