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EZB schaltet zurück, will aber das Zinsniveau noch nicht einloggen
08.05.23 09:47
Helaba
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die EZB erhöhte die Leitzinsen erwartungsgemäß um 25 Basispunkte und machte deutlich, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sei: Gut für Sparer, schlecht für Kreditnehmer, so die Analysten der Helaba.
Betrachte man allein die Entwicklung an den Anleihemärkten nach der Zinsentscheidung der EZB, so könnte dies als Beleg dafür dienen, dass sich der Zinserhöhungskurs bereits in der Endphase befinde. Die Rendite zweijähriger Bundesanleihen sei zeitweise um knapp 0,2 Prozentpunkte auf 2,5% gesunken. Anfang März habe sie noch bei rund 3,4% gelegen. Gleichzeitig notiere der Terminmarktsatz für Dreimonatsgeld erstmals in diesem Erhöhungszyklus unter dem EZB-Einlagensatz. Die Rendite zehnjähriger Bunds sei zeitgleich unter die Marke von 2,2% gefallen. Getrieben worden sei der Rückgang allerdings maßgeblich auch durch die anhaltende Unsicherheit im US-Bankensektor und die dadurch sinkenden US-Renditen sowie die schwachen Aktienmärkte.
Dennoch habe man sich ein wenig die Augen gerieben, denn die EZB habe kurz zuvor nicht nur die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben, sondern auch deutlich eine Fortsetzung des Straffungskurses angekündigt. Auch der Beschluss, die Bestände an APP-Wertpapieren schneller als bisher abzubauen, habe die Entschlossenheit der EZB unterstrichen.
Angesichts des verbesserten Konjunkturausblicks und der anhaltenden Unsicherheit über das Tempo des Inflationsrückgangs würden die Analysten ihre Einschätzung revidieren und nun einen weiteren Zinsschritt der EZB um 25 Basispunkte erwarten. Damit würden sich die Zielwerte für den Einlagen- und Refinanzierungssatz auf 3,5% bzw. 4,0% erhöhen. Dabei sei zu berücksichtigen, dass die Straffung bereits Wirkung zeige: Der jüngste Bank Lending Survey (BLS) der EZB sowie die schrumpfende Geldmenge im Euroraum würden dies eindrucksvoll belegen. Allerdings werde es einige Zeit dauern, bis sich dies in den Inflationsraten niederschlage.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe sich gleichwohl entschlossen gezeigt, die Inflation zügig in den Griff zu bekommen, z.B. als sie auf der Pressekonferenz gefragt worden sei, ob sie auch die Kreditnehmer im Blick habe, die variable Immobilienkredite abgeschlossen hätten. Diese Finanzierungsform sei vor allem in Skandinavien, Zentralosteuropa und auf der iberischen Halbinsel verbreitet. Die wenig überraschende Antwort habe gelautet, dass man sich der Schwierigkeiten für die Kreditnehmer bewusst sei, die EZB sich aber auf ihr Inflations-ziel konzentrieren müsse.
Vor vielen Jahren sei ihr Vorgänger Mario Draghi in ähnlicher Weise mit den negativen Auswirkungen seiner Geldpolitik konfrontiert worden. Damals sei es jedoch um die Leiden der deutschen Sparer gegangen. (Ausgabe vom 05.05.2023) (08.05.2023/alc/a/a)
Betrachte man allein die Entwicklung an den Anleihemärkten nach der Zinsentscheidung der EZB, so könnte dies als Beleg dafür dienen, dass sich der Zinserhöhungskurs bereits in der Endphase befinde. Die Rendite zweijähriger Bundesanleihen sei zeitweise um knapp 0,2 Prozentpunkte auf 2,5% gesunken. Anfang März habe sie noch bei rund 3,4% gelegen. Gleichzeitig notiere der Terminmarktsatz für Dreimonatsgeld erstmals in diesem Erhöhungszyklus unter dem EZB-Einlagensatz. Die Rendite zehnjähriger Bunds sei zeitgleich unter die Marke von 2,2% gefallen. Getrieben worden sei der Rückgang allerdings maßgeblich auch durch die anhaltende Unsicherheit im US-Bankensektor und die dadurch sinkenden US-Renditen sowie die schwachen Aktienmärkte.
Angesichts des verbesserten Konjunkturausblicks und der anhaltenden Unsicherheit über das Tempo des Inflationsrückgangs würden die Analysten ihre Einschätzung revidieren und nun einen weiteren Zinsschritt der EZB um 25 Basispunkte erwarten. Damit würden sich die Zielwerte für den Einlagen- und Refinanzierungssatz auf 3,5% bzw. 4,0% erhöhen. Dabei sei zu berücksichtigen, dass die Straffung bereits Wirkung zeige: Der jüngste Bank Lending Survey (BLS) der EZB sowie die schrumpfende Geldmenge im Euroraum würden dies eindrucksvoll belegen. Allerdings werde es einige Zeit dauern, bis sich dies in den Inflationsraten niederschlage.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe sich gleichwohl entschlossen gezeigt, die Inflation zügig in den Griff zu bekommen, z.B. als sie auf der Pressekonferenz gefragt worden sei, ob sie auch die Kreditnehmer im Blick habe, die variable Immobilienkredite abgeschlossen hätten. Diese Finanzierungsform sei vor allem in Skandinavien, Zentralosteuropa und auf der iberischen Halbinsel verbreitet. Die wenig überraschende Antwort habe gelautet, dass man sich der Schwierigkeiten für die Kreditnehmer bewusst sei, die EZB sich aber auf ihr Inflations-ziel konzentrieren müsse.
Vor vielen Jahren sei ihr Vorgänger Mario Draghi in ähnlicher Weise mit den negativen Auswirkungen seiner Geldpolitik konfrontiert worden. Damals sei es jedoch um die Leiden der deutschen Sparer gegangen. (Ausgabe vom 05.05.2023) (08.05.2023/alc/a/a)