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Renditen an den Rentenmärkten weiter unzureichend
18.05.23 08:50
fairesearch
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die erste Hälfte des Jahres 2023 geht jetzt schnell zu Ende, und obwohl die Zentralbanken, FED und EZB, ihre Leitzinsen in dieser Zeit mehrmals erhöht haben, hat sich an dem Grundproblem der Rentenmärkte noch nichts geändert, so Dr. Eberhardt Unger von "fairesearch".
Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen würden in realer Rechnung, nach Abzug der Teuerungsrate, keine oder sogar eine negative Verzinsung aufweisen. Dabei sei die Inflationsrate in der Eurozone und den USA bereits leicht gesunken. Sparen lohne sich nicht!
Nach Eurostat sei die Inflationsrate in der Eurozone im April auf 7,0% gegenüber dem Vorjahr von 10,1% im November gesunken. Für Deutschland werde sie im April auf 7,6% geschätzt. Der Kassazins auf Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit habe sich auf zuletzt 3,12% erhöht. Damit ergebe sich eine negative Differenz von fast 4%.
In den USA sei die Teuerungsrate im April auf 5,0% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dennoch würden die 10-jährigen Treasuries bei 3,4% rentieren, womit sich eine Realverzinsung von -1,6% ergebe. Auch hier stelle sich die Frage, warum die Bond Märkte nicht von ganz allein auf zumindest einen Ausgleich drängen würden.
Liege das möglicherweise an den Zentralbanken? Sie hätten doch längst von ihrer ultra-expansiven Geldpolitik Abstand genommen und zurückkehren wollen zu einer neutralen Geldpolitik, die weder expansiv noch restriktiv wirke.
Hier würden sich die Fehler der Vergangenheit zeigen. Sie seien ausnahmslos viel zu lange und zu sehr expansiv in dem Bemühen gewesen, der Konjunktur wieder neue Impulse zu geben. Die Leitzinsen seien viel zu stark gesenkt gewesen, um längerfristig keine neuen Inflationsgefahren herauf zu beschwören. Und mit ihren Aufkäufen von im Markt befindlichen Anleihen hätten sie die Geldmenge in zu starkem Maße ausgedehnt. Diese sei auch jetzt noch immer im Markt sehr reichlich, was einer "Normalisierung" der Zinsstrukturkurve entgegenstehe.
St. Louis FED President Jim Bullard habe die letzte Zinserhöhung Anfang Mai "als einen guten nächsten Schritt" hin zu einer Normalisierung bezeichnet. Die FED Funds Rate liege gegenwärtig bei 5,0% bis 5,25%. Ein nächster Schritt könnte gegen Ende des Jahres erfolgen.
Eine weitere Quelle der Verzerrung der Zinsstrukturkurve liege in der Fiskalpolitik. Bei der Neuverschuldung der Staatshaushalte würden sich die Regierungen unsensibel zeigen. Es sei viel leichter, im Parlament die Auflegung einer neuen Staatsanleihe selbst mit ungünstigeren Konditionen durchzusetzen als Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen. Auf diese Weise werde der Schuldendienst (Soll-Zinsen + Tilgungen) immer teurer. In der Eurozone (EA 19) liege die Schuldenquote Ende 2022 bei durchschnittlich 91,6%, in Deutschland bei 66,3% des BIP.
In den USA sei die öffentliche Verschuldung sogar auf über USD 31 Billionen (1 Billion = 10 12) gestiegen, wodurch sich eine Schuldenquote von 120% ergebe. Eine Konsolidierung sei angesichts der neuen Haushaltspläne nicht zu erwarten. Beide Räume seien damit auf Finanzierungshilfe durch ihre Notenbank angewiesen.
Solange die Rentenmärkte den Sparern keine attraktiven Konditionen bieten würden, wie eine ansprechende Realverzinsung, so lange würden sie als Neuanlagen gemieden. (Ausgabe vom 17.05.2023) (18.05.2023/alc/a/a)
Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen würden in realer Rechnung, nach Abzug der Teuerungsrate, keine oder sogar eine negative Verzinsung aufweisen. Dabei sei die Inflationsrate in der Eurozone und den USA bereits leicht gesunken. Sparen lohne sich nicht!
Nach Eurostat sei die Inflationsrate in der Eurozone im April auf 7,0% gegenüber dem Vorjahr von 10,1% im November gesunken. Für Deutschland werde sie im April auf 7,6% geschätzt. Der Kassazins auf Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit habe sich auf zuletzt 3,12% erhöht. Damit ergebe sich eine negative Differenz von fast 4%.
In den USA sei die Teuerungsrate im April auf 5,0% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dennoch würden die 10-jährigen Treasuries bei 3,4% rentieren, womit sich eine Realverzinsung von -1,6% ergebe. Auch hier stelle sich die Frage, warum die Bond Märkte nicht von ganz allein auf zumindest einen Ausgleich drängen würden.
Hier würden sich die Fehler der Vergangenheit zeigen. Sie seien ausnahmslos viel zu lange und zu sehr expansiv in dem Bemühen gewesen, der Konjunktur wieder neue Impulse zu geben. Die Leitzinsen seien viel zu stark gesenkt gewesen, um längerfristig keine neuen Inflationsgefahren herauf zu beschwören. Und mit ihren Aufkäufen von im Markt befindlichen Anleihen hätten sie die Geldmenge in zu starkem Maße ausgedehnt. Diese sei auch jetzt noch immer im Markt sehr reichlich, was einer "Normalisierung" der Zinsstrukturkurve entgegenstehe.
St. Louis FED President Jim Bullard habe die letzte Zinserhöhung Anfang Mai "als einen guten nächsten Schritt" hin zu einer Normalisierung bezeichnet. Die FED Funds Rate liege gegenwärtig bei 5,0% bis 5,25%. Ein nächster Schritt könnte gegen Ende des Jahres erfolgen.
Eine weitere Quelle der Verzerrung der Zinsstrukturkurve liege in der Fiskalpolitik. Bei der Neuverschuldung der Staatshaushalte würden sich die Regierungen unsensibel zeigen. Es sei viel leichter, im Parlament die Auflegung einer neuen Staatsanleihe selbst mit ungünstigeren Konditionen durchzusetzen als Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen. Auf diese Weise werde der Schuldendienst (Soll-Zinsen + Tilgungen) immer teurer. In der Eurozone (EA 19) liege die Schuldenquote Ende 2022 bei durchschnittlich 91,6%, in Deutschland bei 66,3% des BIP.
In den USA sei die öffentliche Verschuldung sogar auf über USD 31 Billionen (1 Billion = 10 12) gestiegen, wodurch sich eine Schuldenquote von 120% ergebe. Eine Konsolidierung sei angesichts der neuen Haushaltspläne nicht zu erwarten. Beide Räume seien damit auf Finanzierungshilfe durch ihre Notenbank angewiesen.
Solange die Rentenmärkte den Sparern keine attraktiven Konditionen bieten würden, wie eine ansprechende Realverzinsung, so lange würden sie als Neuanlagen gemieden. (Ausgabe vom 17.05.2023) (18.05.2023/alc/a/a)