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Indien: Weitere Zinsanhebungen sind unwahrscheinlich
15.05.23 12:33
DekaBank
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die indische Notenbank hat auf ihrer April-Sitzung den Leitzins unverändert bei 6,5% gelassen. Wir und die Mehrheit der Analysten hatten einen letzten Anhebungsschritt auf 6,75% erwartet, so die Analysten der DekaBank.
Mit dieser Entscheidung erscheine es wahrscheinlich, dass der Leitzinsanhebungszyklus beendet sei. Mittlerweile dürfte auch die US-Zentralbank den Hochpunkt im Anhebungszyklus erreicht haben, was bedeute, dass der externe Druck auf die Geldpolitik nachlasse. Hilfreich sei auch, dass sich das Inflationsgeschehen beruhigt habe. Die Inflationsrate sei im März von 6,4% auf 5,7% gefallen und liege damit wieder im Zielband der Notenbank von 2% bis 6%, allerdings oberhalb des mittelfristigen Zielwerts von 4%. Im April dürfte die Rate weiter gefallen sein.
Die Notenbank zeige sich zufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung, weise jedoch auf Risiken für die Weltwirtschaft hin, so die anhaltenden geopolitischen Spannungen, die erschwerten Finanzierungsbedingungen weltweit sowie das Risiko einer Zunahme des Bankenstresses, was sich vor allem auf das amerikanische Bankensystem beziehen dürfte.
Die Analysten würden das Bild für die indische Konjunktur eher gemischt sehen. Auf der einen Seite seien die Einkaufsmanagerindices im April weiter gestiegen und der Index für das Dienstleistungsgewerbe habe mit 62,0 Punkten sogar auf dem höchsten Stand seit Juni 2010 gelegen. Auf der anderen Seite hätten die Importe im März 7,9% unter dem Vorjahresniveau gelegen und würden auf eine Nachfrageschwäche der indischen Wirtschaft hindeuten. Die Exporte hätten im März 13,9% unter dem Vorjahresniveau gelegen und der Sektor dürfte angesichts der schwachen Weltwirtschaft der indischen Wirtschaft bis auf weiteres keine starken Impulse verleihen können.
Mit dem Näherrücken der landesweiten Parlamentswahl im kommenden Jahr und der Verurteilung von Oppositionsführer Rahul Gandhi würden die politischen Spannungen steigen. Nicht nur die Opposition, sondern auch unabhängige Beobachter würden die Schwächung von Demokratie und Rechtsstaat in Indien mit Sorge verfolgen. Bislang deute aber alles auf eine Bestätigung von Narendra Modi als Ministerpräsident nach den Wahlen hin.
Die Hoffnung, Indien könne zur nächsten großen Wachstumsgeschichte werden, sei in den vergangenen Jahren regelmäßig enttäuscht worden. Angesichts fundamentaler Schwächen würden auch nach der Überwindung der Corona-Krise mittelfristig Raten von deutlich mehr als 7% eher optimistisch erscheinen. So gebe es große Mängel in der Infrastruktur, im Bildungswesen und in der öffentlichen Verwaltung.
Der Grenzkonflikt mit China habe das Verhältnis der beiden Länder nachhaltig belastet. Chinesische Unternehmen dürften sich in den kommenden Jahren mit Investitionen in Indien zurückhalten. Indien wolle zwar eine klare Parteinahme in den geopolitischen Auseinandersetzungen vermeiden, um nationale Interessen nicht zu gefährden. Trotzdem habe die indische Regierung ein Abkommen geschlossen, das die Zusammenarbeit mit den USA auch im militärischen Bereich intensivieren solle.
Moodys habe das Rating für indische Fremdwährungsverbindlichkeiten 2020 auf Baa3 gesenkt und vor allem die strukturelle Wachstumsschwäche kritisiert. In der Corona-Krise sei die Staatsverschuldung gestiegen. Die Staatsfinanzen hätten schon vor der Krise zu den Schwachpunkten im indischen Bonitätsprofil gezählt. Im Oktober 2021 habe Moodys aber den Ratingausblick auf stabil verbessert und damit das Risiko einer weiteren Herabstufung in den Junk-Bereich reduziert.
Fitch und S&P würden ebenfalls einen stabilen Ausblick vergeben und das Land ebenso wie Moodys auf der untersten Stufe des Investment-Grade-Bereichs einstufen. Das Budget für das Fiskaljahr 2023/2024 bedeute eine Rückkehr zum einen eher konservativen fiskalpolitischen Kurs. Angesichts der geringen Auslandsverschuldung Indiens stehe die Zahlungsfähigkeit des Landes nicht infrage. (Ausgabe vom 12.05.2023) (15.05.2023/alc/a/a)
Mit dieser Entscheidung erscheine es wahrscheinlich, dass der Leitzinsanhebungszyklus beendet sei. Mittlerweile dürfte auch die US-Zentralbank den Hochpunkt im Anhebungszyklus erreicht haben, was bedeute, dass der externe Druck auf die Geldpolitik nachlasse. Hilfreich sei auch, dass sich das Inflationsgeschehen beruhigt habe. Die Inflationsrate sei im März von 6,4% auf 5,7% gefallen und liege damit wieder im Zielband der Notenbank von 2% bis 6%, allerdings oberhalb des mittelfristigen Zielwerts von 4%. Im April dürfte die Rate weiter gefallen sein.
Die Notenbank zeige sich zufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung, weise jedoch auf Risiken für die Weltwirtschaft hin, so die anhaltenden geopolitischen Spannungen, die erschwerten Finanzierungsbedingungen weltweit sowie das Risiko einer Zunahme des Bankenstresses, was sich vor allem auf das amerikanische Bankensystem beziehen dürfte.
Die Analysten würden das Bild für die indische Konjunktur eher gemischt sehen. Auf der einen Seite seien die Einkaufsmanagerindices im April weiter gestiegen und der Index für das Dienstleistungsgewerbe habe mit 62,0 Punkten sogar auf dem höchsten Stand seit Juni 2010 gelegen. Auf der anderen Seite hätten die Importe im März 7,9% unter dem Vorjahresniveau gelegen und würden auf eine Nachfrageschwäche der indischen Wirtschaft hindeuten. Die Exporte hätten im März 13,9% unter dem Vorjahresniveau gelegen und der Sektor dürfte angesichts der schwachen Weltwirtschaft der indischen Wirtschaft bis auf weiteres keine starken Impulse verleihen können.
Die Hoffnung, Indien könne zur nächsten großen Wachstumsgeschichte werden, sei in den vergangenen Jahren regelmäßig enttäuscht worden. Angesichts fundamentaler Schwächen würden auch nach der Überwindung der Corona-Krise mittelfristig Raten von deutlich mehr als 7% eher optimistisch erscheinen. So gebe es große Mängel in der Infrastruktur, im Bildungswesen und in der öffentlichen Verwaltung.
Der Grenzkonflikt mit China habe das Verhältnis der beiden Länder nachhaltig belastet. Chinesische Unternehmen dürften sich in den kommenden Jahren mit Investitionen in Indien zurückhalten. Indien wolle zwar eine klare Parteinahme in den geopolitischen Auseinandersetzungen vermeiden, um nationale Interessen nicht zu gefährden. Trotzdem habe die indische Regierung ein Abkommen geschlossen, das die Zusammenarbeit mit den USA auch im militärischen Bereich intensivieren solle.
Moodys habe das Rating für indische Fremdwährungsverbindlichkeiten 2020 auf Baa3 gesenkt und vor allem die strukturelle Wachstumsschwäche kritisiert. In der Corona-Krise sei die Staatsverschuldung gestiegen. Die Staatsfinanzen hätten schon vor der Krise zu den Schwachpunkten im indischen Bonitätsprofil gezählt. Im Oktober 2021 habe Moodys aber den Ratingausblick auf stabil verbessert und damit das Risiko einer weiteren Herabstufung in den Junk-Bereich reduziert.
Fitch und S&P würden ebenfalls einen stabilen Ausblick vergeben und das Land ebenso wie Moodys auf der untersten Stufe des Investment-Grade-Bereichs einstufen. Das Budget für das Fiskaljahr 2023/2024 bedeute eine Rückkehr zum einen eher konservativen fiskalpolitischen Kurs. Angesichts der geringen Auslandsverschuldung Indiens stehe die Zahlungsfähigkeit des Landes nicht infrage. (Ausgabe vom 12.05.2023) (15.05.2023/alc/a/a)