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EZB nimmt bei Zinsen Fuß vom Gas - Ausblick aber sehr hawkish
05.05.23 10:07
Nord LB
Hannover (www.anleihencheck.de) - Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer Sitzung am 4. Mai 2023 ihren Straffungskurs beibehalten, aber erwartungsgemäß beim Zinserhöhungstempo etwas den Fuß vom Gaspedal genommen, so die Analysten der Nord LB.
Alle drei Leitzinsen seien um jeweils 25 Basispunkte angehoben worden, der Einlagesatz auf 3,25%. Eine mäßige Konjunkturdynamik und der allmählich abnehmende Inflationsdruck hätten zuletzt die Notwendigkeit für aggressive Zinserhöhungen reduziert. Für eine vorsichtigere Vorgehensweise habe zuletzt insbesondere der leichte Rückgang der Kerninflation Argumente geliefert.
Zudem habe der jüngste Bank Lending Survey verdeutlicht, dass die bisherigen Zinserhöhungen zunehmend über den Kreditkanal in der Realwirtschaft ankommen würden. Auch nicht ganz auszuschließen sei, dass die Bankturbulenzen in anderen Währungsräumen perspektivisch noch eine zusätzliche Straffung der Finanzierungsbedingungen bewirken würden.
Bei der Einschätzung zur Inflation würden die Währungshüter aber aus guten Gründen vorsichtig bleiben. So werde das Basisszenario als weitgehend intakt bezeichnet, dieses impliziere jedoch eine Zielverfehlung bis weit ins Jahr 2025 hinein. Zudem sei der Inflationsdruck bei Dienstleistungen auf ein neues Rekordhoch geklettert. Hier gelte es für die Währungshüter wachsam zu bleiben, ob starke Lohnzuwächse zu einer möglichen Verstetigung des Inflationsdrucks beitragen würden. Es werde sich somit erst noch herausstellen müssen, ob dies bereits die erhoffte Trendwende bei der zugrunde liegenden Inflation darstelle. Die jüngsten Inflationsdaten würden somit weder die Argumentation der Tauben noch die der Falken eindeutig stützen.
Wenig überraschend sei die Temporeduktion mit einem hawkishen Grundton kommuniziert worden. So werde die Inflation im Beschluss weiterhin als "too high for too long" bezeichnet. Insbesondere die Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz seien dann aber jedoch überraschend hawkish ausgefallen. So habe sie betont, dass die EZB mit dem Beschluss vom 4. Mai 2023 keine Pause einlege und weiterhin substanzielle Aufwärtsrisiken für die Inflation gesehen würden. Ziemlich eindeutig habe sie eine weitere Zinssteigerung signalisiert, wie oft und um wieviel habe sie allerdings nicht beantwortet.
Der EZB-Rat werde seine nächsten geldpolitischen Entscheidungen abhängig von den hereinkommenden Daten treffen. Das beabsichtigte Ende der APP-Reinvestitionen ab Juli sei zumindest vom Zeitpunkt her etwas überraschend, entspreche jedoch grundsätzlich dem geldpolitischen Kurs der EZB. Das Ende der APP-Reinvestments könnte Teil eines Kompromisses sein, für den die Falken im Gegenzug eine etwas geringere Zahl an weiteren Zinsanhebungen und somit eine etwas niedrigere Terminal Rate akzeptieren würden. Lagarde habe sich denn auch zu betonen beeilt, dass dieser Beschluss kein Teil eines "Zins-Deals" sei. Wie dem auch sei: Die Analysten würden fest mit einer weiteren Zinssteigerung im Juni und einer - abhängig von der Datenlage - dann voraussichtlich letzten Straffung im Juli um jeweils 25 Basispunkte rechnen.
Die Europäische Zentralbank habe am 4. Mai 2023 die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben, zudem sollten APP-Reinvestments überraschend bereits ab Juli stoppen. Sie bleibe damit zunächst auf Straffungskurs, nehme aber bei den Zinsen wie erwartet etwas den Fuß vom Gaspedal. Die mäßige Konjunkturdynamik und der abnehmende Inflationsdruck hätten eine Tempoverlangsamung nahegelegt. Die Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey würden zudem andeuten, dass die bisherigen Zinsanhebungen zunehmend über den Kreditkanal in der Realwirtschaft ankommen würden.
Auch die Marktturbulenzen im März würden für eine bedachte Vorgehensweise sprechen. Allerdings werde die Inflation weiter als "too high for too long" bezeichnet, vor allem die weiter sehr hartnäckige Kerninflation mahne zur Vorsicht. Die Kommunikation sei am 4. Mai 2023 überraschend hawkish ausgefallen und eine weitere Zinssteigerung sei von EZB-Präsidentin Lagarde mehr oder weniger klar angekündigt worden. Im Gegensatz zur FED habe die EZB das Ende im Zinserhöhungszyklus daher wohl noch nicht erreicht, sie biege aber mit dem Beschluss vom 4. Mai 2023 doch allmählich auf die Zielgerade ein. (Ausgabe vom 04.05.2023) (05.05.2023/alc/a/a)
Alle drei Leitzinsen seien um jeweils 25 Basispunkte angehoben worden, der Einlagesatz auf 3,25%. Eine mäßige Konjunkturdynamik und der allmählich abnehmende Inflationsdruck hätten zuletzt die Notwendigkeit für aggressive Zinserhöhungen reduziert. Für eine vorsichtigere Vorgehensweise habe zuletzt insbesondere der leichte Rückgang der Kerninflation Argumente geliefert.
Zudem habe der jüngste Bank Lending Survey verdeutlicht, dass die bisherigen Zinserhöhungen zunehmend über den Kreditkanal in der Realwirtschaft ankommen würden. Auch nicht ganz auszuschließen sei, dass die Bankturbulenzen in anderen Währungsräumen perspektivisch noch eine zusätzliche Straffung der Finanzierungsbedingungen bewirken würden.
Wenig überraschend sei die Temporeduktion mit einem hawkishen Grundton kommuniziert worden. So werde die Inflation im Beschluss weiterhin als "too high for too long" bezeichnet. Insbesondere die Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz seien dann aber jedoch überraschend hawkish ausgefallen. So habe sie betont, dass die EZB mit dem Beschluss vom 4. Mai 2023 keine Pause einlege und weiterhin substanzielle Aufwärtsrisiken für die Inflation gesehen würden. Ziemlich eindeutig habe sie eine weitere Zinssteigerung signalisiert, wie oft und um wieviel habe sie allerdings nicht beantwortet.
Der EZB-Rat werde seine nächsten geldpolitischen Entscheidungen abhängig von den hereinkommenden Daten treffen. Das beabsichtigte Ende der APP-Reinvestitionen ab Juli sei zumindest vom Zeitpunkt her etwas überraschend, entspreche jedoch grundsätzlich dem geldpolitischen Kurs der EZB. Das Ende der APP-Reinvestments könnte Teil eines Kompromisses sein, für den die Falken im Gegenzug eine etwas geringere Zahl an weiteren Zinsanhebungen und somit eine etwas niedrigere Terminal Rate akzeptieren würden. Lagarde habe sich denn auch zu betonen beeilt, dass dieser Beschluss kein Teil eines "Zins-Deals" sei. Wie dem auch sei: Die Analysten würden fest mit einer weiteren Zinssteigerung im Juni und einer - abhängig von der Datenlage - dann voraussichtlich letzten Straffung im Juli um jeweils 25 Basispunkte rechnen.
Die Europäische Zentralbank habe am 4. Mai 2023 die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben, zudem sollten APP-Reinvestments überraschend bereits ab Juli stoppen. Sie bleibe damit zunächst auf Straffungskurs, nehme aber bei den Zinsen wie erwartet etwas den Fuß vom Gaspedal. Die mäßige Konjunkturdynamik und der abnehmende Inflationsdruck hätten eine Tempoverlangsamung nahegelegt. Die Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey würden zudem andeuten, dass die bisherigen Zinsanhebungen zunehmend über den Kreditkanal in der Realwirtschaft ankommen würden.
Auch die Marktturbulenzen im März würden für eine bedachte Vorgehensweise sprechen. Allerdings werde die Inflation weiter als "too high for too long" bezeichnet, vor allem die weiter sehr hartnäckige Kerninflation mahne zur Vorsicht. Die Kommunikation sei am 4. Mai 2023 überraschend hawkish ausgefallen und eine weitere Zinssteigerung sei von EZB-Präsidentin Lagarde mehr oder weniger klar angekündigt worden. Im Gegensatz zur FED habe die EZB das Ende im Zinserhöhungszyklus daher wohl noch nicht erreicht, sie biege aber mit dem Beschluss vom 4. Mai 2023 doch allmählich auf die Zielgerade ein. (Ausgabe vom 04.05.2023) (05.05.2023/alc/a/a)