Gemengelage aus Inflation und Zins


15.03.23 08:45
Fürst Fugger Privatbank

Augsburg (www.anleihencheck.de) - Die Inflation hat uns fest im Griff, so Rainer Weyrauch, Mitglied des Managementgremiums für die Vermögensverwaltungen und Leiter der Niederlassung Köln der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft.

Alle Prognosen der letzten 18 Monate seien nach oben korrigiert worden und die Notenbanken überböten sich zurzeit mit Ansagen zur Bekämpfung der Teuerung. Gleichzeitig halte sich die Inflation in allen Bereichen hartnäckig und verstetige sich durch zunehmende Zweitrundeneffekte. Die Lohn-Preis-Spirale sei zwar noch nicht richtig in Gang gesetzt worden, erste Anzeichen dafür seien jedoch erkennbar.

Die Konjunktur auf beiden Seiten des Atlantiks sei bemerkenswert stabil und die Unternehmensergebnisse und Aktienmärkte würden sich wacker halten. Die europäischen Aktienmärkte hätten sogar etwas besser performt, weil die befürchteten Energie-Engpässe nicht eingetroffen seien. Die mittelfristigen Wettbewerbsvorteile dürften jedoch auf Seiten der USA liegen, was bislang noch nicht honoriert werde.

Die Rentenmärkte hätten die Erwartung auf das schnelle Abklingen der Inflation erst einmal aufgegeben. Hier würden weitere Zinserhöhungen eingepreist (Leitzinsen bis zu 6,5% in den USA und bis zu 4,5% in Europa). Nach zwei Hoffnungs-Rallys seien die Staatsanleihen daher noch einmal unter Druck geraten. Die aktuellen Ereignisse am US-Bankenmarkt würden jedoch durchaus das Potenzial bergen, dass die Zinsen doch nicht so stark erhöht würden, wie es im Moment noch erwartet werde. Das wäre ein erstes positives Zeichen.

Und es werde weitere Schwankungen geben. An den Aktienmärkten könne es zu deutlicheren Rückgängen kommen, sollten die Zinsen bestimmte Reizniveaus überschreiten. In einigen Branchen seien schon deutliche Bremsspuren sichtbar: Die Baubranche, Start Ups, Private Equity, erste Banken und Projektfinanzierungen seien nur einige Beispiele für die Auswirkungen des gestiegenen Basiszinses.

Höhere Zinsen und eine höhere Inflation würden noch einige Jahre erhalten bleiben. Folgerichtig könnten in den kommenden Monaten die Aktienmärkte noch einmal nachgeben, bevor sich alle an die neue Normalität gewöhnt hätten. Hier könnten sich gute Einstiegsmöglichkeiten bieten.

Wer sich als Anleger die durchaus wieder attraktiven Zinsniveaus mit Anleihen von guten Emittenten gesichert habe, halte damit auch eine mögliche weitere Welle des Zinsanstieges aus. Auf der Aktienseite lohne sich eine breite Aufstellung mit Werten, die ein krisenfestes Geschäftsmodell verfolgen würden. Die sollten auch einen möglichen weiteren Rückgang durchhalten. Gleichzeitig sei es klug, etwas Pulver trocken zu halten, um in allen Marktlagen handlungsfähig zu sein. Auch Cash werde inzwischen wieder gut verzinst.

Sobald die ersten Kommentare der Notenbanken Entspannung signalisieren würden, dürfte es nämlich kräftig aufwärts gehen. Man brauche dieses Jahr daher Geduld und einen kühlen Kopf, bis sich die Nachrichtenlage um Inflation und Zinsen wieder normalisiert habe. (15.03.2023/alc/a/a)