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Die EZB drosselt Tempo der Zinserhöhungen


05.05.23 08:33
Columbia Threadneedle

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Nach der vermutlich letzten Zinserhöhung durch die US-Notenbank Federal Reserve (FED) gestern hat die Europäische Zentralbank (EZB) das Tempo der Zinsanpassung gedrosselt und hob die Leitzinsen im Einklang mit den Markterwartungen um 25 Basispunkte an, so Dave Chappell, Fixed Income Senior Portfolio Manager bei Columbia Threadneedle Investments.

Das entspreche der Hälfte der bisherigen drei Zinsschritte. Um die Mitglieder des Ausschusses zu besänftigen, die einen größeren Zinsschritt befürwortet hätten, werde die Reinvestition fälliger Anleihen im Rahmen des Asset Purchase Programme (APP) voraussichtlich im Juli beendet - früher als von den meisten erwartet. Dies dürfte zu Aufwärtsdruck bei den Spreads der Peripherieländer führen, auch wenn die Zusage von Reinvestitionen im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms (PEPP) bis 2024 weiterhin für mehr Flexibilität bei den Länderengagements und damit für Unterstützung sorgen werde.

Präsidentin Lagarde habe nachdrücklich betont, dass die EZB nicht "pausiere" - ein klarer Versuch, die Zinserhöhung der EZB von der der FED abzugrenzen. Aber sie habe auch signalisiert, dass der Großteil des Weges zu einer angemessen restriktiven Politik nun bereits hinter uns liege. In den nächsten Monaten würden die verzögerten Auswirkungen der aggressiven Anpassung der Geldpolitik auf die Realwirtschaft spürbar werden. Zeitgleich finden ein schnellerer Bilanzabbau statt und die billigen Kredite, die im Rahmen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) zur Verfügung gestellt worden seien, würden fällig. Die Gesamtheit dieser Maßnahmen dürfte die Wirtschaft der Eurozone stark bremsen. Diese befinde sich bereits jetzt im Stillstand - das würden die BIP-Daten für das erste Quartal bestätigen. Die Tatsache, dass das Worst-Case-Szenario eines strengen Winters nicht eingetreten sei, möge kurzfristig die Stimmung und die Wirtschaftstätigkeit verbessert haben, aber die dreifache Straffung der Politik werde beidem bald wieder einen Dämpfer verpassen. (05.05.2023/alc/a/a)