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Renten: Erholung - Kurspotenzial inzwischen aber begrenzt
17.11.23 12:35
Helaba
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Der zyklische Höhepunkt der Renditen wurde im Oktober erreicht, so die Analysten der Helaba.
Der jüngste Renditerückgang sei auf eine Reihe positiver Faktoren zurückzuführen, die jedoch an Wirkung verlieren würden.
Der Sturm am Rentenmarkt sei zuletzt immer mehr abgeflaut. Nachdem die Marken von 5% bei zehnjährigen US-Treasuries und 3% bei Bunds im Oktober nicht überwunden worden seien, könnten die Anleger, vor allem aber Schuldner, im November wieder durchatmen. Deutlich sinkende Teuerungsraten dies- und jenseits des Atlantiks seien dabei die entscheidenden Einflüsse gewesen. In diesem Zuge hätten sich auch die Zinserwartungen bezüglich der Geldpolitik weiter zurückgebildet.
Bemerkenswert sei zudem der Rückgang der Inflationserwartungen im Euroraum. Im Zweimonatsvergleich sei es immerhin die stärkste Abwärtsbewegung seit Mitte 2022 gewesen. Dass in Ländern wie Belgien und der Niederlande bereits negative Inflationsraten veröffentlicht worden seien, scheine bei den Anlegern Eindruck zu machen. Aber vermutlich sei ein anderer Einfluss noch entscheidender gewesen: der jüngste Rückgang bei Rohöl. Der Preis für das Fass Öl der Sorte Brent sei erstmals seit Juli unter die Marke von 80 US-Dollar gerutscht. Offenbar werde das Risiko einer Eskalation in Nahost inzwischen geringer eingeschätzt als kurz nach dem Angriff auf Israel.
Die Analysten würden nun in die Zukunft blicken: Nach einem Anstieg des Bunds-Ertragsindex um rund 3% seit Anfang November sei das kurzfristige Potenzial bei Staatsanleihen inzwischen eher gering. Das Umfeld sehe zum Jahresende hin nicht mehr ganz so günstig aus, die Erfolge an der Inflationsfront würden bescheidener ausfallen. Habe die Rate bis Oktober noch von Basiseffekten profitiert, so würden im November und Dezember erstmals wieder sinkende Indexstände die Vergleichsbasis bilden. Positive Impulse seien allenfalls von Rückgängen in der Kernrate zu erwarten. Der Ölpreis dürfte tendenziell steigen.
Bessere Konjunkturdaten, z. B. ein steigender ifo-Geschäftsklimaindex, könnten dabei eine Rolle spielen. Die zuletzt aufkeimenden Zinssenkungsfantasien würden dadurch vermutlich eingedämmt. Insofern dürfte sich im EZB-Rat die Position der Tauben gegenüber den Falken bis Jahresende nicht verbessern. Zudem seien die Kapitalmarktzinsen etwas niedriger, was bereits entlastend wirke. Gleichzeitig seien die Spreads von Euro-Staatsanleihen und der Euro-Außenwert zuletzt gesunken.
Auch von der fiskalischen Seite sei kaum Rückenwind für Anleihen zu erwarten. Die Risikoaufschläge für zehnjährige US-Staatsanleihen am CDS-Markt hätten zuletzt ein neues Jahreshoch erreicht. Wegen der steigenden Staatsverschuldung habe Moodys den Ausblick für die USA von stabil auf negativ gesetzt. Damit drohe auch bei der letzten großen Ratingagentur der Verlust des AAA-Status.
Dagegen seien die Risikoaufschläge für Deutschland zuletzt wieder gesunken. Das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts könnte diese divergierende Entwicklung kurzfristig zwar noch verstärken. Die Entscheidung erhöhe aber die Wahrscheinlichkeit, dass die von vielen geforderte "dringend notwendige Reform der Schuldenbremse" vorangetrieben werde. Letztlich sei zu befürchten, dass sich durch solche "Reformen" und den immensen staatlichen Ausgabenbedarf der kommenden Jahre auch die Risikoprämie für Deutschland in Richtung eines höheren Niveaus bewegen werde. (17.11.2023/alc/a/a)
Der jüngste Renditerückgang sei auf eine Reihe positiver Faktoren zurückzuführen, die jedoch an Wirkung verlieren würden.
Der Sturm am Rentenmarkt sei zuletzt immer mehr abgeflaut. Nachdem die Marken von 5% bei zehnjährigen US-Treasuries und 3% bei Bunds im Oktober nicht überwunden worden seien, könnten die Anleger, vor allem aber Schuldner, im November wieder durchatmen. Deutlich sinkende Teuerungsraten dies- und jenseits des Atlantiks seien dabei die entscheidenden Einflüsse gewesen. In diesem Zuge hätten sich auch die Zinserwartungen bezüglich der Geldpolitik weiter zurückgebildet.
Die Analysten würden nun in die Zukunft blicken: Nach einem Anstieg des Bunds-Ertragsindex um rund 3% seit Anfang November sei das kurzfristige Potenzial bei Staatsanleihen inzwischen eher gering. Das Umfeld sehe zum Jahresende hin nicht mehr ganz so günstig aus, die Erfolge an der Inflationsfront würden bescheidener ausfallen. Habe die Rate bis Oktober noch von Basiseffekten profitiert, so würden im November und Dezember erstmals wieder sinkende Indexstände die Vergleichsbasis bilden. Positive Impulse seien allenfalls von Rückgängen in der Kernrate zu erwarten. Der Ölpreis dürfte tendenziell steigen.
Bessere Konjunkturdaten, z. B. ein steigender ifo-Geschäftsklimaindex, könnten dabei eine Rolle spielen. Die zuletzt aufkeimenden Zinssenkungsfantasien würden dadurch vermutlich eingedämmt. Insofern dürfte sich im EZB-Rat die Position der Tauben gegenüber den Falken bis Jahresende nicht verbessern. Zudem seien die Kapitalmarktzinsen etwas niedriger, was bereits entlastend wirke. Gleichzeitig seien die Spreads von Euro-Staatsanleihen und der Euro-Außenwert zuletzt gesunken.
Auch von der fiskalischen Seite sei kaum Rückenwind für Anleihen zu erwarten. Die Risikoaufschläge für zehnjährige US-Staatsanleihen am CDS-Markt hätten zuletzt ein neues Jahreshoch erreicht. Wegen der steigenden Staatsverschuldung habe Moodys den Ausblick für die USA von stabil auf negativ gesetzt. Damit drohe auch bei der letzten großen Ratingagentur der Verlust des AAA-Status.
Dagegen seien die Risikoaufschläge für Deutschland zuletzt wieder gesunken. Das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts könnte diese divergierende Entwicklung kurzfristig zwar noch verstärken. Die Entscheidung erhöhe aber die Wahrscheinlichkeit, dass die von vielen geforderte "dringend notwendige Reform der Schuldenbremse" vorangetrieben werde. Letztlich sei zu befürchten, dass sich durch solche "Reformen" und den immensen staatlichen Ausgabenbedarf der kommenden Jahre auch die Risikoprämie für Deutschland in Richtung eines höheren Niveaus bewegen werde. (17.11.2023/alc/a/a)