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Korrelation zwischen Anleihen und Aktien wird weniger positiv


07.11.23 12:17
Swisscanto

Zürich (www.anleihencheck.de) - In der Eurozone beschleunigte sich der Abschwung zuletzt, so die Experten von Swisscanto.

So befinde sich die Wirtschaft gemäß den Einkaufsmanagerindices seit einigen Monaten auf Schrumpfkurs. Zu Beginn des 4. Quartals habe sich die Stimmung bei Firmen und Haushalten weiter eingetrübt. Darüber hinaus hätten die Geschäftsbanken ihre Kreditkonditionen zuletzt nochmals verschärft. In Kombination mit den stark gestiegenen Zinsen habe dies dazu geführt, dass die Nachfrage nach Firmenkrediten und Hypotheken noch stärker eingebrochen sei als in den anderen Industrieländern. In den nächsten Monaten sei deshalb noch nicht mit einer Erholung zu rechnen.

Bessere Nachrichten seien in den vergangenen Wochen dagegen aus China gekommen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sei im 3. Quartal mit 1,3% überraschend kräftig gewachsen. So seien einerseits die Haushalte wieder konsumfreudiger geworden. Andererseits seien aber auch die Lokalregierungen mit ihren vorgezogenen Infrastrukturinvestitionen dafür verantwortlich gewesen. Im Oktober habe die Zentralregierung zudem das diesjährige Budget erhöht, weshalb auch das Schlussquartal solide ausfallen sollte. Die Experten hätten ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deshalb von 5,1% auf 5,6% erhöht. Die Immobilienkrise schwele im Hintergrund indessen weiter, weshalb die Prognose für 2024 nur leicht von 4,7% auf 4,9% angehoben worden sei.

In den USA habe sich die Serie an positiven Konjunkturnachrichten weiter fortgesetzt. Die Wirtschaft habe im 3. Quartal dank eines starken Privatkonsums und hoher Staatsausgaben sogar das höchste Wachstum seit fast zwei Jahren verzeichnet. Die größte Volkswirtschaft der Welt zeige sich damit weiter von ihrer resilienten Seite. Die Zinserhöhungen scheinen entgegen den Erfahrungen aus der Vergangenheit und den Entwicklungen in den anderen Industrieländern weitgehend an Unternehmen und Haushalten abzuprallen, so die Experten von Swisscanto.

Die Experten würden in den USA jedoch unverändert eine milde Rezession erwarten, weil die US-Konsumenten immer stärker unter Druck geraten würden. So hätten die verfügbaren Haushaltseinkommen zuletzt abgenommen. Gleichzeitig seien die Überschussersparnisse aus der Pandemie nun aufgebraucht und die hohen Zinsen würden die Haushaltsbudgets immer stärker belasten. Außerdem kühle sich auch die Lage am Arbeitsmarkt kontinuierlich ab. Die Zahl der Personen, die Arbeitslosengelder beziehen würden, nehme mittlerweile wie in den meisten anderen Ländern zu.

Hochzinsphasen mit stärkeren Wachstums- und Inflationsschwankungen seien ein Markenzeichen für eine Phase mit einer persistent positiven Korrelation zwischen Aktien und Anleihen. Im aktuellen Umfeld würden die Experten aufgrund der Konjunkturabkühlung und des damit verbundenen graduellen Inflationsrückgangs zwar keine weiteren Zinserhöhungen erwarten. Da aber in der entwickelten Welt in der aggregierten Betrachtung immer noch Vollbeschäftigung herrsche und die Nachfrage noch nicht substanziell nachgelassen habe, bleibe die Inflation erhöht und schwankungsanfällig. Die positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen werde daher nur langsam abnehmen. In dieser Phase würden Anleihen besser performen als Aktien. Um den Einstieg nicht ganz zu verpassen, sollten Anleger die Rücksetzer am Aktienmarkt für den langsamen Aufbau der Aktienpositionen nutzen.

Die aktuelle Kombination aus restriktiver globaler Geldpolitik, schleppendem globalen Wachstum und restriktiveren Kreditvergabestandards der Banken in den USA und Europa sei in der Regel nicht förderlich für einen nachhaltigen Erfolgsvorteil von Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen. Die Renditeaufschläge (Spreads) von Unternehmensanleihen in den USA und Europa hätten sich jüngst weniger an der konjunkturellen Entwicklung orientiert. Stattdessen seien die Spreads dem Auf und Ab der allgemeinen Volatilität am Anleihenmarkt gefolgt. Die Experten würden davon ausgehen, dass sich die Wertentwicklung von Unternehmensanleihen wieder stärker auf die Kreditfundamentaldaten stützen werde, die sich mit Herabstufungen von Ratings und steigenden Ausfallraten nicht verbessern würden.

Für Staatsanleihen aus Schwellenländern bleibe das Umfeld ebenfalls herausfordernd. Die globale Konjunkturabschwächung, eine länger andauernde straffe Geldpolitik und ein fester US-Dollar würden einen Gegenwind darstellen. Die Kreditratings der Schwellenländer würden im Vergleich zu den Industrieländern deutlich tiefer notieren. Die Experten würden insgesamt von einer Ausweitung der Renditeaufschläge ausgehen. Im High-Yield-Segment seien die Spreads bereits gestiegen. Bei den Investment-Grade-Anleihen würden sich die Spreads insgesamt noch auf äußerst tiefem Niveau bewegen. Die Experten würden ein attraktiveres Ertrags-Risiko-Verhältnis bei Staatsanleihen aus Industrieländern sehen.

Wie von den Experten erwartet habe sich die Bewertung der sieben größten Aktiengesellschaften in den USA gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in den vergangenen Wochen deutlich reduziert. Allerdings sei diese Reduzierung nicht nur auf Kurskorrekturen zurückzuführen gewesen, sondern auch auf relativ stabile Gewinnausweise. Wir halten die KGV-Einengung relativ zum Gesamtmarkt vorerst für abgeschlossen, weil die Mega Caps über ein vergleichsweise stabiles Geschäftsmodell verfügen, das sie in der von uns erwarteten milden US-Rezession widerstandsfähiger machen sollte als die übrigen Unternehmen des Indexes, so die Experten von Swisscanto.

In Großbritannien, Australien und Kanada spiele die Entwicklung der Rohstoffpreise eine gewichtige Rolle für die Indexgewinne. Alle drei hätten im Zuge der steigenden Rohstoffpreise 2022 einen extremen Gewinnzuwachs verzeichnet. Die anschließenden Preisrückgänge hätten den Kater ausgelöst, der auch mitverantwortlich für die Schwäche dieser Aktienmärkte gewesen sei. Mit den nun wieder stabileren Rohstoffpreisen sollte der Gewinnpessimismus langsam auslaufen. Bei den drei Märkten würden die Experten nach wie vor das größte Potenzial in Großbritannien sehen, weil dort die defensiven Sektoren Gesundheit und nichtzyklischer Konsum überproportional vertreten seien. Aber auch Kanada rücke wieder stärker in den Fokus. Anders als in Australien würden die Experten dort keine Rezession erwarten und die Bewertung des Marktes sei deutlich gesunken.

Die chinesische Regierung versuche seit einigen Monaten sowohl die strukturellen Schwächen im Immobiliensektor anzugehen als auch die Attraktivität des Aktienmarkts wieder zu erhöhen. Bislang habe es sich dabei allerdings um Maßnahmen gehandelt, die am Finanzmarkt in China weitgehend verpufft seien. Gegen Ende des Monats habe die Regierung dann doch noch ein großes schuldenfinanziertes Fiskalpaket aufgelegt. Die Experten hätten daraufhin ihre Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt angehoben und in den kommenden Wochen könnte etwas Erleichterung bei Aktionären spürbar sein. Da das Fiskalpaket nach Erachten der Experten aber nicht dazu geeignet sei, die strukturellen Probleme des Landes zu lösen, würden sie davon ausgehen, dass der positive Stimmungseffekt verpuffen werde. Die Experten würden deshalb nach wie vor mehr Potenzial in anderen Schwellenländern sehen. (07.11.2023/alc/a/a)