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EZB wird abwarten und Wirtschaftsprognose deutlich reduzieren
13.09.23 09:00
Neuberger Berman
New York (www.anleihencheck.de) - Noch hat sich die EZB nicht dazu geäußert, ob sie die Zinsen in der kommenden Sitzung anheben wird, so Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman.
Dennoch sei es auch angesichts der Verzögerungen, die sich bei den vergangenen EZB-Leitzinserhöhungen auf die wirtschaftliche Entwicklung gezeigt hätten, wahrscheinlich, dass die Währungshüter bei ihrer abwartenden Haltung bleiben und mit ihrer Zinserhöhungspolitik erstmal pausieren würden. Dies lege auch ein Blick auf die Datenlage nahe. Immerhin habe die EZB in den vergangenen Monaten immer wieder ihren datenabhängigen Ansatz betont - und seit ihrer letzten Sitzung stünden den Währungshütern nun mehr Informationen zu zwei wichtigen Themen zur Verfügung:
1. Zur wirtschaftlichen Entwicklung: Die Frühindikatoren würden ankündigen, dass die Rezession von der Industrie auf den Dienstleistungssektor übergreife. Damit erlebe die Eurozone nicht nur eine rein technische Rezession sondern eine reale. Damit wäre es der EZB bereits gelungen, die Nachfrage ausreichend zu dämpfen, was den Inflationsdruck bald verringern dürfte.
2. Zu Entwicklung der Inflation: Erst kürzlich habe Christine Lagarde noch einmal bestätigt, dass ein klarer Rückgang der Inflation zu erkennen sei, was auch in Bezug auf die Kerninflation verstanden werden könne. Diese habe über die letzten vier Monate einen annualisierten Anstieg von weniger als 3 Prozent verzeichnet. Sie liege damit also deutlich unter den letzten Daten von +5,3 Prozent im Jahresvergleich.
Frühere Projektionen der EZB aus dem vergangenen Juni hätten die Märkte überrascht, weil sie für dieses Jahr und 2024 ein höheres Wachstum sowie mittelfristig eine höhere Inflation prognostiziert hätten. Für die aktualisierten Projektionen würden die Experten eine deutliche Abwärtskorrektur des Wirtschaftswachstums und eine niedrigere mittelfristige Inflation erwarten, die sich ihrem Ziel von 2 Prozent allmählich annähere.
Interessant sei in diesem Zusammenhang auch, wie unterschiedlich die Inflationsentwicklung in Deutschland im Vergleich zu anderen Euroländern sei. In der Bundesrepublik sei die Inflationsrate im vergangenen Monat auf 6,4 Prozent im Jahresvergleich gefallen, bei ihrem Höchststand im Oktober vergangenen Jahres seien es noch 11,6 Prozent gewesen. In der Eurozone sei die Inflation hingegen von ihrem Höchststand bei 10,6 Prozent auf mittlerweile 5,3 Prozent gesunken.
Dieser große Unterschied zwischen Deutschland und dem Rest der Eurozone habe vor einem Jahr begonnen, als die deutsche Regierung das 9-Euro-Ticket für öffentliche Verkehrsmittel aufgehoben habe. Dieser Basiseffekt falle in diesem Monat weg. Entsprechend würden sich auch die deutsche Inflationsrate im September an die anderen Euro-Länder allmählich angleichen. Dies dürfte auch die Befürchtung abschwächen, dass die EZB-Politik durch die unterschiedlichen Inflationsraten weniger treffsicher sei. (Ausgabe vom 12.09.2023) (13.09.2023/alc/a/a)
Dennoch sei es auch angesichts der Verzögerungen, die sich bei den vergangenen EZB-Leitzinserhöhungen auf die wirtschaftliche Entwicklung gezeigt hätten, wahrscheinlich, dass die Währungshüter bei ihrer abwartenden Haltung bleiben und mit ihrer Zinserhöhungspolitik erstmal pausieren würden. Dies lege auch ein Blick auf die Datenlage nahe. Immerhin habe die EZB in den vergangenen Monaten immer wieder ihren datenabhängigen Ansatz betont - und seit ihrer letzten Sitzung stünden den Währungshütern nun mehr Informationen zu zwei wichtigen Themen zur Verfügung:
1. Zur wirtschaftlichen Entwicklung: Die Frühindikatoren würden ankündigen, dass die Rezession von der Industrie auf den Dienstleistungssektor übergreife. Damit erlebe die Eurozone nicht nur eine rein technische Rezession sondern eine reale. Damit wäre es der EZB bereits gelungen, die Nachfrage ausreichend zu dämpfen, was den Inflationsdruck bald verringern dürfte.
Frühere Projektionen der EZB aus dem vergangenen Juni hätten die Märkte überrascht, weil sie für dieses Jahr und 2024 ein höheres Wachstum sowie mittelfristig eine höhere Inflation prognostiziert hätten. Für die aktualisierten Projektionen würden die Experten eine deutliche Abwärtskorrektur des Wirtschaftswachstums und eine niedrigere mittelfristige Inflation erwarten, die sich ihrem Ziel von 2 Prozent allmählich annähere.
Interessant sei in diesem Zusammenhang auch, wie unterschiedlich die Inflationsentwicklung in Deutschland im Vergleich zu anderen Euroländern sei. In der Bundesrepublik sei die Inflationsrate im vergangenen Monat auf 6,4 Prozent im Jahresvergleich gefallen, bei ihrem Höchststand im Oktober vergangenen Jahres seien es noch 11,6 Prozent gewesen. In der Eurozone sei die Inflation hingegen von ihrem Höchststand bei 10,6 Prozent auf mittlerweile 5,3 Prozent gesunken.
Dieser große Unterschied zwischen Deutschland und dem Rest der Eurozone habe vor einem Jahr begonnen, als die deutsche Regierung das 9-Euro-Ticket für öffentliche Verkehrsmittel aufgehoben habe. Dieser Basiseffekt falle in diesem Monat weg. Entsprechend würden sich auch die deutsche Inflationsrate im September an die anderen Euro-Länder allmählich angleichen. Dies dürfte auch die Befürchtung abschwächen, dass die EZB-Politik durch die unterschiedlichen Inflationsraten weniger treffsicher sei. (Ausgabe vom 12.09.2023) (13.09.2023/alc/a/a)