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FED-Entscheidung ist eine Gratwanderung


15.09.23 16:00
Helaba

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die FED muss abwägen, ob das Risiko, zinspolitisch zu überziehen, dasjenige übersteigt, zu wenig zu tun, so die Analysten der Helaba.

Argumente sowohl für ein Stillhalten als auch für eine Erhöhung sind vorhanden.

Die Situation in den USA geldpolitisch zu beurteilen, sei aktuell ebenso schwierig wie für die Eurozone. Die EZB habe in der auslaufenden Woche unter dem Eindruck einer erhöhten Inflationsprognose die Zinsen angehoben, setze sich damit aber dem Risiko aus, die Konjunktur endgültig in die Rezession zu drängen. Werde die FED dennoch stillhalten? Argumente, die dafür sprechen würden, seien die stark gesunkenen Steigerungsraten bei Erzeuger-, Import- und Exportpreisen. Die Verbraucherpreisinflation habe ebenfalls den Zenit bereits Mitte 2022 bei 9% überwunden und sei seitdem deutlich gefallen. Auch jenseits von Energie und Nahrungsmitteln habe die Preisdynamik nachgelassen. Das Geldmengenwachstum sei seit Ende 2022 negativ und die Kreditvergabestandards seien bis zuletzt verschärft worden. Die Straffung der Zinspolitik seit März 2022 um insgesamt 525 Basispunkte zeige nicht nur dort und im Immobiliensektor Wirkung. Auch das Verarbeitende Gewerbe befinde sich seit einigen Monaten in einer Stimmungsflaute.

Dennoch sei die Lage nicht eindeutig genug, um eine Zinserhöhung vollständig auszuschließen. So sorge der unerwartet robuste Dienstleistungssektor bei anhaltend solider Konsumnachfrage für ein positives Wirtschaftswachstum, mithin lasse die prognostizierte Rezession noch immer auf sich warten. Der jüngste Anstieg des ISM-Serviceindexes sei hierbei besonders hervorzuheben. Hinzu komme, dass auch der Arbeitsmarkt weiterhin als eng bezeichnet werden müsse. Die Arbeitslosenquote sei zwar jüngst gestiegen, die Beschäftigungszuwächse und Lohnsteigerungen seien aber ansehnlich geblieben. Des Weiteren sei das noch immer erhöhte Niveau der Kernteuerung stabilitätspolitisch ein Risiko. Mit dem jüngsten Anstieg des Ölpreises habe auch die Gesamt-Teuerungsrate wieder zugelegt.

Für beide Seiten gebe es gute Argumente und die US-Notenbanker müssten diese sorgfältig gegeneinander abwägen. Letztlich würden die Analysten der Helaba ein Stillhalten der FED am kommenden Mittwoch auch deshalb für wahrscheinlich halten, weil den FOMC-Mitgliedern klar sein sollte, dass ein Bremsen von Konjunktur und Inflation zukünftig einfacher wäre als ein Wiederanschieben der Wirtschaft, wenn man zinspolitisch zu weit ginge. Ein Abwarten, um mehr Klarheit über den Zustand der Wirtschaft zu bekommen, sei nach Erachten der Analysten der Helaba unter Kosten-Nutzen-Aspekten zu empfehlen. Die Marktteilnehmer würden es ähnlich sehen und nur eine geringe Zinserhöhungswahrscheinlichkeit einpreisen, sich - vermutlich wie die FED - aber die Option offen für eine nochmalige Zinserhöhung im November oder Dezember halten. (15.09.2023/alc/a/a)