Erweiterte Funktionen

Nahost-Konflikt bringt auch Kapitalmärkte unter Druck


07.11.23 12:32
Bankhaus Carl Spängler & Co

Salzburg (www.anleihencheck.de) - Die Entwicklungen im Nahen Osten nach dem Angriff der Hamas auf Israel haben nach einer kurzen Phase der Analyse auch die Kapitalmärkte unter Druck gebracht, so Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Bankhaus Spängler, in seinem aktuellen Kapitalmarktupdate.

"Auffallend ist, dass US-Aktien stärker nachgegeben haben als europäische Werte. Dies hängt unter anderem auch damit zusammen, dass diese - vor allem im Segment der Technologieunternehmen - deutlich stärker gestiegen waren als ihre europäischen Pendants", erörtere Markus Dürnberger.

Blicke man auf die Kursentwicklung seit Jahresbeginn, hätten US-Aktien nach wie vor die Nase vorn, auch wenn sie zuletzt stärker gelitten hätten. Sie würden noch von der KI-Rally profitieren, die im Mai eingesetzt habe, und vor allem große Technologieunternehmen monatelang getragen habe. Europäische Aktien hätten ihre zwischenzeitlichen Gewinne hingegen fast komplett wieder abgegeben. Die jüngste Erholung der chinesischen Aktien relativiere sich vor dem Hintergrund der zuvor aufgelaufenen hohen Verluste. Bislang habe China die hoch gesteckten Erwartungen nach dem Ende der Corona-Restriktionen noch nicht erfüllt. "Noch halten wir die Lage insgesamt für zu unklar, um schon jetzt wieder die Aktienquote zu erhöhen", so Dürnberger.

Turbulent verlaufe die Situation auch an den Anleihemärkten. "Hier war Sicherheit nur kurz nach dem Ausbruch des Nahost-Konflikts gefragt", erkläre Dürnberger. Zehnjährige Staatsanleihen hätten auf beiden Seiten des Atlantiks zwar zunächst zugelegt, ihre Gewinne aber auch schnell wieder abgegeben. Erst seit einigen Tagen würden die Anleihekurse wieder etwas anziehen. Seit Jahresbeginn würden zehnjährige Staatsanleihen Verluste verzeichnen, insbesondere in den USA. Dürnberger in seinem Ausblick: "Die deutlich gestiegenen Zinsen haben ihnen schwer zu schaffen gemacht und es droht ein weiteres Verlustjahr."

Andere Asset-Klassen wie Rohöl und vor allem Gold könne man als Profiteure des Nahost-Konflikts bezeichnen. Die Ölpreise hätten angezogen, da befürchtet worden sei, dass sich der Konflikt auf die gesamte Region ausbreite. "Zwar sind die Ölpreise in den letzten Tagen wieder etwas gefallen. Solange kein Ende des Konflikts in Sicht ist, kann aber keine Entwarnung gegeben werden", so der Asset Manager. Gold sei als klassischer sicherer Hafen stark nachgefragt gewesen und habe nach dem Ausverkauf im September seit Konfliktbeginn um 150 US-Dollar bzw. über 8 Prozent zugelegt. Dürnberger: "Die Nachrichtenlage aus dem Nahen Osten sowie verstärkte Käufe von Zentralbanken dürften für Gold weiterhin bestimmend bleiben."

Was die Geldpolitik betreffe, scheine es so, als hätten sowohl die US-FED als auch die EZB ein vorläufiges Zinshoch erreicht. Die FED sehe sich offenbar auf Kurs, die Inflation in Richtung des 2-Prozent-Ziels zu drücken. "Allerdings ist die Wirtschaft in den USA zuletzt noch sehr stark gewachsen, sodass eine weitere Zinserhöhung im Dezember nicht ganz auszuschließen ist", so Dürnberger. Der Markt sehe das ähnlich. In Europa habe er bereits für die nächsten zwölf Monate drei Zinssenkungen der EZB eingepreist. "Diese Erwartung könnte aber zu aggressiv sein, da sich die Inflation vor allem wegen der stark steigenden Löhne hartnäckig zeigt und 2024 über dem 2-Prozent-Ziel der EZB liegen dürfte", warne der Experte.

Was bedeute das alles für Anleger:innen, wie sei das Spängler Asset Management aktuell positioniert? "Wir bleiben bei einer neutralen Aktienquote und gewichten Europa und die USA gleich. Daneben mischen wir den pazifischen Raum, China und Japan währungsgesichert bei", erkläre Dürnberger. "Im Anleihebereich liegt unser Schwerpunkt im Segment beste Bonität im mittleren Laufzeitenbereich. Dagegen haben wir bei Unternehmensanleihen und High Yield-Anleihen eine verkürzte Laufzeitenstruktur. Schwellenländer-Anleihen in Euro währungsgesichert bleiben vorsichtig beigemischt. (07.11.2023/alc/a/a)