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Finanzmarkt: Wenn die Geldbörse schrumpft
12.05.23 10:39
Weberbank
Berlin (www.anleihencheck.de) - Was passiert, wenn Sie einem Jugendlichen erklären, dass sein Datenvolumen auf dem Smartphone ab sofort monatlich geringer ausfallen wird? Aus Beobachtungen lässt sich schlussfolgern: ziemlich schlechte Stimmung, so Björn Hallex, CEFA, CIIA, CEII bei der Weberbank.
Leser hätten in den letzten Wochen und Monaten an dieser Stelle viel zum Thema Zinszyklen gelesen und über die Diskussion, wann der Gipfel der Leitzinsen in Europa erreicht sei. Eine nicht ganz leicht zu beantwortende Frage. So sei auf der einen Seite das Bruttoinlandsproduktes gerade für Europa besser ausgefallen als noch zum Jahreswechsel prognostiziert. Was den Pfad einer restriktiveren Geldpolitik stütze. Auf der anderen Seite sehe man deutlich rückläufige Energiepreise, die die Gesamtinflationsrate zunehmend sinken lassen würden. Ein Hinweis auf ein Ende der Zinserhöhungen? Nicht ganz.
Wenn man die Energie- und Nahrungsmittelpreise aus der Betrachtung herauslasse, könne man feststellen, dass die sogenannte Kerninflationsrate in Europa in letzter Zeit weiter angestiegen sei. Zu erwarten sei deshalb auf der letzten Notenbanksitzung gewesen, dass weitere Zinsschritte angekündigt würden. Überraschend sei gewesen, dass zusätzlich weniger Rückflüsse aus den fällig werdenden Anleihen wieder angelegt würden und so die Liquidität schneller reduziert werde.
Das Ziel der Notenbank? Die aktuelle Inflationsentwicklung deutlicher einzudämmen. Die Gefahr einer solchen restriktiven Geldpolitik sei, dass die Wahrscheinlichkeit für ein schwächeres Wirtschaftsumfeld wachse. Um im Bilde des Jugendlichen zu bleiben, bedeute weniger Datenvolumen in der Übersetzung zum Kapitalmarkt, dass zukünftig weniger Liquidität zur Verfügung stehe.
Sorge die Notenbank damit für schlechte Stimmung beim Anleger? Nein, denn nach der Phase des zinslosen Risikos böten sich nun wieder deutlich mehr Anlagealternativen an. Zusätzlich gebe es mehr Möglichkeiten zur Streuung der Chancen und Risiken von gemischten Portfolien. Eine mögliche attraktive Alternative finde man am Rentenmarkt. Vor dem Hintergrund des Wechselspiels zwischen Wirtschaftsabschwächung und Liquiditätsentzug würden die Analysten kurzfristig von einem seitwärts tendierenden Rentenmarkt ausgehen, bevor sich eine der beiden Seiten durchsetzen werde. Erste Prämisse dabei sei der Fokus auf gute Bonitäten. Diese finde man vorwiegend bei europäischen Staatsanleihen, supranationale Emittenten wie der Europäischen Investitionsbank, europäischen Pfandbriefen und Unternehmensanleihen.
Zweite Prämisse seí das Nutzen von Opportunitäten. So seien Bankanleihen in Relation zu Unternehmensanleihen zuletzt nochmals attraktiver geworden. Hintergrund seien die wieder verstärkt in die Diskussion geratenen regionalen Banken in den USA, die die Risikoprämien und damit die Rendite von Bankanleihen ausgeweitet hätten.
Müsse der Aktienmarkt für den Rest des Jahres nun abgeschrieben werden? Jetzt, wo die Freude der relativen Outperformance des europäischen Aktienmarktes überwiege? Nicht zwangsläufig. So sei die Stimmung unter institutionellen Investoren weiter sehr skeptisch. Schlagwörter wie "Aktien untergewichtet" und "Cash übergewichtet" könnten vernommen werden. Diese würden häufig als Kontraindikatoren nach dem Motto gelten: "Wer seine Aktien bereits verkauft hat, kann Sie zukünftig nicht mehr verkaufen".
Aber auch die aktuelle Berichtssaison habe den Aktienmarkt positiv unterstützt. So hätten vor allem die europäischen Unternehmen die Prognosen der Analysten deutlich übertreffen können. Dennoch mahne das Wirtschaftsumfeld und damit der Ausblick auf die Margenentwicklung, die Bewertung und technische Indikatoren nicht zu überschwänglich zu sehen. Mehr denn je gelte: Qualität sei Trumpf. Fokus auf etablierte Geschäftsmodelle, saubere Bilanzen und Preissetzungsmacht werde weiter maßgeblich für den Anlageerfolg bleiben. Denn eines zeige die aktuelle Berichtssaison auch: Die guten Zahlen würden von einigen wenigen Unternehmen getragen. Man finde solche Unternehmen vor allem in den Sektoren Pharma, Luxusgüter und Technologie. (12.05.2023/alc/a/a)
Leser hätten in den letzten Wochen und Monaten an dieser Stelle viel zum Thema Zinszyklen gelesen und über die Diskussion, wann der Gipfel der Leitzinsen in Europa erreicht sei. Eine nicht ganz leicht zu beantwortende Frage. So sei auf der einen Seite das Bruttoinlandsproduktes gerade für Europa besser ausgefallen als noch zum Jahreswechsel prognostiziert. Was den Pfad einer restriktiveren Geldpolitik stütze. Auf der anderen Seite sehe man deutlich rückläufige Energiepreise, die die Gesamtinflationsrate zunehmend sinken lassen würden. Ein Hinweis auf ein Ende der Zinserhöhungen? Nicht ganz.
Wenn man die Energie- und Nahrungsmittelpreise aus der Betrachtung herauslasse, könne man feststellen, dass die sogenannte Kerninflationsrate in Europa in letzter Zeit weiter angestiegen sei. Zu erwarten sei deshalb auf der letzten Notenbanksitzung gewesen, dass weitere Zinsschritte angekündigt würden. Überraschend sei gewesen, dass zusätzlich weniger Rückflüsse aus den fällig werdenden Anleihen wieder angelegt würden und so die Liquidität schneller reduziert werde.
Sorge die Notenbank damit für schlechte Stimmung beim Anleger? Nein, denn nach der Phase des zinslosen Risikos böten sich nun wieder deutlich mehr Anlagealternativen an. Zusätzlich gebe es mehr Möglichkeiten zur Streuung der Chancen und Risiken von gemischten Portfolien. Eine mögliche attraktive Alternative finde man am Rentenmarkt. Vor dem Hintergrund des Wechselspiels zwischen Wirtschaftsabschwächung und Liquiditätsentzug würden die Analysten kurzfristig von einem seitwärts tendierenden Rentenmarkt ausgehen, bevor sich eine der beiden Seiten durchsetzen werde. Erste Prämisse dabei sei der Fokus auf gute Bonitäten. Diese finde man vorwiegend bei europäischen Staatsanleihen, supranationale Emittenten wie der Europäischen Investitionsbank, europäischen Pfandbriefen und Unternehmensanleihen.
Zweite Prämisse seí das Nutzen von Opportunitäten. So seien Bankanleihen in Relation zu Unternehmensanleihen zuletzt nochmals attraktiver geworden. Hintergrund seien die wieder verstärkt in die Diskussion geratenen regionalen Banken in den USA, die die Risikoprämien und damit die Rendite von Bankanleihen ausgeweitet hätten.
Müsse der Aktienmarkt für den Rest des Jahres nun abgeschrieben werden? Jetzt, wo die Freude der relativen Outperformance des europäischen Aktienmarktes überwiege? Nicht zwangsläufig. So sei die Stimmung unter institutionellen Investoren weiter sehr skeptisch. Schlagwörter wie "Aktien untergewichtet" und "Cash übergewichtet" könnten vernommen werden. Diese würden häufig als Kontraindikatoren nach dem Motto gelten: "Wer seine Aktien bereits verkauft hat, kann Sie zukünftig nicht mehr verkaufen".
Aber auch die aktuelle Berichtssaison habe den Aktienmarkt positiv unterstützt. So hätten vor allem die europäischen Unternehmen die Prognosen der Analysten deutlich übertreffen können. Dennoch mahne das Wirtschaftsumfeld und damit der Ausblick auf die Margenentwicklung, die Bewertung und technische Indikatoren nicht zu überschwänglich zu sehen. Mehr denn je gelte: Qualität sei Trumpf. Fokus auf etablierte Geschäftsmodelle, saubere Bilanzen und Preissetzungsmacht werde weiter maßgeblich für den Anlageerfolg bleiben. Denn eines zeige die aktuelle Berichtssaison auch: Die guten Zahlen würden von einigen wenigen Unternehmen getragen. Man finde solche Unternehmen vor allem in den Sektoren Pharma, Luxusgüter und Technologie. (12.05.2023/alc/a/a)