Erweiterte Funktionen
Rentenmärkte: Angst vor Ausweitung des Nahostkonflikts bleibt bestehen
03.11.23 10:33
Hamburg Commercial Bank
Hamburg (www.anleihencheck.de) - Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in den USA und Deutschland sind nach den vorherigen Rekordhochs in den letzten Wochen nun auf dem Rückzug, so Dr. Tariq Chaudhry, Analyst der Hamburg Commercial Bank.
Die Rendite der T-Notes liege derzeit bei 4,72%, während die Bunds bei 2,71% notieren würden. Trotz einiger solider Wirtschaftsdaten in den USA, darunter das BIP-Wachstum und persönliche Konsumausgaben, würden nun vermehrt Anzeichen auf eine wirtschaftliche Schwäche hindeuten. Anleger würden sich insbesondere Sorgen über das schwindende Konsumentenvertrauen und die rückläufige Industrieproduktion machen. Zusätzlich würden Ängste vor einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten bestehen bleiben.
In Europa bleibe die wirtschaftliche Lage angespannt. Obwohl die Inflation in der gesamten Eurozone im Oktober kräftig gesunken sei, sei das BIP-Wachstum im dritten Quartal enttäuschend verlaufen. Die Zentralbanken, insbesondere die Federal Reserve, seien besorgt über die geopolitische Situation im Nahen Osten. Daher sei die Entscheidung, den Leitzins auf dem Oktober-Treffen unverändert zu lassen, erwartet worden.
Die US-Wirtschaft habe im dritten Quartal das stärkste Wachstum seit zwei Jahren verzeichnet, mit einem Jahresvergleich von 4,9%, fast doppelt so schnell wie im Vorquartal (annualisiert). Den größten Anteil am Wachstum hätten dabei die persönlichen Konsumausgaben gehabt. Entsprechend weniger überraschend seien die persönlichen Konsumausgaben auf monatlicher Basis mehr als erwartet gewachsen. Ausgaben seien um 0,7% im September folgend auf einen August-Wert von 0,4% gewachsen. Die Konsensschätzung für den September habe hingegen bei einem Plus von 0,5% gelegen.
Trotz dieser positiven Wirtschaftsdaten würden die hohen Zinsen in den USA nun offenbar beginnen, Auswirkungen zu zeigen. Laut der Harris-Umfrage im Auftrag von Bloomberg News würden sich mehr Amerikaner aus der Mittelschicht Sorgen über den Zustand der Wirtschaft als noch vor einem Jahr machen. In der Umfrage hätten 57% der Befragten aus der Mittelschicht angegeben, dass die höheren Kreditkosten sich negativ auf ihre Haushaltsfinanzen auswirken würden. Besonders besorgniserregend seien die Zahlen des ISM-Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, der im Oktober 2023 auf 46,7 gesunken sei, im Vergleich zu einem Zehn-Monats-Hoch von 49 im Vormonat und weit unter den Erwartungen von 49.
Die Angst vor einer Ausweitung des Nahostkonflikts bleibe bestehen. Obwohl diplomatische Bemühungen in den letzten Wochen dazu beigetragen hätten, die Spannungen zu reduzieren, seien kleinere Zusammenstöße zwischen der US-Armee und iranischen Milizen in Syrien sowie wiederholte Gefechte zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Miliz Hizbollah Anzeichen dafür, dass die Gefahr eines größeren Konflikts im Nahen Osten nach wie vor akut sei.
Die israelische Armee habe ihre Bodenoffensive im Gazastreifen in Reaktion auf einen Terrorangriff der Hamas Anfang Oktober intensiviert. US-Außenminister Antony Blinken werde am kommenden Freitag erneut in den Nahen Osten reisen, um Gespräche zu führen und auf wichtige Akteure in der Region einzuwirken, um eine mögliche Eskalation angesichts steigender palästinensischer Opfer im Gazastreifen zu verhindern.
In Europa setze sich der Rückgang der Inflation im Oktober fort. Die Verbraucherpreise seien nur noch um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, während Analysten im Durchschnitt eine Rate von 3,1 Prozent erwartet hätten. Dies sei die niedrigste Inflationsrate seit Juli 2021. Der wichtigste Treiber dieses Rückgangs sei ein Basiseffekt bei den Energiepreisen gewesen. Allerdings habe es enttäuschende Nachrichten zum BIP-Wachstum im dritten Quartal gegeben. In der Eurozone habe es eine unerwartete Schrumpfung der Wirtschaftsleistung gegeben. Nach einer ersten Schätzung sei das BIP im dritten Quartal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken, während Analysten durchschnittlich eine Stagnation erwartet hätten.
Die Federal Reserve in Washington habe erwartungsgemäß beschlossen, die Zinsen in einer Spanne von 5,25% bis 5,5% zu belassen und keine weiteren Zinserhöhungen vorzunehmen. FED-Vorsitzender Jerome Powell habe signalisiert, dass die FED-Führung lieber abwarten möchte, um die Auswirkungen früherer Zinserhöhungen auf die Wirtschaft zu bewerten, da sie sich dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähere.
Ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) möchte auch die FED die Tür für weitere Zinserhöhungen offenhalten. Jerome Powell habe das weitere Vorgehen der FED wie folgt formuliert: "Angesichts der Unwägbarkeiten und Risiken und des bereits erreichten Standes geht der Ausschuss vorsichtig vor. Wir werden unsere Entscheidungen weiterhin Sitzung für Sitzung auf der Grundlage der Gesamtheit der eingehenden Daten treffen." Sofern sich der Konflikt nicht weiter verschärfe, würden die Analysten davon ausgehen, dass sowohl in Washington als auch in Frankfurt der Höhepunkt der Zinserhöhungen bereits erreicht worden sei und in diesem Jahr keine weiteren Anhebungen erfolgen würden.
Datenseitig schaue man in den USA auf die sog. "Payrolls" (3.11.) für den Oktober, die Einblicke in die Stärke des Arbeitsmarktes geben würden. Im letzten Monat seien sie mit 336.000 außergewöhnlich hoch gewesen. Zum Beginn des vierten Quartals werde dieser Trend voraussichtlich nachlassen, da die Konsensschätzung lediglich von 180.000 neuen Arbeitsplätzen ausgehe.
In der Eurozone erwarte uns eine Reihe von HCOB PMIs (6.11.) für den Dienstleistungssektor im Oktober. Diese würden Aufschluss darüber geben, ob die Rezession in der Eurozone weiterhin anhalte. Die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion (7.11.) für den September stünden ebenfalls an. Angesichts der jüngsten schwachen PMI-Daten und der schrumpfenden Industrieproduktion in den USA und China (laut der jeweiligen Einkaufsmanagerindices) sei wahrscheinlich keine Aufwärtsbewegung zu erwarten. (Ausgabe vom 02.11.2023) (03.11.2023/alc/a/a)
Die Rendite der T-Notes liege derzeit bei 4,72%, während die Bunds bei 2,71% notieren würden. Trotz einiger solider Wirtschaftsdaten in den USA, darunter das BIP-Wachstum und persönliche Konsumausgaben, würden nun vermehrt Anzeichen auf eine wirtschaftliche Schwäche hindeuten. Anleger würden sich insbesondere Sorgen über das schwindende Konsumentenvertrauen und die rückläufige Industrieproduktion machen. Zusätzlich würden Ängste vor einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten bestehen bleiben.
In Europa bleibe die wirtschaftliche Lage angespannt. Obwohl die Inflation in der gesamten Eurozone im Oktober kräftig gesunken sei, sei das BIP-Wachstum im dritten Quartal enttäuschend verlaufen. Die Zentralbanken, insbesondere die Federal Reserve, seien besorgt über die geopolitische Situation im Nahen Osten. Daher sei die Entscheidung, den Leitzins auf dem Oktober-Treffen unverändert zu lassen, erwartet worden.
Die US-Wirtschaft habe im dritten Quartal das stärkste Wachstum seit zwei Jahren verzeichnet, mit einem Jahresvergleich von 4,9%, fast doppelt so schnell wie im Vorquartal (annualisiert). Den größten Anteil am Wachstum hätten dabei die persönlichen Konsumausgaben gehabt. Entsprechend weniger überraschend seien die persönlichen Konsumausgaben auf monatlicher Basis mehr als erwartet gewachsen. Ausgaben seien um 0,7% im September folgend auf einen August-Wert von 0,4% gewachsen. Die Konsensschätzung für den September habe hingegen bei einem Plus von 0,5% gelegen.
Trotz dieser positiven Wirtschaftsdaten würden die hohen Zinsen in den USA nun offenbar beginnen, Auswirkungen zu zeigen. Laut der Harris-Umfrage im Auftrag von Bloomberg News würden sich mehr Amerikaner aus der Mittelschicht Sorgen über den Zustand der Wirtschaft als noch vor einem Jahr machen. In der Umfrage hätten 57% der Befragten aus der Mittelschicht angegeben, dass die höheren Kreditkosten sich negativ auf ihre Haushaltsfinanzen auswirken würden. Besonders besorgniserregend seien die Zahlen des ISM-Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, der im Oktober 2023 auf 46,7 gesunken sei, im Vergleich zu einem Zehn-Monats-Hoch von 49 im Vormonat und weit unter den Erwartungen von 49.
Die israelische Armee habe ihre Bodenoffensive im Gazastreifen in Reaktion auf einen Terrorangriff der Hamas Anfang Oktober intensiviert. US-Außenminister Antony Blinken werde am kommenden Freitag erneut in den Nahen Osten reisen, um Gespräche zu führen und auf wichtige Akteure in der Region einzuwirken, um eine mögliche Eskalation angesichts steigender palästinensischer Opfer im Gazastreifen zu verhindern.
In Europa setze sich der Rückgang der Inflation im Oktober fort. Die Verbraucherpreise seien nur noch um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, während Analysten im Durchschnitt eine Rate von 3,1 Prozent erwartet hätten. Dies sei die niedrigste Inflationsrate seit Juli 2021. Der wichtigste Treiber dieses Rückgangs sei ein Basiseffekt bei den Energiepreisen gewesen. Allerdings habe es enttäuschende Nachrichten zum BIP-Wachstum im dritten Quartal gegeben. In der Eurozone habe es eine unerwartete Schrumpfung der Wirtschaftsleistung gegeben. Nach einer ersten Schätzung sei das BIP im dritten Quartal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken, während Analysten durchschnittlich eine Stagnation erwartet hätten.
Die Federal Reserve in Washington habe erwartungsgemäß beschlossen, die Zinsen in einer Spanne von 5,25% bis 5,5% zu belassen und keine weiteren Zinserhöhungen vorzunehmen. FED-Vorsitzender Jerome Powell habe signalisiert, dass die FED-Führung lieber abwarten möchte, um die Auswirkungen früherer Zinserhöhungen auf die Wirtschaft zu bewerten, da sie sich dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähere.
Ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) möchte auch die FED die Tür für weitere Zinserhöhungen offenhalten. Jerome Powell habe das weitere Vorgehen der FED wie folgt formuliert: "Angesichts der Unwägbarkeiten und Risiken und des bereits erreichten Standes geht der Ausschuss vorsichtig vor. Wir werden unsere Entscheidungen weiterhin Sitzung für Sitzung auf der Grundlage der Gesamtheit der eingehenden Daten treffen." Sofern sich der Konflikt nicht weiter verschärfe, würden die Analysten davon ausgehen, dass sowohl in Washington als auch in Frankfurt der Höhepunkt der Zinserhöhungen bereits erreicht worden sei und in diesem Jahr keine weiteren Anhebungen erfolgen würden.
Datenseitig schaue man in den USA auf die sog. "Payrolls" (3.11.) für den Oktober, die Einblicke in die Stärke des Arbeitsmarktes geben würden. Im letzten Monat seien sie mit 336.000 außergewöhnlich hoch gewesen. Zum Beginn des vierten Quartals werde dieser Trend voraussichtlich nachlassen, da die Konsensschätzung lediglich von 180.000 neuen Arbeitsplätzen ausgehe.
In der Eurozone erwarte uns eine Reihe von HCOB PMIs (6.11.) für den Dienstleistungssektor im Oktober. Diese würden Aufschluss darüber geben, ob die Rezession in der Eurozone weiterhin anhalte. Die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion (7.11.) für den September stünden ebenfalls an. Angesichts der jüngsten schwachen PMI-Daten und der schrumpfenden Industrieproduktion in den USA und China (laut der jeweiligen Einkaufsmanagerindices) sei wahrscheinlich keine Aufwärtsbewegung zu erwarten. (Ausgabe vom 02.11.2023) (03.11.2023/alc/a/a)