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Rentenmärkte: Inflationsgeist muss zurück in die Flasche
09.11.23 12:21
Hamburg Commercial Bank
Hamburg (www.anleihencheck.de) - Die zehnjährigen Renditen in Deutschland und den USA sind in den letzten Tagen deutlich gefallen - T-Notes rentieren bei 4,56% und Bunds bei 2,63%, so Dr. Tariq Chaudhry, Analyst der Hamburg Commercial Bank.
Dieser Abwärtstrend scheine anzuhalten, auch bedingt durch geopolitischen Unsicherheiten. Trotz der getrübten konjunkturellen Lage in Deutschland seien die jüngsten Daten gemischt: Enttäuschende Einzelhandelsumsätze und Außenhandel, aber überraschend positive Auftragseingänge in der Industrie und der Sentix-Konjunkturindikator.
In den USA sei die wirtschaftliche Situation insgesamt entspannter im Vergleich zu Europa, jedoch würden sich Schwächen im Arbeitsmarkt und bei den Dienstleistungen zeigen. Der Kampf gegen die Inflation werde von der FED und der EZB als fortgeschritten angesehen, aber die Möglichkeit, die Zinsen zu erhöhen, um die Inflation auf 2% zu drücken, werde offen gehalten. Die Analysten würden bis zum Jahresende keine weiteren Zinserhöhungen von beiden Zentralbanken erwarten.
Die deutsche Wirtschaftslage zeige Licht und Schatten. Positives sei aus der Industrie gekommen, da die Auftragseingänge im September 2023 unerwartet um 0,2% im Vergleich zum Vormonat gestiegen seien, nach einem nach unten revidierten Anstieg von 1,9% im August. Dies habe die Prognosen eines 1%-igen Rückgangs übertroffen. Ebenso erfreulich sei der Sentix Konjunkturbarometer gewesen, der im November überraschend um 3,4 Punkte auf minus 18,6 gestiegen sei, den höchsten Stand seit Juni. Analysten hätten einen Rückgang auf minus 22,2 erwartet. Dennoch sollte man nicht voreilig optimistisch sein, da die Erwartungswerte sich noch verbessern müssten, so Sentix.
Dagegen hätten die Einzelhandelsumsätze, die im September 2023 um 4,3% im Vergleich zum Vorjahr gesunken seien, stärker als die erwarteten 4% enttäuscht. Auch die deutschen Exportzahlen seien enttäuschend ausgefallen. Sie seien im September unerwartet um 2,4% gegenüber dem Vormonat gesunken, während Analysten lediglich einen Rückgang von 1,1% erwartet hätten.
In den aktuellen US-Daten würden sich Anzeichen von wirtschaftlicher Schwäche zeigen. Dies werde besonders deutlich am Arbeitsmarkt, wo im Oktober nur 150.000 neue Stellen geschaffen worden seien, was weniger sei als die erwarteten 180.000. Zudem seien die Beschäftigungszahlen in den beiden Vormonaten um insgesamt 101.000 Stellen nach unten korrigiert worden.
Dazu habe auch der gesunkene Einkaufsmanagerindex ISM im Dienstleistungssektor gepasst. Dieser sei von 53,6 auf 51,8 Punkte gefallen, was einen Rückgang um 1,8 Punkte gegenüber dem Vormonat bedeute. Die durchschnittliche Erwartung der Analysten habe bei 53,0 Punkten gelegen. Die befragten US-Dienstleistungsunternehmen seien insbesondere besorgt über die Inflation, die Zinsen und die geopolitischen Risiken.
Die Zentralbanken hätten zwar erhebliche Fortschritte im Kampf gegen die Inflation gemacht, doch sie würden noch zögern, den endgültigen Sieg über die Inflation zu erklären und weitere Zinsanhebungen abzulehnen. Neel Kashkari, Präsident der Minneapolis FED, betone: "Wir müssen die Daten abwarten, um sicherzustellen, dass der Inflationsdruck nachhaltig nachgelassen hat."
Isabel Schnabel, Mitglied des EZB-Direktoriums, mahne zur Vorsicht und weise darauf hin, dass es ein Jahr gedauert habe, die Inflation von 10,6% auf 2,9% im Oktober zu senken, aber es voraussichtlich doppelt so lange dauern werde, um von hier aus wieder auf 2% zu kommen. Trotz dieser vorsichtigen Haltung würden die Analysten keine weiteren Zinserhöhungen in den USA und Europa in diesem Jahr erwarten, auch wenn sich einige Notenbankmitglieder etwas aggressiver geäußert hätten.
Datenseitig schaue man zunächst auf die USA, wo eine Reihe von wichtigen Daten anstehe. Die Inflationsrate für den Oktober stehe an (14.11.). Nach 3,7% in September würden die Analysten davon ausgehen, dass diese weiterhin konstant bleiben dürfte. Die Einzelhandelsumsätze (15.11.) würden sich, angesichts gestiegener Zinsen und weiterhin hoher Inflation, wahrscheinlich weiter abschwächen. Außerdem stünden Zahlen zur US-Industrieproduktion (16.11.) an, diese mache eine Rezession durch. Diese dürfte sich im Oktober fortführen, da auch in China und Europa kaum Signale der Entspannung zu vernehmen seien.
In der Eurozone schaue man ganz besonders auf die Industrieproduktionszahlen (15.11.) für den September, denn in Europa scheine die Krise durch den Nachwirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs weiterhin spürbar. Im polarisierten US-Kongress müssten Republikaner und Demokraten bis zum 17. November eine Finanzierungslösung für Bundesbehörden finden. Die fragile Mehrheitsverhältnisse und Uneinigkeit in der republikanischen Partei würden einen Last-Minute-Deal unsicher machen. In San Francisco finde der Apec-Gipfel statt, mit der Erwartung eines bilateralen Gesprächs zwischen den Präsidenten Xi Jinping und Joe Biden, um die gespannten Beziehungen zwischen den USA und China zu entspannen. Am 11. November werde der Veterans Day gefeiert. (09.11.2023/alc/a/a)
Dieser Abwärtstrend scheine anzuhalten, auch bedingt durch geopolitischen Unsicherheiten. Trotz der getrübten konjunkturellen Lage in Deutschland seien die jüngsten Daten gemischt: Enttäuschende Einzelhandelsumsätze und Außenhandel, aber überraschend positive Auftragseingänge in der Industrie und der Sentix-Konjunkturindikator.
In den USA sei die wirtschaftliche Situation insgesamt entspannter im Vergleich zu Europa, jedoch würden sich Schwächen im Arbeitsmarkt und bei den Dienstleistungen zeigen. Der Kampf gegen die Inflation werde von der FED und der EZB als fortgeschritten angesehen, aber die Möglichkeit, die Zinsen zu erhöhen, um die Inflation auf 2% zu drücken, werde offen gehalten. Die Analysten würden bis zum Jahresende keine weiteren Zinserhöhungen von beiden Zentralbanken erwarten.
Die deutsche Wirtschaftslage zeige Licht und Schatten. Positives sei aus der Industrie gekommen, da die Auftragseingänge im September 2023 unerwartet um 0,2% im Vergleich zum Vormonat gestiegen seien, nach einem nach unten revidierten Anstieg von 1,9% im August. Dies habe die Prognosen eines 1%-igen Rückgangs übertroffen. Ebenso erfreulich sei der Sentix Konjunkturbarometer gewesen, der im November überraschend um 3,4 Punkte auf minus 18,6 gestiegen sei, den höchsten Stand seit Juni. Analysten hätten einen Rückgang auf minus 22,2 erwartet. Dennoch sollte man nicht voreilig optimistisch sein, da die Erwartungswerte sich noch verbessern müssten, so Sentix.
Dagegen hätten die Einzelhandelsumsätze, die im September 2023 um 4,3% im Vergleich zum Vorjahr gesunken seien, stärker als die erwarteten 4% enttäuscht. Auch die deutschen Exportzahlen seien enttäuschend ausgefallen. Sie seien im September unerwartet um 2,4% gegenüber dem Vormonat gesunken, während Analysten lediglich einen Rückgang von 1,1% erwartet hätten.
Dazu habe auch der gesunkene Einkaufsmanagerindex ISM im Dienstleistungssektor gepasst. Dieser sei von 53,6 auf 51,8 Punkte gefallen, was einen Rückgang um 1,8 Punkte gegenüber dem Vormonat bedeute. Die durchschnittliche Erwartung der Analysten habe bei 53,0 Punkten gelegen. Die befragten US-Dienstleistungsunternehmen seien insbesondere besorgt über die Inflation, die Zinsen und die geopolitischen Risiken.
Die Zentralbanken hätten zwar erhebliche Fortschritte im Kampf gegen die Inflation gemacht, doch sie würden noch zögern, den endgültigen Sieg über die Inflation zu erklären und weitere Zinsanhebungen abzulehnen. Neel Kashkari, Präsident der Minneapolis FED, betone: "Wir müssen die Daten abwarten, um sicherzustellen, dass der Inflationsdruck nachhaltig nachgelassen hat."
Isabel Schnabel, Mitglied des EZB-Direktoriums, mahne zur Vorsicht und weise darauf hin, dass es ein Jahr gedauert habe, die Inflation von 10,6% auf 2,9% im Oktober zu senken, aber es voraussichtlich doppelt so lange dauern werde, um von hier aus wieder auf 2% zu kommen. Trotz dieser vorsichtigen Haltung würden die Analysten keine weiteren Zinserhöhungen in den USA und Europa in diesem Jahr erwarten, auch wenn sich einige Notenbankmitglieder etwas aggressiver geäußert hätten.
Datenseitig schaue man zunächst auf die USA, wo eine Reihe von wichtigen Daten anstehe. Die Inflationsrate für den Oktober stehe an (14.11.). Nach 3,7% in September würden die Analysten davon ausgehen, dass diese weiterhin konstant bleiben dürfte. Die Einzelhandelsumsätze (15.11.) würden sich, angesichts gestiegener Zinsen und weiterhin hoher Inflation, wahrscheinlich weiter abschwächen. Außerdem stünden Zahlen zur US-Industrieproduktion (16.11.) an, diese mache eine Rezession durch. Diese dürfte sich im Oktober fortführen, da auch in China und Europa kaum Signale der Entspannung zu vernehmen seien.
In der Eurozone schaue man ganz besonders auf die Industrieproduktionszahlen (15.11.) für den September, denn in Europa scheine die Krise durch den Nachwirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs weiterhin spürbar. Im polarisierten US-Kongress müssten Republikaner und Demokraten bis zum 17. November eine Finanzierungslösung für Bundesbehörden finden. Die fragile Mehrheitsverhältnisse und Uneinigkeit in der republikanischen Partei würden einen Last-Minute-Deal unsicher machen. In San Francisco finde der Apec-Gipfel statt, mit der Erwartung eines bilateralen Gesprächs zwischen den Präsidenten Xi Jinping und Joe Biden, um die gespannten Beziehungen zwischen den USA und China zu entspannen. Am 11. November werde der Veterans Day gefeiert. (09.11.2023/alc/a/a)
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Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
3,20 % | 3,80 % | -0,60 % | -15,79% | 28.11./22:00 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
8,80 % | 3,20 % |