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Das Ende des FED-Zinsanhebungszyklus?


19.09.23 10:15
DONNER & REUSCHEL AG

Hamburg (www.anleihencheck.de) - Mit 45 Punkten im September fiel der NAHB-Immobilienmarktindex in den USA deutlich schwächer aus als in den Vormonaten: Dies lässt eine negative Entwicklung auf dem Markt für Einfamilienhäuser erwarten, so Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL AG.

Die befragten Bauunternehmen würden dabei vor allem die gestiegenen Hypothekenzinsen als Gründe nennen. Der Sprung über die Marke von sieben Prozent habe zu einer merklichen Abkühlung der Nachfrage nach Neubauten gesorgt. Rund ein Drittel der Unternehmen habe die Preise für Hausverkäufe daher erneut um durchschnittlich 6 Prozent gesenkt. Damit werde immer offensichtlicher, dass die von der FED gewünschte wirtschaftliche Abkühlung zinsinduziert vorangetrieben werde. Die Leitzinsen würden auf dem aktuellen Niveau von 5,25 bis 5,50 Prozent deutlich restriktiv wirken. Entsprechend liege die klare Markterwartung für den anstehenden Zinsentscheid des FOMC (Federal Open Market Committee) am Mittwoch bei einer Zinspause.

Offen bleibe, ob FED-Präsident Jerome Powell ähnlich markant, wie zuletzt, auf noch bestehende Inflationsgefahren hinweise und damit die Tür für eine mögliche Zinsanhebung im November oder Dezember offenlasse. So zum Beispiel aufgrund eines - stärker als erwarteten - Anstiegs der Rohölpreise. Die Entwicklung am Immobilienmarkt spiele Powell allerdings in die Hände: In den vergangenen Monaten sei der wichtigste Inflationstreiber die Komponente "Shelter" gewesen, in welchem die - jetzt wieder stärker fallenden - Preise für Hauseigentum eine wichtige Rolle spielen würden. Sofern die weiteren, in dieser Woche anstehenden Daten vom US-Immobilienmarkt (Baugenehmigungen, Baubeginne, Verkäufe bestehender Häuser) das Bild einer schwachen Baukonjunktur untermauern würden, könnte es moderatere Töne vonseiten der FED geben. Denn fallende Hauspreise würden in den USA auch direkt auf den Konsum wirken und den Privatkonsum sinken lassen. Powell könnte daher sogar das Ende des Zinserhöhungszyklus ausrufen und den Aktienmärten und dem Euro kurzfristig etwas Auftrieb verleihen.

Fazit: Es werde sich erst in den nächsten Monaten zeigen, wie stark die US-Wirtschaft - im Zuge anstehender Kreditrefinanzierungen und sukzessive steigender Fremdkapitalkosten - tatsächlich gebremst worden sei und wie sich das auf die Gewinne der Unternehmen durchschlage. Einen ersten Eindruck davon könnten die am Freitag anstehenden Schnellschätzungen der S&P Global-Einkaufsmanagerindices geben - und dabei gleich die Anlegerstimmung trüben. (19.09.2023/alc/a/a)