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J.P. Morgan erwartet wieder fallende Zinsen im September


19.05.23 12:45
Der Aktionär

Kulmbach (www.anleihencheck.de) - Die stark steigenden Zinsen waren ein großer Belastungsfaktor für Aktien und Edelmetalle im vergangenen Jahr. Doch jetzt, da das Ende des Zinsanhebungszyklus nahen dürfte, atmen die Märkte wieder durch, so Markus Bußler von "Der Aktionär".

J.P. Morgan Asset Management sehe sogar schon wieder fallende Zinsen im September des laufenden Jahres.

Die Kluft zwischen den Zinssenkungserwartungen des Marktes und den aggressiven Äußerungen der FED werde immer größer. Und das verwirre viele Anleger. "Der Markt rechnet zu Recht mit Zinssenkungen", zitiere Bloomberg den Portfoliomanager von J.P. Morgan Asset Management, Seamus Mac Gorain. "Die Inflation ist zu hoch, und es wird eine Rezession brauchen, um sie wieder zu senken."

Hinzu komme, dass die Turbulenzen im US-Bankenwesen eine Rezession nur noch wahrscheinlicher machen würden. Die Notwendigkeit einer Zinssenkung könnte schon im September eintreten, habe er gesagt. Diese Ansicht stehe im Widerspruch zur gängigen Rhetorik der FED, wonach Zinssenkungen vom Tisch seien. Und obwohl der FED-Vorsitzende Jerome Powell im Juni eine Zinspause angedeutet habe, würden viele FED-Beamte zögerlich bleiben, wobei das vorherrschende Thema sei, dass die Zinssätze "länger höher" bleiben sollten.

Die Präsidentin der Dallas FED, Lorie Logan, habe am Mittwoch gesagt, dass "kleinere, weniger häufige" Zinserhöhungen für die FED von Vorteil sein könnten, um die Finanzstabilität zu gewährleisten. "Allmähliche Anpassungen der Politik können hilfreich sein", so Logan auf einer Wirtschaftskonferenz der Atlanta FED. "Die Finanzbedingungen können sich manchmal nichtlinear verschlechtern und der Gesamtwirtschaft Schaden zufügen, aber das Risiko einer nichtlinearen Reaktion kann durch eine Anhebung der Zinssätze in kleineren, weniger häufigen Schritten gemildert werden."

Der Präsident der Zentralbank von Richmond, Thomas Barkin, habe am Dienstag gegenüber Bloomberg gesagt, dass er eine weitere Anhebung der Zinssätze für "bequem" halte. "Ich denke, die Botschaft der letzten Erklärung war die der Optionalität, nicht die einer Pause oder eines Höhepunkts", so Barkin. "Ich möchte mehr darüber erfahren, was mit all diesen verzögerten Effekten (von früheren Zinserhöhungen) passiert, aber ich möchte auch die Inflation reduzieren. Und wenn dafür weitere Zinserhöhungen notwendig sind, kann ich das gerne tun."

J.P. Morgan Asset Management könnte etwas zu optimistisch sein, was die Geschwindigkeit von Zinssenkungen angehe. Es scheine durchaus wahrscheinlich, dass die Zinsen im laufenden Jahr noch auf dem Niveau rund um 5 Prozent verharren könnten und erst 2024 wieder sinken würden. Aber in der Tat werde es darauf ankommen, ob und wann die Rezession in den USA ihr Gesicht zeige. (19.05.2023/alc/a/a)