Inflation in Deutschland sinkt auch im April


02.05.23 09:30
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im April gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,2% gestiegen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte, so die Analysten der Nord LB.

Gegenüber dem Vormonat schwäche sich der Teuerungsprozess auf +0,4% ab. Im Vormonat seien die Preise noch um 7,4% Y/Y bzw. 0,8% M/M gestiegen. Dieser leichte Rückgang könne durchaus als positive Überraschung gewertet werden. Zumal aus den beiden großen Bundesländern Bayern und Hessen sogar für die meisten Waren aus der Kernrate ein Rückgang gegenüber dem Vormonatswert gemeldet worden sei, Details, die das Statistische Bundesamt in den vorläufigen Schätzungen üblicherweise nicht veröffentliche. Die Kernrate habe in den letzten Monaten immer wieder neue Höchststände markiert. Nun gebe es erstmals Indizien, dass es schon im Berichtsmonat April zu einem Rückgang kommen werde.

Dem Inflationsprozess scheine also etwas die Puste auszugehen. Die Preise für Waren insgesamt (einschließlich Lebensmittel und Energie) seien im Berichtsmonat um 9,3% Y/Y und damit langsamer als im Vormonat März (9,8% Y/Y) gestiegen. Bei den Dienstleistungen werde für April ein Anstieg von 4,7% Y/Y erwartet, marginal weniger als die 4,8% Y/Y vom März. Für die Verbraucher dürfte erfreulich sein, dass sich der Preisauftrieb bei den Lebensmitteln auf 17,2% Y/Y nach 22,3% Y/Y verlangsamt habe.

Die besonders volatilen Preise für Energieprodukte seien hingegen um 6,8% Y/Y gestiegen und damit wieder etwas kräftiger als im Vormonat, wo ein Basiseffekt die Inflationsrate von 19,1% Y/Y im Februar auf nur 3,5% Y/Y habe fallen lassen.

Trotzdem deute nach vorne gerichtet vieles darauf hin, dass sich der Rückgang der Inflation eher noch hartnäckiger und langsamer gestalte, als bisher gedacht. So würden die Frühindikatoren auf ein wieder etwas robusteres Wirtschaftswachstum schließen lassen.

Auf dem Arbeitsmarkt sei keine Entspannung zu erkennen. Die Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden hätten offengelegt, dass die Arbeitnehmer über erhebliche Verhandlungsmacht verfügen würden. Entsprechend seien (und würden) die Abschlüsse im historischen Vergleich nominal durchaus üppig aus(ge)fallen und das trage zu einer Verfestigung der Inflation bei.

Tatsächlich hätten die gestiegenen Einkommenserwartungen bereits das Konsumklima spürbar verbessert, so die am vergangenen Mittwoch veröffentlichen Ergebnisse der GfK-Umfrage zur Verbraucherstimmung in Deutschland. Ausgabenfreudige Konsumenten würden sich auch eher inflationstreibend verhalten.

Die EZB werde deswegen wohl nicht darum herum kommen die Zinsen weiter zu erhöhen. Nach den Zahlen zur Inflation und zum Wirtschaftswachstum vom 28. April 2023 in Deutschland und der Eurozone dürfte es der Zentralbank jedoch nicht allzu schwerfallen, sich für einen kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten zu entscheiden.

Der Inflationsdruck in Deutschland habe im April etwas nachgelassen und habe sich von 7,4% Y/Y im März auf nun 7,2 Y/Y ermäßigt. Zwar liege die Teuerungsrate unverändert deutlich oberhalb des Ziels der EZB, es gebe es aber positive Zeichen, dass sich bei der Kernrate der Trend umkehre. Allerdings dürfte nun die Lohnentwicklung zunehmend in den Blick geraten und könnte den Normalisierungsprozess verlangsamen. Zusammen mit der aktuellen Aufhellung der Konjunkturerwartungen könne das die Zentralbank nicht ignorieren. Alles in allem dürfte es ihr aber auch nicht schwerfallen, sich in dieser Woche für nur einen kleinen Zinsschritt zu entscheiden. (Ausgabe vom 28.04.2023) (02.05.2023/alc/a/a)